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Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Kendall
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seine Anwesenheit nicht gespürt hatte, als sie die Schwelle überschritt? Wo seine Präsenz doch jeden Winkel des Zimmers zu beherrschen schien.
    » Guten Morgen, Lady Amelia.« Die Begrüßung kam ihm geschmeidig über die Lippen.
    » Lord Armstrong.« Sie brachte die Zähne kaum auseinander und nickte nur andeutungsweise in seine Richtung, bevor sie sich wieder umdrehte.
    Eigentlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass er es tun würde. Und doch stand er hier, war zu ihrem Vater gerannt und hatte ihm den Vorfall des letzten Abends brühwarm aufgetischt, kaum dass die Morgensonne den Tau auf dem Gras verdunsten ließ. Der Kerl war ja noch schlimmer als die klatschsüchtigen Matronen in den Salons, dachte sie und verfluchte ihn stumm mit einer Reihe erlesener Schimpfwörter.
    Weil sie weder ihn noch ihren Vater anzuschauen vermochte, richtete sie den Blick in eine unbestimmte Ferne. Doch gleichgültig, wie sehr sie sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren versuchte– sie spürte genau den Moment, in dem Armstrong nur wenige Schritte vor ihr stehen blieb. Mit der Lautlosigkeit einer Raubkatze im Dschungel schlich er sich an, obwohl der Duft seine Nähe so eindeutig ankündigte wie ein Fanfarenstoß den König. Er ließ sich auf dem Armsessel neben ihr nieder und streckte die Beine, die in waldgrünen Hosen steckten, lässig vor sich aus.
    » Du weißt, dass ich mich um eine Verbleibmöglichkeit für dich kümmern wollte, wo du während meines Aufenthalts in Amerika angemessen untergebracht bist«, fing ihr Vater an. Seine Worte weckten auf der Stelle ihre Aufmerksamkeit, schärften alle ihre Sinne.
    Ungläubigkeit und Entsetzen überfielen sie, stürzten sie in ein Wechselbad der Gefühle.
    » Also, Lord Armstrong hat sich freundlicherweise bereit erklärt, dich in seine Obhut zu nehmen.«
    Amelia stöhnte wütend auf, schob die Hände zitternd in ihren Schoß und krampfte die Finger in den himmelblauen Seidenbatist.
    Mich in seine Obhut nehmen! Als ob sie irgendein Gegenstand wäre, den es zu verwalten galt. Sie unterdrückte einen Gefühlsausbruch und starrte ihren Vater an, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Was sollte das alles? Sie verstand den Sinn dahinter nicht.
    Hatte er wirklich vor, sie in London in der Reederei arbeiten zu lassen? Was für eine lächerliche Vorstellung. Nein, nicht nur lächerlich, sondern weit mehr als das. Einfach idiotisch.
    » Aber Vater, du meinst, ich soll bei Wendel’s Shipping…?«
    Der Marquess lachte aus vollem Herzen, sodass seine Schultern bebten. » Um Himmels willen, glaubst du wirklich, ich würde dich irgendwo in die Nähe der Piers schicken?«
    Amelia sah ihn forschend an, denn sie fand die Sache nicht besonders lustig. » Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Lord Armstrong betreibt schließlich ansonsten keine anderen Geschäfte, nicht wahr?«, fragte sie ihren Vater, als würde der Viscount nicht knapp von ihr entfernt sitzen und selbst antworten können.
    » Um aufrichtig zu sein, ich leite eine sehr einträgliche Pferdezucht.«
    Hm. Sieht so aus, als hätte es mit Zuchtangelegenheiten zu tun. Ihre scharfsinnige Beobachtung wurde von einem Seitenblick in Lord Armstrongs Richtung begleitet, wo sie in seine sanften grünen Augen schaute.
    » In Westbury?« Die tödliche Ruhe in ihrer Stimme konnte über das Gefühlschaos in ihrem Innern nicht hinwegtäuschen, das vor allem von einem dominiert wurde: Entsetzen.
    Harold Bertram trommelte mit den Fingern auf den Tisch. » Vielleicht schätzt du die Lage falsch ein.«
    Amelia richtete den Blick jetzt auf ihn. » Was schätze ich falsch ein, Vater?« Mit jedem Wort wurde ihr Tonfall schärfer.
    Der Viscount räusperte sich. » Lady Amelia, Ihr Vater versucht Ihnen zu erklären, dass mein Gestüt sich in Devon befindet. Sie werden dort auf dem Land bei mir wohnen.«

6
    A melia sprang so abrupt auf, dass die Seide ihres Kleides raschelte und die sperrige Krinoline beinahe den Stuhl umgeworfen hätte.
    » Ich… ich kann unmöglich mit ihm auf seinem Anwesen leben«, sagte sie, dabei mühsam ihren Atem kontrollierend. Panik stieg in ihr hoch und drohte außer Kontrolle zu geraten. » Vater, das wäre nicht akzeptabel und würde meinen Ruf ruinieren.«
    » Ich glaube kaum, dass es dazu kommt.« Die Grübchen auf den Wangen des Viscount vertieften sich wie immer, wenn er sich amüsierte.
    Amelia hätte niemals geglaubt, einen Menschen so sehr verachten zu können wie ihn in diesem Moment. Sein Lächeln–

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