Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
sich hinein.
Thomas steigerte das Tempo seiner Bewegungen so sehr, dass sie morgen zweifellos wund sein würde. Aber das zählte nicht, nicht in diesem Augenblick hemmungslosen Verlangens. Dann spürte er zu seinem Erstaunen, wie sie sich versteifte, sich an seinen Schultern festklammerte und zum zweiten Mal den Höhepunkt erreichte. In diesem Moment ließ auch er los und fand in ihr Erleichterung und Erlösung. So heftig, wie er es in seinem an Erfahrungen nicht gerade armen Leben noch nie erlebt hatte. Thomas stieß einen langen, kehligen Schrei aus.
Eigentlich gehörte er nicht zu den Männern, die nach dem Sex noch gerne eng umschlungen liegen blieben, doch auch das war diesmal anders. Gut, es war sein Bett, in dem sie lagen, aber er wünschte, Amelia würde bei ihm bleiben und nicht bald in ihr Zimmer zurückmüssen.
Du lieber Himmel, was habe ich nur getan?
Amelia lag steif unter Thomas, während er noch immer in ihr war. Was jetzt? Über die Zukunft hatten sie mit keinem einzigen Wort gesprochen, erst recht nicht über eine Heirat. Es war zwar wunderbar, aber eindeutig nicht richtig.
Langsam glitt er von ihr hinunter. Sein Brusthaar kratzte ein wenig über ihren Busen; sein Bauch glitt sinnlich über ihren. Amelia spürte aufs Neue, wie sie in den Nebel der Leidenschaft gezogen wurde, einer unglaublich verlockenden und verwerflichen Leidenschaft.
» Eine Jungfrau.«
Sein ungläubiger Tonfall sprach Bände, riss sie aber zugleich auf den harten Boden der Tatsachen zurück.
Jetzt war sie keine Jungfrau mehr.
Nicht lange, und ein Gefühl tiefer Demütigung überfiel sie. Amelia konnte es nicht ertragen, seinen Blick zu erwidern, geschweige denn ihm zu antworten. Sie hörte mehr, als dass sie sah, wie er aufstand, und fühlte mit ihm auch die Wärme verschwinden; sie griff nach der Überdecke und zog sie über sich.
Thomas geriet wieder in ihr Blickfeld, als er zur Kommode ging. Trotz ihrer zwiespältigen Empfindungen schaute sie nicht weg, denn der Anblick seines makellosen nackten Körpers war überwältigend. Er zog die oberste Schublade auf und riss ein kleines Handtuch heraus. Mehrere Briefumschläge flatterten zu Boden.
Thomas warf ihr einen raschen Blick zu, fluchte leise und bückte sich nach den Umschlägen.
» Nein!« Ungeachtet ihrer Blöße kletterte sie aus dem Bett, kam zu ihm und packte sein Handgelenk. Mitten in der Bewegung hielt er inne, starrte auf die Umschläge in seiner Hand und auf den dritten auf dem Teppich.
» Das sind ja meine Briefe«, sagte sie leise. Ihre Gedanken überschlugen sich, und es kam ihr vor, als würde der eigene Herzschlag hohl in den Ohren widerhallen… Lord Clayboroughs Name und Anschrift hoben sich in schwarzer Tinte deutlich von den blassgelben Kuverts ab. Ihre Handschrift. Clayborough hatte also nicht gelogen, als er behauptete, ihre Briefe nicht erhalten zu haben. Sie waren von Thomas abgefangen worden.
» Amelia…«
Sie zog ihre Hand zurück, als sei ihr die Berührung zuwider. Blindlings drehte sie sich um, griff nach ihren Kleidern, streifte sich das Notdürftigste über, ohne Zeit auf Unterröcke oder andere Wäsche zu verschwenden. Denn wenn sie nicht schnellstens das Zimmer verließ, würde sie endgültig den Verstand verlieren.
Aber Thomas war wieder einmal schneller, packte sie am Arm, drehte sie zu sich herum. » Amelia, hör mir zu. Ich war…«
» Sparen Sie sich Ihre Entschuldigungen, Mylord.« Nur mühsam vermochte sie die aufsteigende Hysterie zu unterdrücken. Ihm ihre Empörung ins Gesicht schleudern, ihm Gemeinheiten an den Kopf werfen, das war es, was sie wollte, mehr nicht.
Sein Griff um ihren Arm wurde fester. Amelia schaute ihn an. Er sah nicht so aus, als würde er sich schuldig fühlen, wirkte eher wie ein frustrierter, verärgerter Mann, dessen Verteidigung ebenso absurd war wie seine Entrüstung. Sein Gesichtsausdruck erinnerte sie plötzlich wieder an den ihres Vaters, als sie entdeckte, dass er ihre Briefe an Joseph Cromwell zurückgehalten hatte.
» Ich darf annehmen, dass Sie auf Anweisung meines Vaters gehandelt haben?«
Thomas antwortete nicht sofort. Sein Schweigen war allerdings Antwort genug. Sie riss sich los, und er duldete es, bückte sich nach dem Handtuch und befestigte es um seine Hüfte.
Amelia drehte sich weg. Sie konnte seinen Anblick nicht mehr ertragen und auch nicht seine verdammte Selbstsicherheit. » Er ist bestimmt stolz darauf, dass Sie die Absicht haben, in jeder Hinsicht in seine Fußstapfen
Weitere Kostenlose Bücher