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Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Kendall
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sind uns nur ein paarmal begegnet und haben kaum mehr als eine höfliche Begrüßung gewechselt.« Cartwright wartete sichtlich gespannt, wie sein Freund reagieren würde.
    Tausend Worte des Protests schossen Thomas durch den Kopf, aber er brachte kein einziges davon über die Lippen. » Ich bin mir sicher, dass sie über deine Begleitung höchst entzückt sein wird«, sagte er stattdessen.
    Wenn er es genau bedachte, war es jetzt höchste Zeit für einen zweiten Drink.

16
    E s gab keine zweite Chance. Amelia wusste, was sie zu tun hatte. Und wenn sie es gleich in Angriff nahm, ließ sich vielleicht eine verkrampfte Stimmung beim Abendessen vermeiden.
    Sie nahm allen Mut zusammen, als sie an die Schlafzimmertür klopfte und beklommen wartete.
    Die Tür wurde schnell geöffnet, und vor ihr stand Camille Foxworth, die Augen aufgerissen vor Schreck– vielleicht auch Entsetzen, Amelia konnte es ihr nicht verdenken. Die arme Frau musste schließlich denken, sie sei mit keinem anderen Vorsatz gekommen, als ihr den Rest zu geben und sie endgültig zu demütigen. Ihre Schandtat zu Ende bringen, um es anders auszudrücken.
    » Lady Amelia, ich… ich…«
    » Darf ich einen kurzen Augenblick Ihrer Zeit in Anspruch nehmen, Miss Foxworth?«
    » Ja… Ja, selbstverständlich.« Sie schien verwirrt und über die Maßen nervös, als sie Amelia Einlass gewährte.
    Das Schlafzimmer glich ihrem in Größe und Ausstattung: geräumig, angemessen beheizt, mit robustem, elegantem Mobiliar und einem wunderbaren Baldachin über dem Bett. Genau wie Amelia war Miss Foxworth als Gast und nicht als Bedienstete untergebracht.
    Camille schloss stumm die Tür, bevor sie sich umdrehte und Amelia anschaute, die noch einmal schluckte, bevor sie loslegte.
    » Bitte gestatten Sie, dass ich mich für mein Benehmen von heute Nachmittag entschuldige. Ich begreife selbst nicht, was mich getrieben hat, so unfreundlich und beleidigend ohne jeden Grund mit Ihnen zu sprechen. Meine Taktlosigkeit ist unentschuldbar und äußerst verwerflich.« Amelia konnte es kaum ertragen, dem Blick der jungen Frau zu begegnen, nachdem sie ihre Entschuldigung hastig vorgebracht hatte. Das war alles andere als ein Zuckerschlecken. Überhaupt: Wie konnte sie in diesem Zusammenhang nur an Gaumenfreuden denken!?
    Einen Moment lang stand Miss Foxworth reglos vor ihr, wirkte, als hätte man ihr einen heftigen Schlag auf den Schädel verpasst. Dann nestelte sie mit den Fingern an ihrer Kleidung, während ihr die Worte nur so aus dem Mund sprudelten. » Lady Amelia, Sie müssen sich nicht entschuldigen. In meinem Alter und in meiner Situation habe ich schon Schlimmeres gehört, das dürfen Sie mir glauben. Sie haben schließlich nur die Wahrheit gesagt. Mehr nicht.«
    Wie diese Frau sich selbst erniedrigte. Niemand sollte sich so sehr an Beleidigungen gewöhnen, dass er sie widerspruchslos hinnahm und dem anderen auch noch recht gab. Plötzlich empfand Amelia eine abgrundtiefe Scham, die bis ins Tiefste ihrer Seele zu dringen schien.
    » Nein«, entgegnete sie mit Nachdruck, » ich habe allen Grund, mich zu entschuldigen. Es ist eine Schande, wie ich mich benommen und was ich gesagt habe. Und dafür schäme ich mich nicht nur ein bisschen.«
    Miss Foxworth lächelte zögerlich. Ihre blauen Augen strahlten, und plötzlich entdeckte Amelia, dass sie wunderbar hohe Wangenknochen besaß. Überhaupt wirkte sie mit einem Mal nicht mehr so unscheinbar, wie sie anfangs geglaubt hatte. Gut, manches an ihrer Erscheinung konnte sicherlich verbessert werden, wozu in erster Linie ihre Garderobe gehörte, deren Farben ihren blassen Teint unvorteilhaft betonten.
    » Sie haben wundervolle Augen und wundervolle Wangenknochen.«
    Miss Foxworth schüttelte rasch den Kopf, um das Kompliment abzuwehren, wurde aber dennoch über und über rot. » Bitte, Lady Amelia, es ist nicht nötig, dass Sie…«
    » Ich sage das nicht, um mein Benehmen wiedergutzumachen. Glauben Sie mir, zu dieser Sorte Mensch gehöre ich nicht.« Nun ja, vielleicht war sie ein bisschen zu freundlich, um die arme Camille in bessere Laune zu versetzen.
    » Und ich glaube, dass Sie freundlicher sind, als Sie es selbst für möglich halten.«
    » Ich dagegen bin überzeugt, dass es viele Menschen gibt, die Ihnen nicht zustimmen würden«, antwortete Amelia und lachte kurz. Nachdem sie ein paar Sekunden lang freundschaftlich geschwiegen hatten, fiel ihr Blick auf das Bett. Auf der geblümten Überdecke lag eine aufgeschlagene Zeitung.

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