Lelord, Francois
und Hector hätte nichts dagegen gehabt, sie noch oft lachen zu sehen.
Gleichzeitig wusste er jedoch gut, dass so ein Lachen nach vermeintlich
geistreichen Bemerkungen eines Mannes eine Verführungstechnik war, die
wahrscheinlich bis auf die Dschungeltage unserer Urahnen zurückging, und an den
Dschungel erinnerte auch Leutnant Ardanarinjas charmantes Raubkatzenlächeln.
Schließlich
wurde sie wieder ernst: »Nein, wir suchen ihn mit großem Eifer, aber Ihr Freund
ist wirklich ein schlauer Fuchs. Es sieht so aus, als habe er seit geraumer
Zeit weder das Internet genutzt noch telefoniert. Wie die Terroristen von
al-Qaida.«
»Aber Sie
wissen sicher, dass ich aus beruflichen Gründen hier bin ...«
»Nur aus
dem, was Sie mir vorhin selbst erzählt haben«, sagte Leutnant Ardanarinja. »Ich
wusste gar nicht, dass Sie solche berühmten Patienten haben.«
»Und das,
obwohl Sie mich beschatten lassen?«
Leutnant
Ardanarinja schien ehrlich überrascht. »Wir haben niemanden auf Sie angesetzt.
Wir folgen lediglich Ihren Orts Veränderungen - bei all den Hotelreservierungen
und Flugbuchungen über wenige große Datensysteme ist das ja nicht besonders
schwer.«
Hector berichtete
ihr von dem großen Schnauzbärtigen, und von Neuem war sie überrascht. Er fand,
dass es echt wirkte; wenn nicht, war sie eine begnadete Schauspielerin.
»Ich habe
sogar ein Foto«, sagte Hector, »schauen Sie mal.«
Bei seinem
Barbesuch mit Jean-Michel hatte er nämlich so getan, als würde er mit dem Handy
telefonieren, und hatte sich, wie um dem Lärm zu entfliehen und besser
verstehen zu können, dem Mann genähert. Es war ihm so vorgekommen, als hätte
der Mann etwas gemerkt, denn er war schnell aufgestanden und in Richtung
Toiletten gegangen. Das bewies, dass Hector ein blutiger Amateur war, aber ein
Foto hatte er trotzdem machen können, und dabei hatte er dieses
James-Bond-Gefühl gehabt, das ihm seit vielen Jahren so angenehm war.
Er legte
sein Handy neben das Cocktailglas von Leutnant Ardanarinja. Sie betrachtete das
Foto sehr aufmerksam und hielt dabei ihren schönen Kopf geneigt, nicht weit von
Hectors Kopf.
»Dem
Regiment unbekannt«, sagte sie dann.
Sieh an,
diese Bemerkung ließ vermuten, dass Leutnant Ardanarinja tatsächlich eine
militärische Vergangenheit hatte. Auf jeden Fall wirkte sie aufrichtig, soweit
das bei ihr etwas heißen wollte. »Vielleicht sind Sie nicht die Einzige, die
meinen Freund Edouard wiederfinden will.«
Leutnant
Ardanarinja lud das Foto auf ihr eigenes Handy, ein niedliches rosa Ding - das
gleiche Modell, wie Hector es bei Mademoiselle Jung-In Park gesehen hatte. Er
wusste, dass irgendwo in der Nähe ein lokaler Verbindungsmann von Jean-Marcel
sitzen musste, um ein Foto von Leutnant Ardanarinja zu schießen. Allerdings
konnte er an den Nachbartischen überhaupt niemanden ausmachen, und das bewies,
dass jener Mann (oder jene Frau) ein Profi war und wahrscheinlich ein
Teleobjektiv verwendete.
»Sie
sollten vorsichtig sein«, sagte sie schließlich.
Alle Welt
empfahl ihm neuerdings, vorsichtig zu sein. Das verschaffte ihm eine Ahnung
davon, in welche Lage Edouard sich hineinmanövriert haben musste. Aber es ging
ihm doch langsam ein bisschen auf die Nerven: Sie taten alle so, als käme er
nicht sehr gut allein im Leben zurecht! »Wieso raten Sie mir das?«
»Ich
repräsentiere eine Polizei. Wir tun nie etwas Illegales und werden natürlich
stets Ihre Rechte respektieren ...«
Hector triumphierte
innerlich, weil er wusste, dass Leutnant Ardanarinja nicht wusste, dass er
wusste, dass sie nicht Leutnant Ardanarinja war. Er versuchte sich jedoch
nichts anmerken zu lassen.
«... aber
es gibt vielleicht Leute, die Ihr Freund sehr verärgert hat, indem er ihnen
diese vielen Millionen stahl. Wenn die glauben, dass Sie wissen, wo er sich
befindet, könnten sie ... könnten sie Druck auf Sie ausüben.«
»Kann
Interpol mich denn nicht beschützen?«, fragte Hector.
»Wir
könnten das tatsächlich ins Auge fassen.«
»Wem genau
hat denn Edouard eigentlich die ganze Knete geklaut - ich meine, wer waren die
Kunden der Bank?«
»Ich bin
nicht befugt, Ihnen dazu Auskunft zu erteilen; es gehört zu den Dingen, die im
Interesse der Ermittlungen geheim bleiben müssen.«
»Wenn Sie
es mir sagen würden, könnte ich Sie vielleicht noch auf ein paar gute Ideen zu
Edouard bringen.«
Leutnant
Ardanarinja lächelte erneut: »Sie machen mir Spaß. Sie lieben es, die Situation
auf den Kopf zu stellen, nicht
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