Leises Gift
besonders die sehr reichen. Es war wahrscheinlich mehr eine Sache der Gewohnheit als alles andere. Wie auch immer, Carson Barnett war bereits durch einige Maschen eines sehr spezifischen Rasters in Andrew Rusks System gefallen, und sie näherten sich jenem Teil des Gesprächs, in dem der Anwalt eine bedeutsame Rolle spielen konnte, sollte er sich dazu entscheiden.
»Sie möchten sich also von Ihrer Frau scheiden lassen«, sagte Rusk in ernstem Tonfall.
»Worauf Sie einen lassen können, Mann! Ich hätte nie geglaubt, dass es dazu kommen würde, aber bei Gott, sie hat mich so weit gebracht!«
Rusk nickte weise. »Viele Anwälte würden versuchen, Ihnen diese Idee auszureden, Mr. Barnett. Sie würden stattdessen versuchen, Sie zum Besuch eines Therapeuten zu überreden.«
»Sagen Sie Carson, Andy. Bitte. Und hören Sie auf damit, auf der Stelle. Der einzige Therapeut, den Luvy akzeptieren würde, wäre ihr Pastor, und ein einziger Besuch bei diesem Kerl war mehr, als ich verkraften konnte. Einen solchen Schwachsinn haben Sie im Leben nicht gehört! Ich bin aufgestanden und hab ihm ins Gesicht gesagt, dass Jesus absolut nicht das Geringste mit unserer Ehe zu tun hat und dass er eine Menge Glück hat, weil es so ist!«
Rusk grinste angesichts des rustikalen Humors seines Mandanten. »Ich habe nicht vor, Sie zu entmutigen, Carson. Weil ich sehen kann, dass Sie verliebt sind. Sehr verliebt sogar.«
»Da haben Sie allerdings ins Schwarze getroffen, Andy.«
»Wahre Liebe ist eine wundervolle Sache. Andererseits wage ich nach allem, was Sie mir erzählt haben, und in Anbetracht Ihrer Erregung zu behaupten, dass Sie mit Schwierigkeiten von Seiten Luvys rechnen, was die Idee einer Trennung betrifft.«
»Zur Hölle, ja!«, sagte Barnett mit einem Ausdruck in den Augen, bei dem es sich um Angst zu handeln schien.
In Rusk verstärkte sich der Eindruck, dass Luvy Barnett eine furchterregende Frau war.
»Luvy glaubt nicht, dass es so etwas wie eine Scheidung überhaupt gibt, Andy! Sie sagt, es wäre eine Sünde. Sie sagt, es wäre die Wurzel allen Übels auf dieser Welt.«
»Ich dachte immer, Geld wäre die Wurzel allen Übels«, konterte Rusk.
Barnett schnaubte. »Luvy hat nichts gegen Geld, absolut nicht! Nein, Sir. Sie hat überhaupt kein Problem mit Geld.«
»Ist das nicht sehr praktisch?«
»Da sagen Sie was, Bruder! Ich habe mit ihr geredet, wollte, dass sie wegen unüberbrückbarer Differenzen einwilligt, genau wie mein Kumpel Jack Huston es getan hat. Jacks Frau und Luvy waren die besten Freundinnen vor ein paar Jahren. Aber nein, sie wollte nichts dergleichen hören!«
»Was genau hat Luvy gesagt?«
»Sie hat gesagt, dass ich keinen Grund hätte, mich von ihr scheiden zu lassen, und dass sie mir auch keinen Grund geben würde. Sie sagt, wenn ich versuche, vor Gericht zu gehen, wird sie versuchen, mir die Kinder wegzunehmen, mit der Begründung, dass ich ein Sünder und ein schlechtes Vorbild für sie bin. Wenn ich bei ihr bleibe und es noch einmal mit ihr versuche, bin ich selbstverständlich ein großartiger Mann. Was sagt man dazu?«
»Sie will, dass Sie sich für Ihre Kinder aufopfern.«
»Sie sagen es, Bruder! Herrgott im Himmel, Sie sagen es! Aber Sie können die Kinder vergessen! Ich soll alles für sie aufgeben. Einfach alles.«
»Hat Luvy irgendetwas bezüglich der finanziellen Seite der Angelegenheit gesagt?«
Barnett knirschte sekundenlang mit den Zähnen, bevor er sich so weit in der Gewalt hatte, dass er zu einer Antwort fähig war.
»Sie behauptet, dass sie kein Geld für sich haben will, das ihr nicht zusteht – also die Hälfte von allem, was ich verdient habe, während wir miteinander verheiratet waren –, aber sie will darüber hinaus alles, was sie gesetzlich für die Kinder erstreiten kann. Was bedeutet, sämtliche zukünftige Produktion von den Quellen, die ich während unserer Ehe erschlossen habe, vielleicht sogar von den Feldern, die ich nur kartographiert habe, während wir verheiratet waren!«
Rusk schüttelte den Kopf, als wäre er sprachlos angesichts der geradezu unglaublichen Gier, die Barnetts Ehefrau Luvy an den Tag legte.
»Nach allem, was mir zu Ohren gekommen ist, hat sie außerdem den linksten Scheidungsanwalt von ganz Jackson engagiert!«
Angesichts dieser Neuigkeit, die die Sachlage komplizierter machte, beugte Rusk sich vor. »Und wen hat sie engagiert?«
»David Bliss.«
»Sie haben recht, Carson. Das sind in der Tat schlechte Nachrichten. David Bliss hat
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