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Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Kendall
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Vermutung. Sie reagieren einfach zu impulsiv auf ihn. Und Thomas? Anstatt Sie ohne viel Federlesen fortzuschicken, wie er es sonst mit Frauen macht, lässt er Sie so nahe an sich heran, dass es ihn berührt. Noch nie habe ich meinen Bruder so erlebt. Ganz im Gegenteil.«
    Amelia saß stumm auf ihrem Stuhl und bemühte sich, die aufsteigende Angst in ihrem Innern zu unterdrücken. Sie fühlte sich entsetzlich durchschaut und irgendwie entblößt, als stünde sie nackt vor dieser Frau, die genau wie ihr Bruder offenbar in der Lage war, bis in die tiefsten Winkel ihrer Seele zu blicken. Jedes Leugnen und jede Verteidigung waren zwecklos. Sie würde ihre Worte mit einer lässigen Geste beiseitefegen.
    » Sind Sie in meinen Bruder verliebt?«
    Ein paar Monate zuvor hätte die Frage in ihren Ohren so absurd geklungen, dass sie in schallendes Gelächter ausgebrochen wäre. Oder vielleicht würde sie ihre kleine Nase arrogant in die Luft gereckt haben, als würde die Dreistigkeit dieser Unterstellung sie beleidigen. Aber seit August war einige Zeit verstrichen. Genug, um ihr Herz zu verlieren. Amelia lachte nicht, saß nur verwirrt auf ihrem Stuhl. Ihre Kehle war so zugeschnürt, dass sie kaum schlucken konnte. Die Erkenntnis traf sie wie ein Keulenschlag: Sie hatte ihr Herz verloren, nur wollte sie es sich bislang nicht eingestehen.
    Nein. Nein. Nein. Ich bin nicht in ihn verliebt. Noch viel wichtiger, ich will ihn nicht lieben.
    Vergeblich redete sie sich das alles ein, denn kein Wort des Protests kam über ihre Lippen. Ich kann ihn nicht lieben, jammerte ihre innere Stimme weiter, in seiner Nähe verliere ich ständig meine Selbstbeherrschung.
    Ja warum nur?
    Amelia blinzelte und schluckte schwer. Weil sie sich verliebt hatte.
    » Ich sehe, ich habe Sie in Verlegenheit gebracht«, sagte Missy. » Ich möchte Sie nicht weiter bedrängen. Vielleicht sind Sie noch nicht so weit, dass Sie es sich eingestehen. Denken Sie in Ruhe über meine Worte nach.« Sie tätschelte Amelia aufmunternd die Hand. » Wir sind ja fertig mit dem Frühstück. Hätten Sie vielleicht Lust, mich nach oben ins Kinderzimmer zu begleiten und sich die Zwillinge anzuschauen?«
    » Ja, ich würde die Kinder sehr gerne sehen«, erwiderte Amelia und sehnte sich danach, endlich ein anderes Thema anschneiden zu dürfen. Sie war nur zu bereit, sich auf etwas zu stürzen, was sie nicht zwang, Thomas zu sehen, zu fühlen, an ihn zu denken oder über ihn zu sprechen.
    Die Countess erhob sich. » Dann kommen Sie mit.«
    Den restlichen Tag verbrachte Amelia mit Missy – wie sie Thomas’ Schwester jetzt nennen sollte. Die Anrede mit dem Titel mache sie alt, fand die junge Frau und führte ihre Besucherin zu den vier Monate alten Zwillingen Jason und Jessica. Bislang hatte Amelia kaum Kontakt mit Kindern gehabt, am allerwenigsten mit Babys, und trotzdem war sie immer der Meinung gewesen, dass es ihr liegen würde. Deshalb fand sie die beiden Kleinen auch einfach anbetungswürdig: die rosigen Wangen, den pummeligen Körper, das niedliche Lächeln und die unschuldige Bedürftigkeit. Stundenlang hätte sie mit ihnen schmusen können, doch als Jason auf ihrem Arm einschlief, war das für Missy ein Zeichen, die Zwillinge wieder in ihre Wiegen zu legen.
    Als Nächstes lernte sie die sechzehn Jahre alten Zwillingsschwestern des Earl of Windmere kennen, die einer Liaison seines Vaters entstammten. Catherine und Charlotte waren ebenfalls zauberhaft. » Exotisch« schoss es Amelia durch den Kopf, als sie den dunklen Teint der Mädchen sah und als Kontrast dazu die blonden Haare. Die Augen schillerten im gleichen Blau wie die ihres Bruders. Amelia konnte sich lebhaft vorstellen, wie die Gentlemen sich in zwei Jahren, bei ihrer Einführung in die Gesellschaft, auf die hübschen Rutherford-Zwillinge stürzen würden.
    Anfänglich begrüßten die Schwestern den Gast zurückhaltend, jedoch mit Höflichkeit und Ehrerbietung, wie man es ihnen auf dem strengen Internat beigebracht hatte, auf dem sie Jahre verbrachten, ehe ihr Bruder sie in sein Haus holte. Als sie dann aber gemeinsam beim Nachmittagstee saßen, legten sie ihre Zurückhaltung ab und beteiligten sich lebhaft am Gespräch der Frauen.
    Catherine gab sogar ganz unverblümt die Geschichte ihrer Herkunft zum Besten und bezeichnete sich und ihre Schwester als Ergebnis eines Fehltritts. Allerdings kam auch tiefe Dankbarkeit dem Bruder gegenüber zum Ausdruck, der erst vor einem Jahr, nach dem Tod des Vaters, von ihrer

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