Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
spannte die Kiefermuskeln an. » Darf ich es so verstehen, dass Sie Ihre Arbeit in derart kurzer Zeit erledigt haben?«
» Schauen Sie doch selbst nach, wenn Sie mir nicht glauben«, entgegnete sie und deutete mit dem Kopf auf den Schrank. » Dort werden Sie sehen, dass jede Akte ordentlich abgelegt ist. Außerdem können Sie den Karton überprüfen und sich davon überzeugen, dass er leer ist.«
Diesmal trank er einen großen Schluck, was, wie sie fand, auf Ärger hindeutete. Ein Gefühl süßen Triumphs durchflutete sie, als er das leere Glas von den Lippen nahm. Sie unterdrückte ein Lächeln.
» Sie hatten die Anweisung, noch anderthalb Stunden zu arbeiten«, stellte er fest und drehte das Glas zwischen den Fingern hin und her.
» Ihr Auftrag lautete, meine Arbeit zu beenden. Genau das habe ich getan. Was hätte ich Ihrer Meinung nach anschließend machen sollen? Am Tisch sitzen und Däumchen drehen?«
Er stieß ein kurzes, raues Lachen aus. » Nun, es scheint, als hätte ich Ihre Effizienz erheblich unterschätzt. Ich erkenne, dass ich Ihnen viel mehr Arbeit zuteilen muss, um Sie wirklich zu beschäftigen.«
Ihr Triumphgefühl schlug in Bitterkeit um.
Ohne den Blick von ihr zu wenden, stellte er das leere Glas auf den Tisch. Es schien, als würde er sie eine Ewigkeit anstarren, die Augen jetzt wie fein geschliffene Smaragde. » Sie müssen wirklich lernen, Ihre Worte zu zügeln. Ihr Mundwerk bringt Sie ständig in Schwierigkeiten. Hat Ihnen noch niemand beigebracht, sich Zurückhaltung aufzuerlegen, Prinzessin?«
Amelia schluckte, als sie seine heisere Stimme hörte und seinen sinnlichen Blick spürte. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück, als er ihren Mund betrachtete, doch er folgte ihr, stand noch näher bei ihr als zuvor.
Thomas senkte den Kopf kaum merklich und flüsterte: » Es provoziert Männer auf eine Weise, die gefährlich ist.«
Seine Stimme war die pure Verführung, verpackt in samtige Hitze. Ihr Blick fiel auf seinen Mund– wieder musste Amelia schlucken und fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe.
Es passierte so schnell, dass ihr nicht einmal die Zeit blieb, mit der Wimper zu zucken. Thomas berührte sie nur kurz mit den Fingern, und schon lag sie in seinen Armen. Nichts konnte verhindern, dass pfirsichfarbene Seide auf graugrünes Tuch traf, dass ihre Brüste sich gegen seinen Oberkörper pressten. Amelia versteifte sich. Das Herz hämmerte in ihrer Brust, als sein Kopf sich ganz ohne Hast zu senken begann.
Rühr dich. Schrei. Mach irgendwas, anstatt einfach nur dazustehen wie ein Trottel. Aber die Trägheit, die ihren Körper lähmte, machte sie willenlos, sodass sie sich nur wie von einer mächtigen Strömung mitgerissen fühlte. Dann fanden seine Lippen die ihren, und die Flut der Gefühle riss sie mit sich.
Anders als der ungeschickte Finley versuchte der Viscount nicht, ihre Lippen mit brutaler Gewalt auseinanderzupressen. Nein, das brauchte er gar nicht, denn er schaffte es mit verführerischer Raffinesse, knabberte erst an ihrer Unterlippe, sog dann an ihr, bis sie die Lippen mit leisem Seufzer teilte. Als sie sich unterwarf, fuhr er mit den Fingern in ihr dichtes Haar, umfasste ihren Kopf und suchte erneut ihre Lippen.
Ihr zitterten die Knie, und mit den Händen klammerte sie sich an die seidenen Aufschläge seines Jacketts. Für einen flüchtigen Moment lang tauchte sie aus dem Nebel der Leidenschaft auf und überlegte, ob sie abbrechen oder vielleicht wenigstens etwas Widerstand leisten sollte. Aber seine drängende Zunge überzeugte sie vom Gegenteil, betäubte ihre Sinne und schaltete ihren Verstand aus. Amelia ließ sich weiter auf ihn ein. Wollte mehr.
Er stöhnte leise und zog sie, die Hand auf ihrer Hüfte, so nah zu sich heran, dass sie seinen Unterleib berührte und seine erregte Männlichkeit sich steif und pochend gegen sie presste, während die intime Verbindung in ihr eine lodernde Hitze aufflammen ließ und das Gefühl, dass sich ihr Schoß in warme Feuchtigkeit auflöste.
Es hatte Zeiten gegeben, in denen sie das Gekicher und Geflüster der Dienstmädchen belauscht hatte, sobald ihre Gouvernante sich nicht in Reichweite befand. Immer drehte es sich um die gleichen Themen, nämlich um Männer und Küsse, manchmal sogar um unanständigere Liebkosungen. Hatten sie? Würden sie? Wie fühlte es sich an? Amelia, jung und unerfahren, wie sie war, bedauerte damals die armen Mädchen, so widerwärtige Dinge über sich ergehen lassen zu müssen. So
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