Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
achtete viel zu sehr auf ihre Stellung in der Gesellschaft, um ihm vor der versammelten Öffentlichkeit eine Szene zu machen.
» Ja, sehr gut. Ich gehe hin. Aber du kannst nicht erwarten, dass ich den ganzen Abend über dortbleibe. So amüsant ich Bälle gelegentlich finde, ich habe noch andere Pflichten, denen ich mich widmen muss. Da ich bislang keine Anstandsdame für Amelia finden konnte, war ich gezwungen, sie mit in die Stadt zu nehmen, und ich traue mich kaum, sie länger aus den Augen zu lassen. Ich bin mir einigermaßen sicher, dass Amelia versuchen wird, mit Clayborough in Verbindung zu treten. Camille wird sicherlich ihr Möglichstes tun, doch ich möchte nichts dem Zufall überlassen.«
Cartwright war sichtlich belustigt. » Noch nie habe ich einen so nahtlosen Übergang von einer schwierigen Frau zur nächsten erlebt. Sag mal ehrlich, Miss Foxworth als Anstandsdame für Lady Amelia? Bist du irgendwie weich im Hirn geworden? Wenn es wirklich so schlecht um die Dinge steht, könnte ich dir vielleicht helfen. Ich hätte nichts dagegen, sie an deiner Stelle zu bewachen.« Die grauen Augen des Freundes funkelten verständnisvoll, und um seine Mundwinkel zuckte es.
Zwar fand Thomas seine Anspielung überhaupt nicht lustig, zwang sich aber zu einem halbherzigen Lächeln. » Danke, aber ich glaube, ich komme zurecht.«
Cartwright neigte den Kopf und musterte ihn eindringlich. » Und damit meinst du was?«
Thomas gab seine lässige Haltung auf und setzte sich gerade in den Sessel. » Was zum Teufel soll ich damit schon meinen?«
Zum Zeichen der Ergebung hob Cartwright spöttisch die Hand. »Mein Lieber, es ist nicht nötig, dass du dich wegen einer einfachen Frage so aufregst«, wehrte er lachend ab. » Zuletzt habe ich gehört, dass du die… äh… wohlverdiente Strafe für die unverschämte Lady Amelia selbst in die Hand nehmen willst. Immerhin hat sie deine Liebeskünste öffentlich angezweifelt. Ich bin nur neugierig, wie sich diese Sache entwickelt.«
Angesichts seiner übertriebenen Reaktion auf Cartwrights Gespött konnte Thomas sich blendend vorstellen, was seinem Freund durch den Kopf ging. Er zwang sich zu einem leisen Lachen, lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück und lächelte Cartwright an, bevor er einen großen Schluck Port nahm.
Thomas stellte das Glas ab. » Ich habe feststellen müssen, dass sie den ganzen Ärger nicht lohnt.«
Cartwright stieß ein spöttisches Gelächter aus. Seine Augen funkelten vor Vergnügen. » Steht es wirklich so schlimm um dich? Nun, ich bin mir sicher, dass es eine Anzahl Ladys in den besten Jahren für das gibt, was du mit Lady Amelia im Sinn hattest. Was auch immer es gewesen sein mag. Und wenn du nach einer Geliebten suchst, die nicht zu anhänglich wird, würde jemand wie Lady Amelia bewundernswert gut zu dir passen.«
Eine verräterische Wärme stieg Thomas ins Gesicht. Vorsichtshalber zog er eine grimmige Miene und hoffte, dass Cartwright die Röte für einen Ausdruck von Ärger und nicht von Verlegenheit halten würde. » Von Frauen, mit denen ich ins Bett gehe, verlange ich nur eines: dass sie mich nicht verabscheuen. Und es wäre überdies ganz nett, wenn sie mir ein wenig gefallen würden.«
Cartwright stand auf, um sich noch einen Port einzuschenken. Schweigend schwenkte er die Kristallkaraffe zu seinem Freund hinüber, doch Thomas lehnte kopfschüttelnd ab.
» Wann kehrst du nach Devon zurück?«, fragte Cartwright ihn.
» Sonntag.«
» Perfekt. Ich muss irgendwo hingehen können, solange der Duke sich in der Stadt aufhält. Falls ich bleibe, erwartet er, dass ich mich mit ihm treffe. Aber ich verbringe meine Zeit lieber im Gefängnis von Newgate, als meinen Vater zu sehen.«
Normalerweise störte es Thomas nicht im Geringsten, wenn sein Freund zu ihm nach Stoneridge Hall kam. Schließlich war er seit seiner Jugend häufig dort zu Gast gewesen. Aber diesmal? Es fühlte sich einfach nicht richtig an. Warum konnte er dem Duke nicht aus dem Weg gehen, ohne die Stadt zu verlassen? Gütiger Himmel, sein Freund tat so, als sei London nicht groß genug für zwei Männer aus dem Hause Cartwright.
» Es ist doch in Ordnung, oder?«, fragte Cartwright nach, als Thomas schwieg.
Thomas nickte. » Ja, selbstverständlich, alles in Ordnung.« Und doch: Irgendetwas in seinem Innern widersprach dieser Behauptung, und zwar laut und deutlich.
» Wunderbar. Das wird mir zugleich die Gelegenheit verschaffen, Lady Amelia besser kennenzulernen. Wir
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