Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
auf ihr blasslila Kleid. » Wenn Sie tatsächlich erwarten, dass ich auf die Knie sinke, um niedere Dienstbotentätigkeiten zu verrichten, dann irren Sie sich gewaltig, Mylord.« Was konnte er schon ausrichten– sie mit Gewalt auf die Knie zwingen? So weit würde selbst er kaum gehen und sich auf dieses Niveau begeben.
Doch er tat es.
» Oh, ich erwarte es nicht nur, ich werde es in vollen Zügen genießen.« Er warf den Lumpen ins Wasser und kam mit geschmeidigen Bewegungen auf sie zu.
Amelia behauptete ihr Terrain, blieb wie angewurzelt stehen, denn wegzulaufen kam nicht infrage. Als er bis auf wenige Schritte heran war, brach es aus ihr heraus. » Wagen Sie es ja nicht, mich anzurühren! Lassen Sie Ihre Finger von mir, andernfalls werde ich solchen Krach schlagen, dass das ganze Haus denkt, Sie wollten mir an den Kragen.«
Thomas Armstrong hielt inne, die Miene undurchdringlich. Als wollte er die Ernsthaftigkeit ihrer Drohung prüfen, strich er federleicht und zärtlich über ihre Wange. Amelia wurde flau im Magen, genau wie damals, als sie den Halt im Sattel ihres Pferdes verloren hatte. Lebhaft erinnerte sie sich an das schreckliche Gefühl, durch die Luft zu fliegen und schließlich auf dem Boden aufzuschlagen. Nur schien sie sich jetzt im unbegrenzt freien Fall zu befinden.
Mit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an, unfähig sich zu bewegen, unfähig zu protestieren.
Schon spürte sie seinen Atem, warm und mit einem Hauch von Limonen. Er berührte sie. » So, jetzt sind meine FingeraufIhnen, aber ich kann keine Schreie hören«, flüsterte er.
Es dauerte einen Moment, bis seine Worte zu ihr durchdrangen, denn schon wieder nahm sie nichts wahr außer seiner überwältigenden Gegenwart und seiner verführerischen Stimme. Amelia machte einen hastigen, ein wenig stolpernden Schritt rückwärts, um der versengenden Berührung zu entkommen und sich wieder zu fangen.
Die gesamte Situation war einfach nur lächerlich. Besser gesagt: Wenn sie eines Tages darauf zurückblickte, würde sie es vielleicht so sehen können.
» Das liegt wohl daran, dass Sie nicht aufmerksam genug hinhören.« Absurde Bemerkungen verdienten absurde Antworten.
Was Armstrong lediglich bewog, einen weiteren Schritt näher zu treten. Amelia hingegen konnte nicht weiter zurück, denn hinter ihr befand sich der Schreibtisch.
Seine Augen verrieten ihr, dass er sie wieder küssen wollte. Und auch in ihr wuchs erneut ein drängendes Verlangen, das ihr Blut in Wallung brachte, bis es zwischen ihren Schenkeln dumpf zu pochen begann. Gebannt schaute sie zu, wie sein Mund sich ihrem näherte. Nicht nur dass er sie küssen würde– sie war bereit, ihm erneut alle möglichen Freiheiten zu gestatten. Wieder einmal.
Und dann war er fort, blitzartig. Nur schemenhaft nahm sie seine Bewegungen wahr. Und als sie endlich ihre wirren Sinne geordnet hatte, saß er scheinbar völlig gleichmütig an seinem Schreibtisch, als sei alles nur ein Traum gewesen.
Dann ein Klopfen. Jemand stand vor der Tür. Röte schoss ihr in die Wangen. Sie setzte sich rasch hin, legte die Hände flach auf den Schreibtisch und zwang sich einigermaßen zur Ruhe.
Lord Armstrong gab knapp die Erlaubnis einzutreten, wobei er erneut mit einem sauberen Taschentuch an seiner Hose herumrieb.
Die Tür flog auf, und fröhlich wie ein Vögelchen trat Sarah ein. Wenn es Amelias Natur entsprochen hätte, ihre Gefühle offen zu zeigen, dann wäre sie dem Mädchen bestimmt vor lauter Erleichterung um den Hals gefallen.
» Guten Morgen, Thomas. Ich habe mich gefragt, ob…« Sarah hielt inne, riss die Augen auf, als sie ihren Bruder erspähte, und ihre Lippen formten ein perfektes O. Dann kicherte sie los. » Was ist denn mit deiner Hose passiert?«
Der Viscount warf ihr einen dunklen Blick zu und beendete die nutzlose Wischerei. » Es freut mich, dass ich dich heute Morgen erheitern kann. Was ist los, kleine Göre?«
Wie anders das Wort klang, wenn er es bei seiner Schwester gebrauchte. Voll warmherziger, liebevoller Zuneigung, während es auf sie gemünzt wie eine Beschimpfung klang.
» Ich… Also, ich bin hergekommen, weil ich wissen möchte, ob ich Amelia heute wieder helfen kann.«
Am liebstes hätte Amelia laut aufgestöhnt. Dieses ahnungslose, arglose Mädchen! Jetzt würden wahrscheinlich Blitz und Donner vom Himmel auf sie hinabfahren und sie auf der Stelle treffen. Heute schien nicht gerade ihr Glückstag zu sein.
» Wieder helfen? Was soll das heißen?«, fragte Thomas
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