Lelord, Francois
ich, dass er den Tod nicht fürchtet. Aber den
seiner Freunde...«
»Da bin
ich mir nicht sicher. Er sagt, dass jede Bindung eine Fessel sei. Mit Ihnen
würde er genauso viel Mitgefühl haben wie mit mir.«
Sie lachte
kurz auf - ein weißer Blitz in der Morgendämmerung.
»Wenn ich
scheitere«, sagte sie, »dann kann ich jede Menge Mitgefühl gebrauchen.«
»Der
General ist also nicht gerade sanftherzig?« Sie warf ihm einen fassungslosen
Blick zu.
Hector war
Jean-Marcel von Herzen dankbar dafür, dass er ihn kurz vor seiner Abreise aus
der Hauptstadt noch angerufen hatte, um ihm zu sagen, wer Leutnant Ardanarinja
wirklich war und in wessen Dienste sie ihr Können und ihre Intelligenz
stellte - in die eines Generals, der sich mit der Vergabe von
Abholzungskonzessionen ans Ausland bereichert hatte und an hohen Provisionen
für Rüstungsaufträge.
»Woher
wissen Sie das?«
»Immer
dasselbe - ich habe Freunde.«
»Ach,
Freunde...«
Ihre Miene
wurde nachdenklich, als würde sie über die Bedeutung dieses Wortes meditieren,
aber vielleicht fragte sie sich nur, was das für Freunde sein mochten, die die
Identität ihres Auftraggebers aufdecken konnten. Hector musste zugeben, dass
er von Leutnant Ardanarinja fasziniert war, und aus irgendeinem Grunde hatte er
das Gefühl, dass er von ihr nichts zu befürchten hatte.
»Störe ich
Sie vielleicht?« Das war die Lady, die sich darüber ärgerte, dass Hector und
Leutnant Ardanarinja so lange die Köpfe zusammensteckten.
Leutnant
Ardanarinja erteilte einen kurzen Befehl; zwei Soldaten näherten sich der Lady,
überwältigten und knebelten sie.
»Moment
mal«, sagte Hector, »sie ist meine Patientin! Lassen Sie sie in Ruhe!«
Er
versuchte aufzustehen, aber ein Stoß von Leutnant Ardanarinja ließ ihn mit dem
Rücken an seinen Baum prallen. Die Lady zappelte mit verzweifelter Wut herum,
aber ein Soldat setzte sich auf ihre Beine und fesselte ihr auch noch die
Knöchel.
»So«,
sagte Leutnant Ardanarinja. »Das war ein Vorgeschmack auf das, was ihr blühen
könnte, wenn die Dinge nicht so laufen, wie ich will. Verstehen Sie, was Sie zu
tun haben?«
Hector
verstand.
Hector verhandelt
Die Hitze
hatte den Höhepunkt erreicht, und der Luxus eines Ventilators schien bei den
Varak Lao unbekannt zu sein. Der Dorfhäuptling führte ein lebhaftes Gespräch
mit Edouard, und gelegentlich verneigte er sich am Ende eines Satzes, als
wollte er zeigen, dass seine energischen Worte kein Zeichen mangelnden Respekts
waren.
Es war ein
Gipfeltreffen im Beisein von Hector, Brice, Valerie und Maria-Lucia.
Edouard
drehte sich zu ihnen um: »Er sagt, dass der eine Typ von Uniform, den du
gesehen hast, zum Militär der Zentralregierung passt und der andere zur Armee
der Varak. Das bedeutet, dass sie mit mindestens einem Anführer der Varak eine
Vereinbarung getroffen haben, um in der Gegend hier überhaupt einrücken zu
dürfen. Unser Häuptling möchte einen Konflikt vermeiden. Er sagt, dass er zu
Verhandlungen mit dem großen Chef der Varak aufbrechen wird. Er kennt ihn
persönlich, sie sind über ein paar Ecken sogar angeheiratete Cousins.«
»Sie
wollen, dass du das Geld zurückgibst«, sagte Hector.
Auf der
Matte vor ihnen lag das Walkie-Talkie, das Leutnant Ardanarinja Hector
mitgegeben hatte. Er brauchte es einfach nur einzuschalten, um ihr zu
verkünden, dass Edouard das Geld überweisen werde. Die Lady würde sofort freigelassen.
Edouard
wurde stocksteif: »Das Geld zurückgeben, das sie durch lauter Schandtaten
zusammengerafft haben?! Und gleichzeitig so viele gute Projekte aufgeben?
Niemals!«
»Sie ist
meine Patientin«, sagte Hector. »Die könnten ihr was antun.«
»Und wie
viele Menschen müssen leiden oder sogar sterben, wenn ich meine Hilfe stoppe?«
Hector
musste an die junge Frau in ihrem Krankenhausbett denken, die er während seines
Besuchs bei Jean-Michel gesehen hatte.
»Du könntest
doch über die Summe verhandeln«, meinte Brice. »Dich mit ihnen einigen, dass du
nur einen Teil zurückgibst.«
»Ja, warum
nicht?«, rief Valerie.
Edouard
wandte sich wieder dem Dorfhäuptling zu; sie redeten eine Weile miteinander,
und dann sagte niemand mehr etwas.
»Würdest
du uns einweihen?«
»Er sagt,
dass er sie wahrscheinlich wiederfinden könnte; du bist ja weniger als eine
Stunde hermarschiert, also sind sie nicht so weit entfernt, auch wenn sie ihren
Standort inzwischen wohl gewechselt haben. Aber um die Lady zu befreien, würde
es zu Kämpfen kommen,
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