Lektionen (German Edition)
sie. Während sie aß, blätterte sie den Magenta-Katalog durch. Als sie aufgegessen hatte, ging sie zurück an die Arbeit, obwohl ihr mehr Pause zustand. Das Liebäugeln der Menge mit ihr machte einfach Spaß.
Am Verkaufstresen saß nun noch ein anderer Mann neben Signor Fulvio – jünger und besser aussehend. Der Neuzugang hatte ein langgeschnittenes Gesicht mit einem Dreitagebart, breite Schultern und eine schmale Taille. Er stellte sich in recht gutem Englisch als Luigi Volpone vor, Verkaufsleiter, und bestand darauf, Sarah eine Hand hinauf auf die Drehscheibe zu reichen.
Nancy hatte sich auf der Motorhaube eingerichtet, also hockte sich Sarah auf den Kofferraum und hauchte jedem vorbeigehenden Mann einen Kuss zu.
Nach einer Weile kam Nancy nach hinten zu Sarah. «Signor Fulvio möchte, dass wir die Geräumigkeit des Kofferraums vorführen», erklärte sie. «Du sollst dich hineinlegen.»
«Okay.»
Nancy hob den Deckel. Sarah kletterte hinein und posierte, so gut sie konnte.
«Gut so?», fragte sie, bevor Nancy den Deckel zuklappte. Das fühlte sich verkehrt an. Wie sollte sie da jemand sehen? Wie sollten die Fotografen sie knipsen können? Sarah klopfte an die Unterseite des Deckels, ehe ihr einfiel, dass sich der Wagen damit rühmte, schalldicht zu sein.
Ihr schauderte, als erste Anzeichen von Platzangst sie beschlichen. Dummerchen! Sie hatte doch den Katalog gelesen. Der Handgriff zur Innenentriegelung müsste laut Abbildung ungefähr … sie tastete herum. Da! Sarah zog am Hebel. Der Mechanismus gab ein beruhigendes Klicken von sich. Sie stemmte sich gegen den Deckel. Er bewegte sich kaum einen Zentimeter. Irgendetwas drückte darauf.
Sarah schlängelte und wand sich, bis sie die Knie unter sich hatte und ihren Rücken gegen die Verkleidung stemmte. Sie holte tief Luft und bäumte sich auf.
Der Deckel flog in die Höhe. Ein Angstschrei ertönte. Sarah kam hoch und schaute nach unten. Nancy lag ausgestreckt auf dem Boden neben dem Stand, und auf einmal bildete die junge Frau den Mittelpunkt des Interesses. Fotografen liefen auf sie zu, erneut ein Blitzlichtgewitter.
Kein Wunder. Bei ihrem steilen Fall hatten sich die zarten Bänder, die ihren BH festhielten, gelöst. Sie war oben ohne.
Nancy machte erst ein finsteres Gesicht, doch schien die Aufmerksamkeit der Fotografen ihren Ärger zu zerstreuen. Sie erhob sich schwungvoll, posierte für die Kameras und gab sich nicht mal Mühe, ihre albernen kleinen Titten zuzudecken. Signor Fulvio kam mit einem der Umschlagetücher herbeigeeilt und legte es Nancy um, bevor er sie unter gellendem Schnellfeueritalienisch durch das Büro und in den Lagerraum führte.
Luigi Volpone trat auf die Drehscheibe und reichte Sarah eine Hand, als sie aus dem Kofferraum kletterte. «Sie ist nicht so nett zu dir», meinte er zu Sarah. «Vielleicht wird Signor Fulvio sie schicken weg, denke ich.»
«Ich hoffe nicht. Bestimmt wollte sie nur einen kleinen Scherz machen.»
«Nicht so klein. Geht es dir gut? Möchtest du eine Pause machen?»
«Ich komme schon klar. Wir dürfen den Magenta nicht ohne seine Torte lassen.»
«Torte? Bitte?»
«Mädchen. Fotomodell», erläuterte Sarah.
«Verstehe.» Er grinste. « Ragazza copertina, si? Und du bist die leckerste Torte in der panetterria , nein?»
Sarah wusste nicht, was eine «panetterria» war, aber offensichtlich schmeichelte er ihr, und sie sagte: «Danke, Signor Volpone.»
«Luigi bitte.»
«Luigi.»
«Ich muss zurück an die Arbeit.»
«Natürlich.»
Luigi hielt inne, ehe er von der Drehscheibe abstieg. «Ein Mädchen wie Nancy, sie verdient ein – wie sagt man?» Er machte eine popoklatschende Bewegung.
«Einen Hintern voll.»
«Ja, einen guten, forte Hintern voll.»
Wieso war es immer Nancy, die Männer auf den Gedanken an einen Hintern voll brachte? Sarah hatte einen runderen Po, der also auch verlockender sein müsste, oder? Als sie wieder in ihre Posen verfiel, bekam sie Hitzewallungen. Es musste daran liegen, dass sie eine Weile im Kofferraum in der Falle gesessen hatte.
Obwohl sie niemand ablösen kam, hatte Sarah eine halbe Stunde später das Bedürfnis, auf die Toilette zu gehen. Sie bat Luigi um Erlaubnis, versprach, sich zu beeilen, und ging ihren Umhang aus dem Lagerraum holen. Als sie am Knauf drehte, fand sie die Tür abgeschlossen.
«Tra un minuto!» , rief Signor Fulvio mit erstickter Stimme. Ein paar Minuten später seufzte und stöhnte er. Fummelgeräusche waren zu hören, und die Tür
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