Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
eine Katze.« Thomas warf seinem Freund einen vielsagenden Blick zu. Die ganze Sache hatte ihn doch ziemlich mitgenommen. » Noch morgen wird man die Striemen auf der Wange sehen.«
» Wer zum Teufel hat dir denn geraten, das persönlich zu erledigen?«, schimpfte Cartwright und stützte sich mit den bestrumpften Füßen gegen die Polster der Ottomane. » Ein paar Blumen und eine Nachricht hätten ausgereicht. Oder vielleicht irgendein billiges Schmuckstück.«
» Ja, verdammt noch mal, als ich mein Haus verließ, hatte ich noch gar nicht die Absicht, der Sache ein Ende zu bereiten.«
Verwundert zog Cartwright eine Augenbraue hoch und trank noch einen Schluck Port. » Wie darf ich das verstehen?« Er stellte das Glas auf dem Rotholztisch neben seinem Sessel ab.
Ja, warum hatte er es getan? Seit er Graces Wohnung verlassen hatte, zerbrach Thomas sich darüber den Kopf. Hilflos zuckte er die Schultern. » Ich weiß nicht. Vermutlich weil sie anfing mich zu langweilen. Und weil sie zu besitzergreifend wurde. Zu viel von meiner Zeit beanspruchte.«
» Ja, das kommt vor. Aber in deinem Fall passierte es früher als gewöhnlich. Wie lange warst du mit ihr zusammen? Ein halbes Jahr? Ein ganzes?«
» Welche Rolle spielt das? Mit ihr ist es aus und vorbei. Mein dringlichstes Problem heißt momentan Louisa.«
» Was hat unsere blonde Duchess denn jetzt schon wieder angerichtet?«, fragte Cartwright trocken. Seine grauen Augen leuchteten interessiert.
Thomas berichtete kurz von ihrem Besuch bei Grace.
» Es ist wirklich unsäglich dreist, dass sie bei deiner Geliebten vorbeischaut, noch dazu in deren eigenen vier Wänden. Dabei ist ihr Ehemann nicht einmal drei Monate fort. Ts, ts«, machte Cartwright, » die letzten Monate haben sie verändert. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie sich damals, als wir sie kennenlernten, so unverschämt verhalten hat. Andererseits, da war dieser Vorfall mit Rutherford…«
Ja, diesen Vorfall gab es.
Thomas war damals noch ein dummer und naiver Junge, und als Louisa ihm erklärte, dass sie ihn liebe und heiraten wolle, auch wenn er keinen Schilling besäße, da glaubte er ihr. In jener Zeit befand sich das armstrongsche Vermögen in einem desolaten Zustand.
Er fühlte sich wie berauscht von ihrer blonden Schönheit und koketten Unschuld, bis der blendende Schein löchrig wurde. Auf einem Ball, zu dem er eigentlich nicht hatte gehen wollen, ertappte er sie in engster Umarmung mit seinem Freund Rutherford. Zutiefst schockiert versteckte er sich hinter einer Hecke im Garten, um zu beobachten, wie weit sie es wohl treiben wollte.
Trotz der Tatsache, dass Rutherford sanft, aber bestimmt ihre Hände von seinem Nacken gelöst und den Schauplatz kurz darauf verlassen hatte, hinterließ der Vorfall Spuren. Am Tag darauf konfrontierte er Rutherford mit der Sache, doch bevor er auch sie zur Rede stellen konnte, war sie bereits mit dem Duke of Bedford verlobt.
Für Thomas ein Signal, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Er, der junge, mittellose Viscount– der nichts besaß außer seinem Namen und sich überdies um Mutter und Schwestern kümmern musste–, war nichts als ein kleiner Zeitvertreib für die schöne Louisa gewesen, die ihr Augenmerk bereits auf eine weit lohnendere Beute gerichtet hatte. Thomas’ Gefühle interessierten sie nicht.
» Und was willst du jetzt tun?«, fuhr Cartwright fort.
» Nun, ich muss mit dem verdammten Weib reden, findest du nicht? Sie lässt mir keine andere Wahl, und ich bin überzeugt, dass sie auch nichts anderes im Schilde führt.« Thomas senkte den Kopf und fuhr sich mit der Hand erschöpft über das Gesicht.
» Dann solltest du mich zu Lady Forshams Ball begleiten. Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen habe ich erfahren, dass Ihre Hoheit so gnädig ist, sich dort blicken zu lassen.«
Thomas schaute seinen Freund zweifelnd an. » Du erwartest doch nicht, dass ich sie auf dem Ball zur Rede stelle? Ich habe keine Lust, wieder als Futter für diese verdammten Klatschmagazine zu dienen.«
» Möchtest du lieber zu ihr nach Hause gehen? Oder noch schlimmer, sie bei dir empfangen? Ich würde dir raten, nicht mit ihr ohne die Gegenwart Dritter zu sprechen, aus welchem Grund auch immer.«
Cartwright sprach einen wichtigen Punkt an: dass er um jeden Preis ein Alleinsein mit ihr vermeiden musste. Es konnte nichts Gutes aus der Sache erwachsen. Und je länger er über den Vorschlag mit dem Ball nachdachte, desto besser klang er in seinen Ohren. Louisa
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