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Lena Christ - die Glueckssucherin

Lena Christ - die Glueckssucherin

Titel: Lena Christ - die Glueckssucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunna Wendt
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war – Strafe gab es natürlich keine.
    Im Frühjahr 1887 kam Lena in die Schule. Die Großeltern unterstützten sie auf ihre Weise, indem sie ihr demonstrierten, dass sie von dieser Institution nicht viel hielten. Der Großvater konnte nämlich weder schreiben noch lesen. Das erfuhr Lena erst, als sie ihn einmal aufforderte, ihr beim Schreiben zu helfen, und ihm ihre Tafel zuschob. Er verwies sie entschuldigend an seine Frau: »I ko net lesn und net schreibn; dös ham mir net g’lernt!« Diese Erklärung hält Hans Obermair jedoch für unwahrscheinlich, da seit 1802 Schulpflicht bestand und es einige Dokumente gibt, die die Unterschrift Mathias Pichlers aufweisen.
    Wenn Lena aus der Schule heimkam, hatte die Großmutter immer etwas Besonderes für sie zubereitet: »Gugelhopf, Rohrnudeln oder einen fetten Schmarrn mit einem Zwetschgentauch.« Das arme Kind, das so viele Stunden die Schulbank drücken musste, sollte unbedingt zu Hause eine Stärkung erhalten. »Wenn nur dö verflixte Schul glei der Teifi holn tat«, schimpfte die Großmutter. Doch Lena ging gern in die Schule. Ein »recht gescheites und schlagfertiges Dirndl« sei sie im Unterricht gewesen, berichtete eine Zeitgenossin ihrem Sohn. Und Lenas Lehrer Alexius Strauß äußerte: »Aufsätze wie die ihren hat es in der Glonner Volksschule noch nie gegeben.«
    Es sind meistens harmlose Streiche, die Lena Christ in ihren Erinnerungen zum Besten gibt. So konnte sie den verlockenden Äpfeln im Obstgarten des Pfarrers nicht widerstehen. Ein besonders großer und leuchtender lag auf dem Boden, Lena fand eine Lücke im Zaun, durch die sie hindurchschlüpfte, nahm den Apfel und noch einen zweiten kleineren, den sie gleich verspeiste. Den schönen großen brachte sie der Großmutter und ließ sie in dem Glauben, der Pfarrer habe ihn ihr geschenkt. Damit machte sie ihr zwar eine große Freude, doch diese sollte nicht lange anhalten. Der Pfarrer hatte die kleine Apfeldiebin beobachtet und berichtete der Großmutter von dem Diebstahl. Sein Erziehungsziel bestand darin, den Kindern Selbstbeherrschung beizubringen. Lena müsse lernen, ihre Begierden zu bezähmen, verlangte er. Anders wäre es gewesen, wenn sie ihn um die Äpfel gebeten hätte. Mit Freuden hätte er sie ihr geschenkt. Bisher hatte Lena nur den Pfarrer und den Lehrer als Autoritäten kennengelernt, die Strafen für Fehlverhalten oder Ungehorsam verhängten. Zu Hause war das noch nie geschehen. Und nun dauerte die erste Zurechtweisung der Großmutter auch nicht lange – der Großvater unterbrach sie: »Nix sagst ma übers Kind; hat’s dir’n vielleicht net bracht? I sags allweil, ’s Leni hat a guats Herz!« Auf ihren Großvater konnte sie sich eben voll und ganz verlassen.
    Doch ihr gutes Herz schloss nicht aus, dass sie »das schlimmste Lausdirndl vom Dorf« wurde und vor keiner Rauferei und keinem Lausbuben- oder Lausdirndlstreich zurückschreckte. Als die Kirschen reif waren und ein Junge aus dem Nachbardorf morgens vor dem Unterricht fragte, wer mit zum Kirschenstehlen käme, meldete sie sich als Erste. Dann überredete sie auch noch einige andere Kinder, sodass am Nachmittag nach Schulschluss eine kleine Gruppe in den Garten der Schmiedin eindrang. Sie hatten beobachtet, wie die Schmiedin und der Knecht weggefahren waren, um Heu zu holen, und glaubten sich daher sicher. Sie irrten sich, die beiden kehrten bald zurück und entdeckten die ungebetenen Gäste. Lena und ein Junge saßen noch oben im Kirschbaum, die anderen hatten rechtzeitig weglaufen können. Der Knecht war nicht überrascht über die kleinen Diebe: »Ja, natürli, d’Handschuastalena halt!« Mittlerweile war sie als Rädelsführerin der Kinder bekannt. Die Schmiedin wollte sie nicht so davonkommen lassen und forderte sie auf, ihr sofort die Kirschen zu geben, die sie in ihrer Schürze trug. Lena weigerte sich und rannte mit den Worten »I mog net« schnell davon.
    In der gleichnamigen Lausdirndlgeschichte stiftet Leni ihre Klassenkameraden an, das »Femgericht«, von dem der Lehrer ihnen vorgelesen hatte, nachzuspielen. Sie wählten die Eichenallee mit ihren »heiligen Bäumen« als Schauplatz. Dort versammelte sich eine skurril ausgerüstete Gruppe von Kindern. »Der Gschwandlerfranzl hat die große Heiligenlegende mitgeschleppt, und ich einen langen Strick. Und wir haben unsere Sacktücheln an die Geißelstecken gebunden, und Hafendeckel und Gießkannen mitgenommen zum Trommeln und Blasen.« Der Sohn vom Neuwirt hatte mit einem

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