Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
einlösen?«
Entsetzt schaute sie zu ihm hoch. Vergaß sogar ihren Wunsch, den süßen Punsch von seinen Haaren, seinem Gesicht, seinem Anzug tropfen zu sehen. » Welche Wette? Was um alles in der Welt soll das heißen?«
Er senkte die Lider und betrachtete sie mit arglosem Blick. » Haben Sie nicht vor Ihren Freundinnen gesagt, sie würden Ihre Mitgift verwetten, dass ich im Bett längst nicht so gut bin, wie man mir nachsagt? Übrigens, was genau wird diesbezüglich eigentlich behauptet?« Er hielt die Lider weiter gesenkt, als er den Blick lässig über sie schweifen ließ. » Offen gesagt, ich vermute, dass Sie selbst meine Liebeskünste prüfen wollen.« Er sprach langsam und schnurrend und schaute sie jetzt direkt an. » Ich möchte doch nicht, dass Sie sich aufs Hörensagen verlassen müssen.«
Hustend atmete Amelia aus. Der verfluchte Kerl genoss es in vollen Zügen, sich an ihr zu rächen. Hatte sichtlich seine helle Freude daran.
» Nicht einmal dann, wenn Sie der…«
» Nein, bitte sagen Sie es nicht. Der letzte Mann auf Erden, das klingt so abgedroschen. Ich denke, eine Frau von Ihrem Verstand und Ihrem Zorn sollte mit originelleren Worten aufwarten. Vor allem mit ätzenderen.«
Amelia stammelte. Ihre Hand fing an zu zittern, und beinahe hätte sie den Punsch verschüttet.
Thomas trat einen Schritt nach vorne und stand jetzt so dicht vor ihr, dass er beinahe den Rock ihres Kleides streifte. Sanft nahm er ihr das Glas aus der Hand.
» Es scheint, als seien Ihre Nerven sehr strapaziert.« Er hielt inne, sagte dann leise und mit heiserem Raunen: » Ich sollte Sie küssen, bis Sie den Verstand verlieren… gleich hier und jetzt.« Er senkte den Blick auf ihre Lippen, schaute ihr wieder in die Augen. » Andererseits ist es vielleicht genau das, was Sie wollen.«
Bevor Amelia antworten konnte, neigte er den Kopf, sodass der warme, saubere Duft seines Atems federleicht an ihrem Ohr entlangstrich. Für einen kurzen Moment befürchtete sie, dass er seine Drohung wahrmachte.
» Aber anders, als Sie vielleicht glauben, bin ich tatsächlich ein Gentleman. Heute Abend will ich Sie nicht in weitere Verlegenheiten bringen, indem ich Sie zwinge, Ihre Worte zurückzunehmen.«
Und dann setzte er mit sehr, sehr leise geflüsterten Worten zum Gnadenstoß an. » Das müssen wir uns für ein andermal aufsparen. Denn was ich mit Ihnen vorhabe, ist für die Augen und Ohren der Öffentlichkeit nicht geeignet.«
Amelias Mund wurde trocken. Sie zitterte trotz der sengenden Hitze, die sie durchflutete und sich schließlich in ihrem Unterleib sammelte.
Als ob er nicht gerade mit unaussprechlichen Ausschweifungen gedroht hatte– oder sollte es ein Versprechen sein?–, richtete Lord Armstrong sich zu voller Größe auf und deutete eine Verbeugung an. » Guten Abend, Lady Amelia.«
Dann eilte er davon.
5
T homas hatte Amelia just in dem Moment stehen lassen, als ihre Erstarrung der Entrüstung wich. Kaum war er weg, schwang sie herum und rauschte entschlossen durch den Ballsaal in Richtung Ausgang. Den Kopf leicht zur Seite geneigt und den Blick erhoben ließ sie weder Beschämung noch ein schlechtes Gewissen erkennen. Ganz die Amelia, wie man sie kannte.
» Wie ich sehe, ist Harrys Sprössling recht angetan von dir.«
Thomas drehte sich um. Alex Cartwright war es, der nun seinerseits den ganzen Ärger seines Freundes zu spüren bekam und mit einem unheilvollen Blick bedacht wurde. » Du hättest dir etwas Besseres einfallen lassen sollen, als mich heute Abend hierherzuschleppen. Soweit ich weiß, hast du die ganze Sache mit dieser kleinen…«
» Na, na, na, ein Gentleman sollte niemals ein böses Wort über eine Lady verlieren«, spottete Cartwright.
Thomas warf ihm einen vernichtenden Blick zu, doch Cartwright zuckte nicht einmal mit den Brauen, fuhr sich nur gelangweilt mit der Hand durch sein dichtes schwarzes Haar.
» Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als selbst die Lorbeeren für diese Sache einzuheimsen, aber die Ehre, dir die Abfuhr des Jahrzehnts verpasst zu haben, gebührt einzig und allein Lady Amelia.«
Thomas sagte nichts. Natürlich hätte die Schadenfreude seines Freundes nicht größer sein können, es sei denn, er wäre mit nacktem Hintern bei einer Frau von zweifelhaftem Ruf erwischt worden, die gerade versuchte, seiner schlaffen Männlichkeit ein wenig Leben einzuhauchen. Sein Blick kehrte zu Amelia zurück, die soeben mit ihrer Anstandsdame den Ballsaal verließ. Sich sozusagen davonstahl.
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