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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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des Crown Victoria oder der Verfolgungsjagd entlang dem Pearl River … nichts, das Eldon Tarvers überscharfen Selbsterhaltungstrieb aktivieren könnte.
    Tarver war erstarrt. »… dass Sie möglicherweise observiert werden? Oder werden Sie observiert?« »Es wäre möglich. Ich bin nicht sicher.«
    »Und wer, glauben Sie, observiert Sie? Das FBI?«
    »Ehrlich, ich glaube nicht.«
    »Reden Sie in Fakten.«
    Rusk widerstand dem Impuls, Verwünschungen auszustoßen. »Wenn Alex Morse den Tod ihrer Schwester untersucht, tut sie es vermutlich auf eigene Rechnung. Morse steckt beim FBI bereits tief im Dreck. Warum sollte das FBI den Tod von Grace Fennell untersuchen? Selbst wenn der Verdacht bestünde, dass es kein natürlicher Tod war, würde die Aufklärung in die Zuständigkeit des Bundesstaates fallen.«
    »Sie sind der Anwalt. Kümmern Sie sich darum.«
    »Das werde ich.«
    »Was hat Morse sonst noch getan?«
    Jetzt kommt es. »Sie ist möglicherweise in mein Büro eingebrochen.«
    Tarver starrte Rusk an, ohne zu blinzeln. »Wissen Sie denn gar nichts mit Bestimmtheit, Andrew? Oder haben Sie einfach nur Angst, mir die Wahrheit zu erzählen?«
    »Ich habe keine Angst«, antwortete er, der Gipfel des Absurden. »Selbst wenn sie in meinem Büro war, es gibt dort nichts zu entdecken. Nichts Belastendes.«
    »Es gibt immer irgendetwas zu entdecken, Andrew. Ich kenne euch Typen. Ihr seid zwanghaft, wenn es darum geht, Dinge zu notieren. Kommen Sie schon …«
    »Wenn sie in meinen Computer eingebrochen ist, hat sie vielleicht ein paar Geschäftsverbindungen gefunden. Nichts Illegales. Alles nach Vorschrift.«
    »Aber die Verbindungen«, sagte Tarver leise. »Die Verbindungen zu anderen Toten. Zu Ehegatten von anderen Toten.«
    »Höchstens die allerersten Jobs«, antwortete Rusk. »Der jüngste drei Jahre alt.«
    »Wenn man Grace Fennell nicht mitzählt«, erinnerte ihn Tarver.
    »Richtig.«
    Tarver warf mehrere neue Scheiben Lende in die Kasserolle.
    Rusk überlegte, ob er die Stille ausnutzen sollte, um Tarver von EX NIHILO zu erzählen, doch irgendwie erschien ihm der Zeitpunkt nicht passend.
    »Ich habe bis jetzt nur von einer Gefahr gehört«, murmelte Tarver.
    »Die zweite ist direkter, aber auch besser zu handhaben.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Einer unserer früheren Klienten. William Braid.«
    »Die Reederei aus Vicksburg?«
    »Genau der.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er hatte einen Nervenzusammenbruch. Ich mache keine Witze, Eldon. Er leidet unter Schuldgefühlen. Weil er zusehen musste, wie seine Frau starb. Er leidet an Halluzinationen. Sieht seine tote Frau in Menschenmengen und solche verrückten Sachen. Es hat zu lange gedauert, bis sie tot war, verstehen Sie? Er hat es nicht ausgehalten. Ich mache mir Sorgen, was er tun könnte. Mit wem er reden könnte. Einem Priester? Einem Seelenklempner? Oder vielleicht sogar mit der Polizei.«
    »Hat Braid Sie angerufen?«
    »Er hat mich auf dem Golfplatz angesprochen! Er ist gestern bei mir zu Hause vorbeigefahren! Lisa bekam es mit der Angst zu tun, verdammt!«
    Tarvers Gesicht wurde ernst. »Wurde er beobachtet?«
    »Nur Lisa hat ihn gesehen. Ich habe es heruntergespielt.«
    »Was hat Braid auf dem Golfplatz zu Ihnen gesagt?«
    »Dass er überlegt, sich das Leben zu nehmen.«
    »Worauf wartet er?«
    Rusk zwang sich zu einem Lachen, doch er sorgte sich zu sehr um die eigene Haut, um frivol zu werden.
    »Warum hat er Ihnen erzählt, dass er an Selbstmord denkt?«, überlegte Tarver laut. »Warum hat er es nicht einfach getan?«
    »Ich glaube nicht, dass er zur suizidalen Sorte gehört. Ich denke, wenn es hart auf hart kommt, wird er bei der Polizei ein Geständnis ablegen und uns die ganze Schuld geben.«
    Tarver starrte Rusk eine Weile an; dann zuckte er gleichmütig die Schultern. »Wir wussten, dass früher oder später so etwas passieren würde. Es war unausweichlich.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Braid hat Kinder?«
    »Drei.«
    »Meinen Sie, er hat Ihre Warnung vergessen? Dass er vergessen hat, was mit seiner Frau passiert ist?«
    »Ich glaube nicht, dass es ihn noch interessiert, Eldon. Er ist völlig mit den Nerven runter.«
    »Diese Typen!«, sagte Tarver voller Abscheu. »Sie sind so verdammt schwach. Schwach wie Kinder. Kein Wunder, dass die Frauen heutzutage keine Achtung mehr vor Männern haben.«
    Rusk schwieg.
    »Wo war Mr. Braids kostbares Gewissen, als er uns bezahlt hat, damit wir seine alte Schachtel für ihn aus dem Weg räumen?«
    Der Anwalt zuckte die

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