Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
noch jemand außer mir auf den Beinen ist«, sagte sie und atmete hörbar, wandte sich wieder in Richtung Tür. » Ich wollte… ein Buch aus der Bibliothek, aber als ich den Baum entdeckt habe…« Ihre Stimme verstummte, und sie schluckte schwer. Röte stieg ihr in die Wangen.
» Es fällt mir schwer, den Blick von Ihnen und Ihrem Aufzug abzuwenden.« In dieser Sekunde beschloss er, dass die Zeit gekommen sei, seiner verfahrenen Lage ein Ende zu setzen.
Obwohl sie das dringende Bedürfnis verspürte, das Zimmer zu verlassen, blieb Amelia bei diesen Worten stehen. Konnte ihrerseits ebenfalls den Blick nicht abwenden. Thomas sah wie immer umwerfend aus, obwohl er sich sicher seit einem Tag nicht mehr rasiert hatte. Die Lider über seinen grünen Augen waren halb geschlossen, und er musterte sie von unten herauf. Wenn es überhaupt einen Mann auf der weiten Welt gab, der ihr gefährlich werden konnte, dann war es Thomas Armstrong.
» Ich… ich wollte mir nur noch einmal den Baum ansehen«, stammelte sie wie ein Kind, das vergessen hatte, was es sagen will.
Zwei tiefe Grübchen erschienen auf seinen stoppelbärtigen Wangen. In den Mundwinkeln zuckte ein Lächeln. Du lieber Himmel, er war wirklich attraktiver, als es einem erwachsenen Mann je erlaubt sein sollte. Amelias Blick schweifte zu den Weihnachtsgirlanden am Kaminsims. Diese Nervosität, die sie jedes Mal in seiner Nähe überfiel, war ihr zutiefst verhasst.
» Langsam erinnern Sie mich an Ihren Vater.« Er gab sich keine Mühe, seine Belustigung zu verbergen, und erhob sich geschmeidig.
Amelia kniff die Augen zusammen. Was um alles in der Welt wollte er damit sagen? Nein, sie war nicht wie ihr Vater. In keiner Hinsicht.
» Sie neigen zum Stammeln, wenn Sie unruhig sind. Genau wie er.«
Ihr Vater war niemals unruhig. Weshalb er auch nicht stammelte. Niemals. Genauso wenig wie sie! Jedenfalls war es so gewesen, bevor sie Viscount Thomas Armstrong begegnet war.
» Ich stammle nicht«, brachte sie hervor und war froh, zumindest nicht erneut ins Stottern zu geraten. » Hier unten ist es nur ziemlich kalt. Ich hätte daran denken sollen, dass das Feuer im Kamin schon gelöscht wurde.« Mehr fiel ihr nicht ein, um sich vor ihm nicht völlig lächerlich zu machen.
» Warum sind Sie so nervös?« Mit jedem Wort, das ihm über die sinnlichen Lippen kam, trat er einen Schritt näher. Wie um sich zu schützen, schloss sie die Augen.
» Ich…« Amelia unterbrach sich, als sie merkte, dass ihr schon wieder die Worte fehlten. Sie räusperte sich und drängte weiter in Richtung Tür. » Was Sie für Nervosität halten, ist nichts als Erschöpfung. Es ist spät, und ich bin müde.« Vergeblich versuchte sie, ihn selbstbewusst in seine Schranken zu weisen, doch ihr Auftritt blieb kläglich. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sodass ihre Stimme sich leise und atemlos anhörte.
» So müde können Sie eigentlich nicht sein, wenn Sie sich noch ein Buch holen wollten.«
Amelias Wangen brannten. Verfluchter Kerl.
» Sie laufen vor mir davon«, sagte er sanft.
Inzwischen stand er auf Armeslänge vor ihr, und als Amelia sich umdrehte, schlossen sich seine Finger um ihren Oberarm. Sein Griff war fest und fordernd… und warm. Heiße Flammen begannen in ihrem Innern zu lodern.
» Was machen Sie da?«, schnappte sie atemlos.
» Ich möchte herausfinden, warum Sie so nervös sind.« Unaufhörlich zog er sie näher. Amelia wandte sich ab, wollte weder seinen Oberkörper noch die Schultern oder die straffen Konturen seines Nackens sehen.
Sie schluckte. » Thomas, das dürfen Sie nicht tun.« Ihre schwache Stimme ließ sie selbst zusammenzucken. Schwacher Geist, schwacher Körper.
» Was darf ich nicht tun?«, murmelte er verführerisch.
Sein männlicher Duft wirbelte ihre Gedanken durcheinander, und seine Nähe ließ die unterschiedlichsten Empfindungen in ihrem Körper hochschießen.
Als sie einander das letzte Mal so nahe gewesen waren, lagen seine Hände auf ihren Brüsten, tanzte seine Zunge mit der ihren. Und dann war er es gewesen, der sich zurückzog, und nicht sie. Das wollte sie nicht noch einmal erleben, denn damit bestimmte er das Spiel.
Er senkte den Kopf. Sein verschleierter Blick ruhte hungrig auf ihren Lippen, die sie als Antwort darauf zu einem Strich zusammenpresste. Trotzdem wollten ihre Füße sich einfach nicht vom Fleck bewegen.
Rühr dich. Rühr dich. Rühr dich.
Plötzlich drang ein leises Schlurfen aus der Halle an ihre Ohren, und kurz darauf
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