Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
seine Züge wurden weich.
Thomas begriff, worauf sein Freund hinauswollte. » Bitte, du solltest deine Beziehung zu meiner Schwester nicht mit meiner zu Amelia vergleichen. Das, was die Lady und mich verbindet, würde ich nicht einmal eine Beziehung nennen. Es sei denn, unablässige Streitereien zählen dazu.«
Und eine Leidenschaft, die heiß genug lodert, um tausend Wälder in Brand zu setzen.
Inzwischen waren sie auf der Rückseite des Hauses angekommen, nahe den Hecken, hinter denen sich eine sanft hügelige Landschaft erstreckte. Thomas’ Blick heftete sich an ein paar Wölkchen, die am sonst kristallklaren Himmel hingen.
» Was auch immer sich zwischen euch beiden abspielt, es muss sehr stark sein, wenn es dich so sehr berührt.« Beide Männer wussten, was damit gemeint war: dass er sich wie ein Dummkopf benahm, wenn es um diese Frau ging.
» Das liegt nur an Cartwright«, brummte Thomas und stopfte die Hände in die Manteltaschen.
Rutherford lachte trocken. » Nun, er treibt eben gerne seine Späße.«
» Ist dir schon mal aufgefallen, dass das auf meine Kosten geht? Warum zum Teufel hast du ihn überhaupt zu Weihnachten eingeladen?« Thomas warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
» Du weißt doch ganz genau, dass ich in diesen Angelegenheiten nichts zu sagen habe. Mehr noch, deine Schwester vergöttert ihn.«
Ja, es stimmte, Cartwright kam ein ganz besonderer Platz in Missys Herz zu, seit ihrer Kinderzeit schon, als der Freund sie auf seinen Knien schaukelte.
» Willst du jetzt endlich zugeben, dass du in Lady Amelia verliebt bist?«
Thomas heftete den Blick wieder auf Rutherford und öffnete bereits den Mund, um energisch zu leugnen, doch er hielt inne. Der andere klopfte ihm tröstend auf die Schulter. » Falls es dir überhaupt ein Trost sein kann, dann lass dir gesagt sein, dass das Schlimmste vorbei ist, sobald du es dir eingestehst. Danach geht es im Grunde genommen nur noch darum, einen Hochzeitstermin festzulegen und vor den Altar zu treten.«
Amelia heiraten? Ein dumpfer Schmerz pochte in Thomas’ Brust. Er schluckte schwer. » Ich müsste vollkommen den Verstand verloren haben, daran auch nur zu denken. Sie als Ehefrau?«
Rutherfords Lippen zuckten. » Vielleicht nicht vollkommen.«
In Thomas’ Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Genau genommen hatte er sich praktisch bereits mit dieser Vorstellung abgefunden. Was sonst sollte ein halbwegs ehrenwerter Mann tun nach dem, was geschehen war. Im Grunde gehörte sie bereits ihm, und die Heirat wäre nur eine Legalisierung. Plötzlich fiel ihm eine tonnenschwere Last von den Schultern. Für ihn war es leichter, die Sache so zu sehen, statt von Liebe zu reden. Aber immerhin schienen seine Empfindungen für sie stark genug, um das Fundament einer Ehe zu bilden.
» Nun, vielleicht sollten wir zunächst einmal sehen, ob die Lady überhaupt will.« Thomas drehte sich um und eilte zum Haus.
» Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sie dich längst am Haken hat«, hörte er Rutherford hinter sich murmeln.
Nachdem der Earl of Windmere das Haus verlassen hatte, warf Amelia einen Blick auf Alex, der aussah wie die Unschuld in Person. Aber das täuschte, wie sie inzwischen wusste, denn auch wenn er es äußerst charmant verpackte, zählte die Freude an Sticheleien und kleinen Boshaftigkeiten zu den hervorstechenden Eigenschaften dieses jungen Mannes aus den höchsten Adelskreisen des Königreichs.
Missy schaute ihn stirnrunzelnd an. » Und jetzt erklär mir bitte, was hier gespielt wird. Was geht vor zwischen meinem Bruder und dir?« Sie bekräftigte die Frage, indem sie ihm heftig einen Finger in die Schulter stieß. Alex zuckte übertrieben dramatisch zusammen, weil er ahnte, dass seine Jugendfreundin ihn unter Druck zu setzen versuchte.
» Ich habe doch gar nichts gemacht«, protestierte er mit gespielter Harmlosigkeit. » Dein Bruder sollte wirklich langsam lernen, sein Temperament zu zügeln.«
» Er könnte sich da draußen zu Tode frieren.« Missy piekste ihn jetzt mit der Fingerspitze in die Brust.
» Du hast doch gesehen, dass dein Mann ihm einen Mantel bringt«, sagte Alex und lächelte unverändert.
Missy verdrehte die Augen. » Du bist unmöglich«, entgegnete sie und klang aufrichtig verzweifelt. » Bei mir brauchst du dich nicht zu beklagen, wenn Thomas dich grün und blau prügelt.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und ließ ihn stehen, wie sie das früher mit ihren lästigen kleinen Schwestern gemacht
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