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Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Kendall
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Erst jetzt entdeckte sie, dass es sich nicht um eine ausgewachsene Katze, sondern um ein kleines, verängstigtes Kätzchen handelte, dessen Fell so hellbraun war wie das eines Kamels. Nicht lange und Amelia lag auf den Knien und streckte den rechten Arm aus, um das scheue Tier mit leiser und schmeichlerischer Stimme anzulocken. Als sie das flauschige Fell mit den Fingerspitzen berührte, schoss das Kätzchen unter dem Tisch hervor und rannte zur nächsten offenen Tür.
    Seufzend richtete Amelia sich auf und eilte dem Flüchtling nach. Auf der Türschwelle zögerte sie, hörte dann aber das Miauen. Ich brauche ja nicht lange, überlegte sie; außerdem waren Miss Foxworth und die Männer unten beschäftigt und keiner der Bediensteten in der Nähe.
    Amelia schob ihre Bedenken beiseite, atmete tief durch und betrat das Zimmer. Abgesehen von dem lodernden Feuer im Kamin war es in graue Schatten gehüllt. Ihre Augen brauchten mehrere Sekunden, um sich an die Dämmerung zu gewöhnen. Es war ein großes Zimmer, und sie erschrak, als sie merkte, wo sie sich befand: in Thomas’ Schlafzimmer. Sie konnte nicht umhin festzustellen, dass diese Situation nicht ohne Komik, wenn nicht gar makaber war. Trotzdem machte sie nicht kehrt, sondern drang weiter in den Raum vor.
    Amelia betrachtete das mächtige, dunkle Mobiliar, besonders das riesige Bett mit den vier Pfosten. Die Einrichtung war schlicht und schmucklos gehalten; es gab keine weichen Konturen, Verzierungen oder Schnörkel. Nichts als poliertes Mahagoni und eine dunkelgrüne Decke auf dem Bett.
    Aus den Augenwinkeln sah sie das Fellknäuel, das unter dem Bett hervorschoss und sich in die dunkelste Ecke des Zimmers verkroch. Aber bevor Amelia ihm folgen konnte, hörte sie ein leises Quietschen und erspähte auf dem Teppich einen schmalen Lichtstrahl, der langsam länger und breiter wurde.
    Ihr blieb keine Zeit zum Nachdenken und nur eine winzige Sekunde zum Handeln. Mit einem Sprung gelangte sie in den Bereich des Zimmers, der völlig im Dunkeln lag, neben einen aufragenden Schrank, aus dem ihr der Duft von Wäschestärke und irgendetwas anderem in die Nase stieg: Bergamotte.
    Das Kätzchen miaute mitleiderregend. Amelia wagte kaum zu atmen.
    » Wie um alles in der Welt bist du denn hier reingekommen?«
    Thomas. Amelia stockte der Atem.
    » Du lieber Himmel, was bist du für ein zartes Ding. Du hast doch bestimmt Hunger, oder?«
    Sie brauchte einen Moment, bis sie begriff, dass er mit dem Kätzchen sprach, und drückte sich so eng an die Wand wie eben möglich.
    » Weißt du was? Wir besorgen dir was zu fressen. Vielleicht hat Cook ein bisschen Fisch übrig. Was meinst du?« Das Kätzchen schnurrte, als sei es einverstanden.
    Er verschwand wieder. Amelia wartete ab, hörte gedämpfte Schritte, das Geräusch einer Tür, die geöffnet wurde, dann Schweigen. Gott sei Dank. Rasch lugte sie um den Schrank herum, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war. Dann eilte sie Richtung Tür, so schnell ihre Füße sie trugen. Fast glaubte sie zu fliegen. Doch es reichte nicht.
    Im Türrahmen stand Thomas Armstrong.

21
    W arum tauchen Sie eigentlich ständig an Orten auf, an denen Sie rein gar nichts zu suchen haben?« Thomas wurde angestrahlt vom flackernden Licht der Gaslampen, die draußen im Flur an den Wänden hingen. Seine Stimme klang unterschwellig belustigt.
    Amelia blieb abrupt stehen und suchte Halt am Geländer einer kleinen Trittleiter vor dem Bücherregal. Weiter war sie nicht gekommen. Ihr Herz pochte wie verrückt, denn so hatte sie sich den neuen Anfang ihrer Beziehung ganz bestimmt nicht vorgestellt.
    » Ich… ich habe Sie nicht gesehen… und dachte, dass Sie… Ich wollte sagen, die Katze…« Amelia brach ihr peinliches Gestotter ab. Herrgott, was wollte sie eigentlich sagen? Irgendwo hatte sie einmal gehört, dass Tiere Angst riechen konnten. Falls es sich wirklich so verhielt, freute sie sich ungemein, dass in diesem Moment keine Tiere da waren, die sie anknurren konnten.
    Er lachte leise und schloss langsam die Tür, bevor er sich ihr mit gemessenen Schritten näherte. » Oh, bitte sprechen Sie doch weiter. Ich mag es sehr, wenn Sie stammeln.«
    Amelia unterdrückte ein Stöhnen, maß den Abstand zur Tür, nur um festzustellen, dass es zu weit war, sich mit einem einzigen Sprung vor ihm in Sicherheit zu bringen.
    Thomas folgte ihrem Blick, kam zu ihr, stellte sich hinter sie. » Wollen Sie wirklich die Flucht ergreifen?« Seine Stimme klang leise und heiser. »

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