Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
hatte. » Kommen Sie, Amelia, wir wollen frühstücken. Dann kann Alex sich unterdessen überlegen, wie er später seine Blessuren pflegen will.«
Auf das Objekt ihres Zornes schienen ihre Worte jedoch keinen Eindruck zu machen, denn Cartwright lächelte nur amüsiert und zelebrierte eine Verbeugung, die ihm bei Hof zur Ehre gereicht hätte, während die beiden Damen untergehakt wie Freundinnen durch die Halle davongingen. Er hörte noch, wie Missy sich beklagte, dass er ein unleidlicher Schuft geworden sei.
Kurz darauf betraten sie das Frühstückszimmer. » Bitte bedienen Sie sich selbst. Nur beim Abendessen achten wir auf Förmlichkeit«, lud Missy sie ein und deutete mit dem Kinn auf die Anrichte, auf der silberne Tabletts verschiedener Größe standen. Amelia, völlig ausgehungert, ließ sich das nicht zweimal sagen, zumal ihr köstliche Düfte in die Nase stiegen.
Missy lachte. » Gestern Abend habe ich meinen Bruder gebeten, jemanden nach Ihnen zu schicken, aber er bestand darauf, dass Sie noch Ruhe brauchen.«
Amelia wusste nicht, was sie antworten sollte. Obwohl in der Bemerkung von Lady Windmere keine Anspielung versteckt zu sein schien, erweckte Thomas’ Entscheidung beinahe den Eindruck, als habe er sie… schützen wollen. » Ich war ziemlich erschöpft«, sagte sie und häufte sich Teekuchen, pochierte Eier, Schinken und warmes Brot auf einen großen Teller, bevor sie zum Tisch hinüberging, wo ein großer, junger Lakai mit üppigem rotem Haar ihr den Stuhl zurechtrückte. Als er nach der Teekanne greifen wollte, winkte die Hausherrin ab. » Wir kommen zurecht, Stevens. Bitte sorgen Sie übrigens dafür, dass Lord Alex Cartwright kein allzu warmes Wasser für sein Bad gebracht wird.« Sie lächelte verschwörerisch. » Ein bisschen Kälte wird ihm guttun.«
Stevens nickte ohne Zögern, als ob solche Befehle an der Tagesordnung wären, und eilte mit einer Verbeugung davon, während Missy ihrem Gast den Sachverhalt erklärte. » So passend die Strafe auch sein mag, Stevens kennt mich lange genug, um zu wissen, dass ich es nicht wirklich ernst meine. Aber ich kann auch bei verrückten Dingen auf ihn zählen. Früher habe ich das zumindest getan, denn er war immer verschwiegen.«
Schönheit und Sinn für Humor. Amelia fand, dass die Countess of Windmere diese seltene Mischung perfekt verkörperte. Gewöhnlich begünstigte erst ein Mangel an Schönheit einen Sinn für Humor.
Nachdem sie eine Weile schweigend gegessen hatten, ergriff Missy das Wort. » Würden Sie mich vielleicht darüber aufklären, was diesen Streit in der Halle ausgelöst hat? Liegt zwischen Ihnen und Alex irgendetwas in der Luft?«
» N-nein!«
» Dann vielleicht zwischen Ihnen und meinem Bruder?«, fragte sie freundlich und nippte an ihrem Tee.
In Anbetracht der ersten Frage hätte Amelia sich über die zweite eigentlich nicht wundern sollen, doch sie fühlte sich unbehaglich und schaffte es nicht einmal, die Vermutung der Countess zu leugnen. » Äh…«
» Sie finden mich schrecklich aufdringlich, nicht wahr? Mein Mann behauptet immer, dass ich diesen entsetzlichen Charakterfehler wohl nie loswerde.« Allerdings klang dieses Geständnis in keiner Hinsicht beschämt oder entschuldigend.
Blitzschnell versuchte Amelia, ihre Gedanken zu sortieren. War es möglich, die Schwester des Mannes, um den es ging, in die problematische Beziehung einzuweihen?
Er ist mit mir ins Bett gegangen, und wir hatten atemberaubend leidenschaftlichen Sex. Aber trotzdem kommen wir nicht miteinander zurecht.
Sie verwarf die Idee. Irgendwie schien es nicht klug, das zu sagen. Jedenfalls nicht am Frühstückstisch.
» Lord Alex war nur freundlich zu mir. Jedenfalls glaube ich, dass er mich als Freundin betrachtet.« Es war viel einfacher, mit der ersten Frage anzufangen, denn ihr Verhältnis zu Cartwright war nicht kompliziert. Welches Spiel auch immer er treiben mochte: Er interessierte sich nicht wirklich für sie. Nicht als mögliche Ehefrau und vermutlich desgleichen nicht als Eroberung auf Zeit. Nur schien Thomas das nicht begreifen zu wollen.
» Und was ist mit meinem Bruder? Warum hätten die beiden sich in der Halle beinahe eine Prügelei geliefert?«
» Ich glaube, dass Lord Alex einfach nur seinen Spaß daran hat, ihn zu provozieren.« Obwohl es nur die halbe Wahrheit war, ließ sich das nicht von der Hand weisen.
Missy schaute sie nachdenklich an, während sie noch einen Schluck Tee trank. » Alex kann sehr provozierend auftreten.
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