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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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dachte an die vergangene Nacht, als er und Thora sich in seinem Studio auf dem Sofa geliebt hatten.
    An Thoras Anstrengungen, schwanger zu werden … ihre Überraschungspläne für ein neues Studio … »Ich weiß, nach was es aussieht«, begann er tonlos, indem er das Foto hochhielt. »Aber es beweist immer noch nicht, dass sie eine Affäre haben. Vielleicht hat Lansing Probleme zu Hause. Vielleicht hat er sich Thora anvertraut.«
    Alex öffnete staunend den Mund. »Sie klingen ja wie eine Frau, Chris. Wie eine Frau, die seit langem leidet und ihren treulosen Ehemann immer noch gegenüber der Familie und den Freunden verteidigt.«
    »Verflucht!«, knurrte Chris mit leiser Stimme. »Sie kennen Thora nicht!«
    »Sie vielleicht auch nicht.«
    Er blickte auf. »Sie sagen, Thora hat es mit Shane Lansing getrieben und ist dann geradewegs zu mir in die Praxis gekommen, um sich einen Kuss zu holen?«
    »Wachen Sie auf, Chris! Es ist ganz normal, dass Ehebrecher solche Dinge tun! Sie lügen, dass sich die Balken biegen! Mein Verlobter ist aus dem Bett meiner besten Freundin gestiegen und zu mir in die Wohnung gekommen, um Sex mit mir zu machen. Er hat nicht mal geduscht dazwischen. Aber vielleicht ist das ja nur bei mir so. Hat Thora Ihnen erzählt, dass Sie in Ihre Praxis gekommen ist, um sich einen Kuss abzuholen?«
    Chris blickte zur Seite und ließ das Foto in den Sand fallen. »Was hat sie heute sonst noch gemacht?«
    »Das Übliche. Zuerst Laufen, dann Duschen, dann Schwimmen im Country Club. Anschließend Krafttraining im Fitnessclub. Danach hat sie erneut geduscht, bevor sie zu ihrem Thai-Restaurant gegangen ist.«
    Er nickte abwesend.
    »In letzter Sekunde bekam sie einen Anruf auf dem Handy. Sie redete ein paar Minuten; dann machte sie kehrt und ging zu ihrem Wagen zurück, stieg ein und fuhr nach Avalon.«
    Chris blickte überrascht auf. »Thora war nicht im Planet Thailand essen?«
    »Nein. Was hat sie Ihnen erzählt?«
    Ich war mit Laura Canning im Planet Thailand essen … Nein, ich bin noch voll Sushi …
    »Chris?«
    Er brachte es nicht fertig, Alex in die Augen zu sehen. Ein zweifelhaftes Foto war eine Sache – eine glatte Lüge eine völlig andere.
    »Sie hat Sie angelogen, habe ich recht?«, fragte Alex. »Wenn Sie immer noch Zweifel haben, überprüfen Sie ihre Telefonrechnung. Das können Sie sogar online. Sie hatte einen Anruf von Lansing, um zwölf Uhr achtundzwanzig heute Mittag. Sie haben das Bild, das beweist, dass sie sich unmittelbar danach mit Lansing getroffen hat, und Sie wissen jetzt, dass Ihre Frau Sie belogen hat, was ihr Mittagessen angeht und mit wem sie die Mittagspause verbracht hat. Wenn Sie das alles zusammennehmen …«
    »Ich habe verstanden, okay?«, brauste Chris auf. Er wandte sich zur Seite. »Lassen Sie mir einen Moment Zeit, ja?«
    Alex ging hinunter zum Ufer und ließ Chris Shepard allein, damit er die neuen Wahrheiten verdauen konnte. Es war die Lüge, dachte sie zufrieden. Die Lüge hat ihn überzeugt. Sie hätte auf ihn einreden können, bis sie schwarz geworden wäre, und Shepard hätte immer noch die Augen verschlossen. Er war sogar bereit gewesen, Erklärungen für das Foto zu suchen. Doch das spielte jetzt alles keine Rolle mehr, Thora hatte sich selbst verdammt. Mit einer schlichten Lüge.
    Es war nicht einmal eine Notlüge gewesen, überlegte Alex. Doch das war die Natur des Menschen, wie ihr Vater so viele Male erklärt hatte. Wenn Menschen erst anfingen, gewohnheitsmäßig zu lügen, verließen sie sich darauf, weil sie glaubten, auf diese Weise leichter durchs Leben zu kommen. Wahrscheinlich hatte Thora gar nicht das Risiko gesehen, das ihre unbedeutende kleine Lüge nach sich gezogen hatte. Schließlich hatte sie ursprünglich sogar vorgehabt, in dem Thai-Restaurant zu Mittag zu essen. Und Chris würde einer so bedeutungslosen Kleinigkeit nicht nachspüren …
    Alex starrte ins Wasser, suchte nach Fischen, doch außer einer Traube Kaulquappen war nichts zu sehen. Der Bach und die Wälder ringsum lenkten ihre Gedanken zu Jamie und darauf, wie ihr Vater ihm das Angeln in den zahlreichen Wasserläufen rings um Jackson beigebracht hatte. Bill Fennell war froh gewesen über diese Ausflüge, erinnerte sich Alex, und nun wusste sie auch den Grund dafür. Jamie aus dem Weg zu haben hatte es für Bill viel einfacher gemacht, seine Geliebte für einen schnellen Fick zu treffen. Er hatte nur noch Grace loswerden müssen, und Grace war so geschäftig gewesen, dass er ihr mit

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