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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Baseman spielen, wenn man nicht fangen kann.«
    Chris wünschte, er könnte Thoras Augen sehen, doch die Brille verbarg sie vollständig. Sie drückte Ben flüchtig, dann richtete sie sich auf und beschenkte Chris mit ihrem Eintausend-Watt-Strahlen. Sein Blick schweifte zu der Patek Philippe. Hör auf damit, sagte er lautlos.
    »Du hast Ben heute ziemlich früh abgeholt«, stellte sie fest.
    »Ja. Ich wusste, dass die Visiten eine Weile dauern würden, deswegen habe ich beschlossen, sie erst nach dem Training zu machen.«
    Sie nickte und schwieg.
    Er war nicht sicher, was er als Nächstes sagen sollte. Ben rettete ihn, indem er fragte: »Können wir ins La Fiesta fahren, Mom?«
    Thora blickte Chris über den Rand ihrer Sonnenbrille hinweg an.
    »Ich muss wirklich noch ins Krankenhaus, Leute«, sagte Chris. »Fahrt ihr nur.«
    Thora schüttelte den Kopf. »Wir haben genug zu essen im Haus, und viel gesündere Sachen als beim Mexikaner. Ich habe heute Nachmittag Hühnchensalat gemacht.«
    Ben verdrehte die Augen und rümpfte die Nase.
    Fast hätte Chris gesagt, dass er sich auf dem Rückweg nach Hause irgendwo etwas holen konnte, doch das hätte nur dazu geführt, dass Ben weiter bettelte und Thora ärgerlich wurde. »Hilf mir, die Sachen einzuladen, Sohn.«
    Chris und Ben warfen die beiden großen Baumwollsäcke in den Pick-up. Dann verabschiedete sich Chris von Ben, drückte Thora freundschaftlich an seine Seite und stieg in seinen Pick-up. »Ich komme nicht allzu spät«, sagte er durch das offene Seitenfenster.
    Wie als Antwort nahm Thora die Sonnenbrille ab. Ihre ozeanblauen Augen durchdrangen seine gespielte Nonchalance mühelos. Ihr Blick hatte schon immer eine physische Reaktion in seiner Brust hervorgerufen, irgendetwas zwischen Herzflattern und strahlender Wärme. (Er verursachte auch eine Reaktion tiefer unten.) Nun enthielt dieser Blick eine unausgesprochene Frage, doch er unterbrach den Kontakt, hob die Hand zu einem Winken und setzte rückwärts auf die Straße, um nach Norden in Richtung Stadt zu fahren.

5
    Morse lenkte ihren gemieteten Corolla auf den Parkplatz des Days Inn, hielt vor Apartment 125 und stellte den Motor ab. Als sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, miaute die gescheckte Katze ihrer Schwester klagend und sprang vom Badezimmerschrank, um lautlos auf dem Teppich zu landen. Alex zahlte fünf Dollar zusätzlich pro Nacht für das Tier. Meggie war nur deswegen bei ihr, weil Jamie sie nach dem Begräbnis seiner Mutter gebeten hatte, die Katze mitzunehmen. Jamie liebte die Katze, doch sein Vater mochte sie nicht, und der Junge hatte befürchtet, sein Dad könnte sie ins Tierheim bringen, sobald Alex zurück nach Charlotte flog. Und da Alex wusste, dass Bill Fennell durchaus zu einem solchen Akt seelischer Grausamkeit imstande war, hatte sie die Bürde akzeptiert. Zu ihrer Überraschung hatte die helläugige Gescheckte ihr geholfen, die Einsamkeit der vergangenen fünf Wochen zu lindern.
    Alex zog ihr Schulterhalfter aus und massierte die feuchte Stelle, wo es gegen die Rippen gedrückt hatte; dann kniete sie nieder und kraulte Meggie mit einem Knöchel unter dem Kinn. Als sie Futter in die Plastikschale neben der Badezimmertür streute, begann die Katze wie ausgehungert zu fressen.
    Alex hatte das Zimmer im Days Inn vor fünf Tagen bezogen, und sie hatte alles unternommen, was sie konnte, um es ein wenig heimelig zu machen. Ihr Notebook stand summend auf dem Schreibtisch, und der Bildschirmschoner zeigte eine endlose Abfolge von Fotos, die sie auf der Kreuzfahrt zur Feier von Graces dreißigstem Geburtstag geschossen hatte. Neben dem Computer stand ein Foto von Jamie in seinem Basketball-Trikot der Jackson Academy – ein schlaksiger Zehnjähriger mit kastanienbraunem Haar, sommersprossigem, unfertigem Gesicht und tief liegenden Augen, die eine herzerweichende Unsicherheit ausstrahlten.
    Während Alex das Bild betrachtete, erinnerte sie sich daran, wie hektisch Jamie an jenem Morgen nach dem Tod seiner Mutter gewesen war, nachdem Alex ihm gesagt hatte, dass sie ihn zurück zu seinem Vater bringen musste.
    Es war ein Akt der Verzweiflung gewesen, mit Jamie davonzulaufen, nachdem Grace gestorben war – und in den Augen des Gesetzes war es Kindesentführung. Hätte Alex den Knaben behalten, würde Bill nicht gezögert haben, sie verhaften zu lassen, und er hätte es wahrscheinlich bereits am Abend zuvor getan, hätte er gewusst, wo er sie finden konnte. Seit jenem Tag hatte Alex viele Male

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