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Lena Christ - die Glueckssucherin

Lena Christ - die Glueckssucherin

Titel: Lena Christ - die Glueckssucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunna Wendt
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wandte sich mit einer Entschuldigung an das Brautpaar: Sie könne nicht an der kirchlichen Trauung teilnehmen, weil sie zu der Zeit das Festmahl zubereiten müsse. Eine Aushilfe habe sie nicht bekommen können. Braut und Bräutigam akzeptierten die Mitteilung. Die Schwiegereltern hingegen waren befremdet und meinten, dass die Ehe unter einem schlechten Vorzeichen stehe, »wann dö eigene Muatter net mitgeht in d’Kirch und für ihra Kind bet«. Doch die Mutter ließ sich nicht umstimmen.

    13 Hochzeit mit Anton Leix, 12. November 1901
    Die nächste Station war das Standesamt, dann ging es zum Fotografen. Weil ihn dessen Anweisungen erzürnten, bekam der Bräutigam ein rotes Gesicht und einen ernsten Blick, über den sich später die Verwandtschaft lustig machte. Nicht wie jemand, der heiraten wolle, sehe er aus, sondern wie einer, der zu seiner Hinrichtung schreite. In der Tat schaut Anton Leix auf dem Hochzeitsfoto eher gequält in die Kamera – neben seiner schönen, sinnlichen Braut. Wie Justine, die junge Braut in Lars von Triers Film Melancholia , will sie ihre Rolle gut spielen und alles tun, um die Erwartungen zu erfüllen, die an ihren Hochzeitstag gestellt werden – von den anderen und von ihr selbst. Beiden, Lena und Justine, steht das falsche Gefühl im Weg: Sie empfinden kein Glück, sondern lähmende Gleichgültigkeit. Justine ist innerlich nicht beteiligt an einem Fest, das ihr zu Ehren stattfindet. An einem Tag, der unter einem Glücksstern stehen sollte, rast der Planet Melancholia unaufhaltsam auf sie zu. Auch Lenas Hochzeit scheint von einem Unstern bedroht – die Schilderung der Ereignisse pendelt zwischen Dokumentation und Albtraum.
    Beim Betreten der Pfarrkirche glaubte die Braut noch, in einen Raum des Friedens und der Andacht einzutreten. Sie fühlte sich beschützt, doch als sie sich nach Bekannten umschaute, meinte sie ihren Augen nicht zu trauen: »Da sehe ich plötzlich hinter einem der mächtigen Pfeiler das verzerrte Gesicht meiner Mutter auftauchen; sie stand da ohne Hut, im Wirtschaftsgewand und in der weißen Schürze, nur ein leichtes Tuch um die Schultern gelegt, und starrte mit glühenden Augen auf den Zug. Und wie sie mich erblickte, da streckte sie den Kopf weit vor.« Eine Vision oder die Wirklichkeit? Das hatte sich Lena schon nach dem mütterlichen Fluch gefragt. Sie zweifelte an ihrer eigenen Wahrnehmung.
    Die Predigt ließ sie schluchzend über sich ergehen, was den Zorn des Bräutigams weckte. Es gelang ihr zwar, sich zusammenzureißen, doch mehr als »kühle Gleichgültigkeit« konnte sie nicht aufbringen. Sogar den Hochzeitskuss gab sie ihm »ohne Wärme, ohne Leben«, sodass er vorwurfsvoll fragte, warum sie sich so wunderlich verhalte. Sie antwortete ausweichend und war froh über die straffe Organisation des Tagesablaufs, die ihr ausführliche Gespräche ersparte.
    Mit der Brautchaise fuhren sie von der Kirche zur Gastwirtschaft, wo die Mutter die Vorbereitungen für das Festmahl getroffen hatte. Die Tafel war feierlich gedeckt, die Musiker spielten nach dem letzten Gang zum Tanz auf. Der Bräutigam erwies sich als mäßiger Tänzer, dem die Ländler mehr zusagten als die Walzer. Immer mehr Gäste und Gratulanten fanden sich ein, überreichten ihre Geschenke, boten Glückwünsche dar. Derbe Späße und peinliche Anspielungen waren darunter: ein Spiegel, der im Nachtgeschirr angebracht war, Babyfläschchen und »allerlei Wickelzeug«. Nach der obligatorischen Entführung der Braut ging das Fest bis zum frühen Morgen weiter. Lena litt unter der Hitze und dem Lärm und trank so viel Champagner, dass ihr schwindlig wurde und sie vom Stuhl fiel. Als man sie nach draußen an die frische Luft brachte, übergab sie sich, weinte und wollte nur noch ins Bett. Vergeblich versuchten die Gäste, sie zurückzuhalten. Sie war endgültig an ihre Grenzen geraten, das sah man ihr an. Der Abschied von der Mutter fiel überraschend friedlich aus. Einen guten Einstand und eine geruhsame Nacht wünschte sie ihrer Tochter. »Feier dein goldnen Tag recht schö und lass di bald wieder sehgn!«

    14 Das Ehepaar Isaak: Magdalena und Josef, 1898
    Geschwächt und müde ließ sich Lena von den freundlichen Worten der Mutter rühren. »Eine große Sehnsucht nach ihrer Liebe« empfand sie auf einmal und fiel ihr um den Hals. Die Mutter schob sie sanft von sich und erinnerte Lena daran, dass sie jetzt einen Ehemann habe. Nun trat auch die Schwiegermutter auf den Plan, umarmte Lena und forderte sie

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