Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Symptome genau zu beobachten und mitzuteilen. Häufig schildern diese Patienten bei der Frage nach ihren Symptomen in aller Ausführlichkeit sämtliche Therapien und Medikamente, die sie bekommen haben („gegen meine Kopfschmerzen habe ich bisher die Medikamente XYZ eingenommen“). Hier hilft geduldiges Nachfragen und das Gewähren der Zeit, die der Patient benötigt, seinen Körper wieder besser zu beobachten.
Schwer kranke Patienten , häufig in Endzuständen (z.B. Krebs, Multiple Sklerose), produzieren wenig individuelle Symptome. Auch geduldiges Nachfragen oder Fragenbögen bringen hier keine Abhilfe. Hier erfordert die Verschreibung einen erfahrenen Homöopathen, da die passenden Arzneimittel oft nur aufgrund weniger Indizien gefunden werden können.
Patienten, die aufgrund ihres Alters oder ihrer Erkrankung Symptome nur schlecht oder nicht wahrheitsgemäß schildern können. Dies betrifft kleine Kinder, Säuglinge, sehr alte Menschen, geistig Behinderte und Patienten mit Erkrankungen aus dem psychiatrischen Bereich (beispielsweise Demenz, endogenePsychosen, Schizophrenie). In diesen Fällen ist der Behandler in besonderem Maße auf seine Beobachtungsgabe und auf die Fremdanamnese angewiesen.
Zu viele Symptome: Ein zu viel an Information birgt die Schwierigkeit der korrekten Symptomenauswahl ( Kap. 4.2 ).
Redselige Patienten spüren beim Homöopathen wenig Widerstand. Hier liegt es beim Behandler, den Patienten in seinen Schilderungen vorsichtig zu zügeln und Struktur in die Aufnahme der Symptome zu bringen. Hat der Patient eine überschwängliche Phantasie, kann häufiges Querfragen helfen, Dichtung und Wahrheit zu unterscheiden.
Der Patient hat tatsächlich sehr viele individuelle Symptome . Diese, sehr komplexen Fälle erfordern einen erfahrenen Homöopathen zur Auswahl der passenden Arznei für den jeweils aktuellen Krankheitszustand.
Ist der Symptomenreichtum Teil der Pathologie (z.B. bei manchen psychischen Erkrankungen), muss eine sehr genaue Selektion der entsprechenden, für die Verschreibung wichtigen Symptome erfolgen.
Erstanamnese – Folgeanamnese – Follow-up – Akutanamnese
Bezüglich der Exploration können folgende Anamnesetypen unterschieden werden:
Erstanamnese: Erstbesprechung mit einem neuen Patienten. Sie dient der Sammlung aller vorhandenen Informationen eines Patienten zur Verordnung eines homöopathischen, meist konstitutionellen Arzneimittels und zur weiteren Therapieplanung.
Folgeanamnese: Sie dient der Sammlung von zusätzlichen, neuen oder geänderten Symptomen zur Bestimmung eines weiteren, meist konstitutionellen Arzneimittels auf der Grundlage einer früheren Erstanamnese.
Follow-up: Meist kürzere Besprechungen zur Beurteilung der Arzneimittelwirkung des homöopathischen Arzneimittels bzw. des Therapieverlaufs.
Akutanamnese: Exploration der Symptome und Ursachen einer interkurrenten, meist akuten Erkrankung, mit dem Ziel das passende homöopathische Arzneimittel bzw. die passende Therapie zu finden.
In der täglichen Praxis existieren zum Teil erhebliche Überschneidungen zwischen Follow-up, Folge- und Akutanamnese. Dies liegt in der Tatsache begründet, dass aus jedem Follow-up aufgrund neuer Informationen eine Folge- oder Akutanamnese werden kann. Trotzdem behalten die Richtlinien für den jeweiligen Befragungstyp ihre Gültigkeit.
Erstanamnese
Die Erstanamnese dient zu dem Zweck, möglichst umfangreiche Informationen über einen neuen Patienten zu sammeln. Am Ende steht zum einen die Verordnung eines homöopathischen Arzneimittels, zum anderen der Entwurf eines Behandlungskonzeptes für den jeweiligen Patienten und dessen gesundheitliche Problematik.
Aus folgenden Bereichen sollten Informationen gewonnen werden:
Aktuelles Beschwerdebild in der kompletten Symptomatik mit allen bekannten Modalitäten, zeitlichem Ablauf, körperlichen Veränderungen, Verhaltensweisen während der Beschwerden, begleitenden oder parallel entstandenen Problemen, auslösenden Faktoren.
Anamnese aller bisherigen , bedeutenden Erkrankungen des Patienten, so komplett wie irgend möglich, unter Umständen auch aus der pränatalen Phase. Wichtig ist auch das Erfassen von akuten Erkrankungen, sofern diese häufiger aufgetreten sind, da Ähnlichkeiten im Ablauf von akuten Erkrankungen auch konstitutionell bei der Arzneimittelwahl benutzt werden können (beispielsweise Tonsillitis immer auf der linken Seite, Sinusitis immer nach Kälteexposition etc.).
Anamnese aller bisher
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