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Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Kendall
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gemeint war. Langsam stieg Wut in ihm hoch, obwohl sich die Beleidigung gegen Harry und nicht gegen ihn richtete. Hatte der arme Mann ihretwegen nicht schon genug zu erdulden?
    » Ich rate Ihnen dringend, Ihre Zunge besser zu hüten. Ihr Vater gehört zu den besten Menschen, die ich jemals kennenlernen durfte.«
    Amelia riss die Augen auf, als überrasche sie die Eindringlichkeit seiner Antwort.
    » Was vermutlich nicht viel zu bedeuten hat. Soweit ich das sehe, ergänzen Sie sich ganz ausgezeichnet. Sie interessieren sich beide nicht für andere Menschen, es sei denn, es dient Ihrem persönlichen oder finanziellen Vorteil. Es ist eine Schande, dass Sie nicht als Sohn meines Vaters geboren wurden. Um wie vieles einfacher hätte es das Leben aller Beteiligten gemacht.«
    Thomas musste sich sehr im Zaum halten. Dieses verwöhnte Mädchen wagte es tatsächlich, ihn von oben herab zu behandeln! Was wusste sie anderes über Geld, als es in der Soll- oder Habenspalte einzutragen? Noch nie hatte sie ihrer Mutter oder drei Schwestern in die Augen blicken und erklären müssen, dass nicht nur zu wenig Geld da war, um den gewohnten Lebensstandard der Familie zu halten, sondern dass es kaum reichte fürs nackte Überleben. Sie hingegen hatte einen Vater, der sich um alles kümmerte und ihr ein bequemes Leben ermöglichte.
    » Meine besten Wünsche gelten Ihrem Vater. Der Himmel möge mir beistehen, sollte ich jemals eine Tochter bekommen, die Ihnen ähnlich ist.« Aus jedem seiner Worte sprach Geringschätzung.
    Amelia versteifte sich, während sie tief einatmete. Ein kaum wahrnehmbarer Schatten huschte über ihr Gesicht, als sie reglos und wie versteinert vor ihm stand.
    » Sobald er zurück ist, werde ich ihm Ihr Mitgefühl ausrichten. Andererseits sehen Sie ihn doch viel öfter als ich. Vielleicht könnten Sie es selbst in die Hand nehmen?« Damit drehte sie sich um, hob den Saum ihrer Röcke an und verließ das Zimmer mit ruhigem Schritt.
    Thomas machte keine Anstalten, Amelia aufzuhalten. Jedes weitere Wort würde in einen offenen Krieg münden. Unsicher fuhr er sich mit der Hand durch das Haar und stolperte zurück, um sich auf die Schreibtischkante zu setzen.
    Ein dumpfer Schmerz erfüllte seine Brust.

12
    J ust als Amelia am nächsten Morgen das Arbeitszimmer betrat, schlug die große Standuhr in der Halle achtmal zur vollen Stunde. Sie stieß einen kleinen Seufzer der Erleichterung aus, als sie mit einem schnellen Blick durch das Zimmer feststellte, dass sie tatsächlich die Erste war.
    » Wie ich sehe, ist es Ihnen heute gelungen, pünktlich zu erscheinen«, spottete der Viscount hinter ihr. Seiner Stimme war nichts mehr von den gestrigen Ereignissen anzumerken.
    Amelia drehte sich um und entdeckte Thomas, der soeben hereinkam. Er sah bemerkenswert ausgeruht aus und verdammt attraktiv. Noch nie hatten brauner Tweed und Kamelhaarwolle einen bestechenderen männlichen Körper bedeckt, zumindest nach ihrer Einschätzung nicht. Ihr Herzschlag begann leicht zu flattern.
    » Was haben Sie erwartet? Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie ungehorsame Dienstboten gelegentlich auspeitschen. Herzlichen Dank, aber ich ziehe einen Rücken ohne Narben vor«, erwiderte sie knapp, bevor sie sich an ihren Platz setzte. Wenn er so tat, als sei nichts geschehen, und nahtlos zu dem alten ätzenden Tonfall zurückkehrte, warum dann nicht auch sie?
    » O nein, ich würde Sie keineswegs auspeitschen, sondern Ihnen den Hintern versohlen.«
    Amelia schnappte entsetzt nach Luft. Ihr Blick flog zu ihm hinüber. Obwohl es belustigt in seinen Augen funkelte, erweckte er den Eindruck, als habe er nicht die geringsten Probleme mit solcher Art der Bestrafung.
    » Mylord, Sie sind wirklich…«
    » Arrogant, ja, ich weiß, schrecklich und so weiter. Sparen Sie sich die Worte. Ich habe verstanden.«
    Noch vor drei Tagen hätte es ihren Zorn provoziert, dass er sie so einfach unterbrach, oder Ärger über eine seiner typischen Bemerkungen, die nur vordergründig freundlich, ansonsten reine Frechheiten waren. Und natürlich hätte sie das nicht auf sich sitzen lassen. Heute dagegen empfand sie bloß Verlegenheit. Amelia schloss den Mund.
    Thomas durchquerte das Zimmer und hielt erst inne, als er breitbeinig vor ihrem Tisch stand. Amelias Herzschlag raste fast so, als wolle er sich überschlagen. Sie brachte es mit Mühe und Not fertig, zum Ausdruck ihrer Missbilligung die Brauen ein wenig hochzuziehen.
    » Könnte es sein, dass meine Mutter Ihnen zu Ehren

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