Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
dass sich Ihre angeblichen Künste eines Tages ganz schön relativieren.«
Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da war er schon bei ihr. Riss sie ungestüm in seine Arme, öffnete ihre Lippen und drang mit seiner Zunge in ihren Mund ein. Wieder wehrte sie sich nicht, brachte für sich nur die Entschuldigung vor, dass ihr keine Zeit geblieben sei, sich gegen ihn zu wappnen. Und ihr Körper, dumm wie er war, verfiel ihm erneut.
Zum wievielten Male inzwischen?
Sie schmeckte nach Pfefferminz, fühlte sich warm und fest an, überall dort wo es so sein sollte: an ihrem wohlgeformten Hinterteil, ihren wundervollen Brüsten. Du lieber Himmel, wie sie küsste. Ein Naturtalent, das genau wusste, was man so alles anstellen konnte dabei. Wie sie seine Zunge zwischen ihren Lippen gefangen hielt, träge daran saugte, ihn lockte und an ihm knabberte, als ob sie dieses italienische Eis schleckte, das gerade so beliebt war.
Thomas veränderte seine und ihre Stellung, sodass er seine Erregung gegen ihren gewölbten Bauch pressen konnte. Insgeheim verfluchte er die endlosen Falten ihres grauen Rockes. Sobald er sie nur berührte, bekam er eine Erektion und sehnte sich nur noch danach, sie gleich hier auf dem Fußboden im Arbeitszimmer zu nehmen.
Wieder einmal spürte er, wie ihm langsam die Kontrolle entglitt. Hinsichtlich seiner körperlichen Bedürfnisse schaffte Amelia es, ihn in einen Einfaltspinsel zu verwandeln. Er brach den Kuss ab und zog mit den Lippen eine federleichte Spur von ihrem Nacken zu der empfindlichen Stelle hinter ihrem Ohr, und als er sie küsste, begann sie zu keuchen und zu stöhnen. Schließlich gelangte er an das kleine Grübchen zwischen Hals und Schulter, und wieder stöhnte Amelia.
Ein Geräusch brachte ihn in die Wirklichkeit zurück, half ihm, seine Selbstbeherrschung wiederzugewinnen. Abrupt ließ er sie los, sodass sie rückwärtsstolperte und nach der Schreibtischkante griff, um sich abzustützen. Aus ihren blauen Augen sprach eine Mischung aus Überraschung, Lust und Sehnsucht. Rasch drehte sie ihm den Rücken zu, um ihren keuchenden Atem zu beruhigen und ihr unbefriedigtes Verlangen zu dämpfen.
Thomas wollte etwas sagen. Irgendetwas, doch ihm fiel nichts ein. Er räusperte sich, aber sein Herz klopfte so stark, dass er nicht sprechen konnte. Er atmete tief durch, ohne dass es ihm die Erleichterung verschaffte, nach der es ihn verlangte. Langsam und vorsichtig wandte er sich von ihr ab und verließ still das Zimmer– wie ein Mensch, der seiner Sucht nicht Herr wird.
Amelia richtete sich erst auf, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, und atmete geräuschvoll aus. Zögernd legte sie die Hand an den Hals, um ihren rasenden Puls zu fühlen, und betastete anschließend ihr erhitztes Gesicht. Die Erkenntnis schmerzte, dass er es war, der den Kuss beendete und nicht sie. Thomas Armstrong hatte sich von ihr gelöst.
Amelias Gesicht brannte. Ihre Hände zitterten. Was machte dieser Mann nur aus ihr? Nicht nur, dass sie ihm alles, wirklich alles zu erlauben bereit war. Nein, sie fand Gefallen daran, übermäßigen sogar. Sie hatte sich wie ein Vielfraß benommen, der sich am üppigsten Büffet in ganz London bediente, sich bis zum Überdruss vollstopfte und anschließend sogar wünschte, noch einen Nachschlag zu bekommen.
23
A melias Blick schweifte über die Bronzeplastiken und Staffordshire-Figuren auf dem Rosenholzbord im Salon. Geschmackvoll arrangiert kam jede einzelne gut zur Geltung. Auch sie zog es vor, wenn ein Zimmer nicht überquoll von Tand und Zierrat, denn das war meist nur ein Zeichen für Geld, nicht aber von Geschmack. Ja, Lady Armstrong hatte aus Stoneridge Hall das gemacht, was jeder Mensch gerne stolz sein Heim nennen würde. Trotzdem: Ihres würde es nicht sein, und deshalb war es besser, wenn sie möglichst schnell abreiste.
Thomas und sie hatten eine Grenze überschritten, hinter die es kaum mehr ein Zurück gab. Wie sollte es auch angesichts der Hitze seiner Berührung, der Leidenschaft seiner Küsse, seiner ganzen besitzergreifenden Art, die ihre Gefühle auf Schwingen des Begehrens in schwindelnde Höhen trug. Doch nur allzu schnell würde sie in die dunkelsten Abgründe der Verzweiflung stürzen. Falls sie blieb, so Amelias Befürchtung, riskierte sie es, ihr Herz nicht mehr von ihm lösen zu können.
Seit Alex Cartwrights Abreise vor drei Tagen schlichen sie umeinander herum wie Fremde. Ihre Unterhaltung, wenn man es überhaupt so nennen durfte, beschränkte
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