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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Einnahmen?«
    »Wir könnten jeder eine Million machen, denke ich.«
    Dr. Tarver hielt den Kopf der Schlange dicht vor seine Augen. »Tatsächlich?«
    »Verdammt, ja! Eine Scheidung würde ihn bestimmt das Zehnfache kosten.«
    »Dann machen Sie’s.«
    »Keine Bedenken wegen Braid?«
    Tarver schüttelte den Kopf. »Vergessen Sie Braid. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Verkaufspräsentation. Da liegt Ihre Begabung, Andrew. Im Verkauf.«
    Diesmal war Rusks Lachen echt – zum einen, weil es stimmte, zum anderen, weil Tarvers letzte Bemerkung andeutete, dass er eine Zukunft für Rusk sah, eine Zukunft ohne Korallenschlange am Unterarm. Rusk fragte sich, ob es Braid war, der eine Verabredung mit der Schlange hatte, aber das wollte er gar nicht wissen. Schlangen jagten ihm eine Gänsehaut ein. Selbst aus der Ferne. »Ich muss jetzt wirklich los.«
    Tarver grinste. »Sagen Sie meiner kleinen Freundin auf Wiedersehen.«
    Rusk schüttelte den Kopf. »Nein, danke.«
    »Nehmen Sie ein bisschen Lende mit. Für den Heimweg.«
    »Ich bin nicht hungrig.« Rusk hatte sich bereits fünfzehn Meter vom Feuer entfernt. »Wie erfahre ich, dass sich das Problem Braid erledigt hat?«
    Ärger blitzte in Tarvers blauen Augen auf. »Habe ich je etwas versprochen, das ich später nicht gehalten habe?«
    »Nein.«
    »Gehen Sie, Andrew. Und vergessen Sie nicht – zweihundertfünfzigtausend Dollar. Ich möchte rohe Steine. Weiße, nicht das bunte Zeug, mit dem Sie junge Collegedinger verführen.«
    »Weiße Rohdiamanten, verstanden«, sagte Rusk, inzwischen unter den Bäumen. »Sie kriegen die Steine, nächste Woche.«
    Tarver war nur noch eine verschwommene Silhouette, doch Rusk sah, wie er den Arm mit der Korallenschlange hob. »Das werde ich, Andrew!«, rief er ihm hinterher.
    Rusk wandte sich ab und rannte los.

15
    Chris hatte stundenlang gearbeitet. Das Gesicht, das er am wenigsten zu sehen erwartete, als er sich zu einer Pause in sein privates Büro zurückzog, war das seiner Frau. Thora saß hinter seinem Schreibtisch und tippte irgendetwas in die Tastatur ihres Palm Treo. Sie trug blaue Seidenhosen und ein hauchdünnes, durchsichtiges weißes Seidentop. Beim Rascheln seines Arztkittels blickte sie auf und bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln.
    »Hi«, sagte er. »Was tust du hier?«
    Sie setzte zu einer Antwort an, doch dann bewölkte sich ihr Blick. »Chris? Ist alles in Ordnung?« »Klar. Warum?«
    »Du siehst ganz grün aus, Baby. Was ist los?«
    Er schloss hinter sich die Tür. »Ich habe eben bei einer fünfundfünfzig Jahre alten Frau ein Lungenkarzinom in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert. Sie war eine Freundin meiner Mutter aus der Zeit, als wir in Natchez gewohnt haben.«
    Thora zog den blassblauen Schal aus, den sie als Kopftuch trug, und legte ihn auf den Schreibtisch. »Das tut mir leid. Ich weiß, dass solche Dinge dir zu schaffen machen.«
    »Ich freue mich wirklich, dich zu sehen. Ich bin nur überrascht.«
    »Na ja, ich bin zufällig auf dem Highway vorbeigekommen, also bin ich abgebogen und auf einen Sprung reingekommen, um dein Gesicht zu sehen und mir einen Kuss zu holen.« Sie erhob sich und kam um den Tisch herum, stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Setz dich.«
    Er gehorchte. Sie trat hinter ihn und massierte seine Schultern. Der weiche Duft von Parfüm stieg ihm in die Nase, und bald war er wieder in seinem Studio, in den Augenblicken am vergangenen Abend, bevor sie sich geliebt hatten.
    »Tut das gut?«
    »Dieser Job ist manchmal beschissen.«
    »Das kommt daher, dass du es an dich heranlässt. Ärzte wie mein Vater sperren alles aus. Sie kommen in den Operationssaal, machen ihre Schnitte, dann nehmen sie ihren Scheck und ziehen weiter.«
    Shane Lansing kam Chris in den Sinn – er teilte diesen Charakterzug mit Lars Rayner, Thoras Vater.
    »Entspann dich«, sagte Thora leise. »Nur für eine Minute.«
    »Ich versuche es ja.«
    Sie massierte seinen Halsansatz in dem Bemühen, seine Verspannung zu lockern. Er versuchte mitzumachen, hauptsächlich allerdings, um sie zufriedenzustellen. Eine Massage war nicht geeignet, eines seiner gegenwärtigen Probleme zu lösen.
    »Übrigens, ich habe mit Laura Canning im Planet Thailand zu Mittag gegessen«, sagte Thora. »Sie hat erzählt, dass das Alluvian heute Morgen eine Stornierung hatte. Wir haben für die nächsten drei Nächte reserviert. Das einzige Problem dabei ist, dass wir gemeinsam ein Zimmer nehmen müssen.«
    Chris

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