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Lena Christ - die Glueckssucherin

Lena Christ - die Glueckssucherin

Titel: Lena Christ - die Glueckssucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunna Wendt
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nach.
    In diesem Zusammenhang schildert sie noch eine scheinbar marginale Begebenheit, die jedoch schon einen besorgniserregenden Ausblick auf die Zukunft bot: An einem Abend brauchte Lena viel länger zum Einräumen als geplant. Es war schon dunkel geworden, und sie stellte fest, dass sie sich ganz allein in der neuen Wohnung befand. Als sie ins Erdgeschoss zu den Schwiegereltern gehen wollte, entdeckte sie, dass die Wohnungstür verschlossen war. Man hatte sie eingesperrt – vermutlich aus Versehen. Das verstörte sie so sehr, dass ihr nicht einmal das Naheliegende – aus dem Fenster zu rufen – einfiel. Stattdessen legte sie sich aufs Bett und weinte bitterlich. Ein Bild größter Verlassenheit – mitten in der allgemeinen Geschäftigkeit, die zu ihrem Glück dienen sollte. Wieder einmal stimmten Fakten und ihre Gefühle nicht überein. Eigentlich hätte sie doch zufrieden, ja, mehr noch, glücklich sein müssen: In wenigen Tagen würde sie in einem weißen Seidenkleid mit Schleppe heiraten. Von ihren Eltern erhielt sie eine stattliche Mitgift. Ihr Bräutigam war ein Mann, wie man ihn sich nur wünschen konnte, und er beteuerte, sie zu lieben. Laut Goepfert wurde Anton Leix von den Menschen, die ihn noch persönlich gekannt hatten, als »labiler, weicher und gutmütiger Charakter« beschrieben. Der Enkel Helmut Leix bestätigte diese Einschätzung und versicherte im Gespräch mit Evita Bauer, es habe sich bei der Verbindung zwischen seinem damals vierundzwanzigjährigen Großvater und der einundzwanzigjährigen Lena um eine Liebesheirat gehandelt. Jedenfalls sei das in der Familie so überliefert worden. Allerdings hätten die beiden Eheleute nicht zueinandergepasst. Lena Christs Erzähl- und Darstellungskunst war schon damals ausgeprägt, und auf diesem Gebiet habe sie in seinem Großvater mit Sicherheit keinen verständnisvollen Partner gefunden. Sie müsse sich wie in einem Gefängnis vorgekommen sein, vermutet er. Eine Vorahnung darauf empfand Lena bereits an jenem Abend in der halb fertigen Wohnung, wie ihre extreme Reaktion zeigt. Damals ging es glimpflich aus, denn sie wurde von ihrem Schwiegervater gefunden und befreit.
    Auch der nächste Tag war emotional extrem belastet – durch einen Vorfall, der die Schwiegermutter zu der Prophezeiung veranlasste, nun würde das Paar sieben Jahre lang kein Glück haben. Wie so oft begann alles ganz harmlos, ja fröhlich-unbeschwert. Voller Übermut hatte der Bräutigam seine Angebetete hochgehoben und auf den Diwan fallen lassen. Sie kam ins Rutschen, stürzte in den großen Spiegel, der dort angelehnt stand, und dieser zerbrach in viele Scherben. Lena hatte Schwierigkeiten, sich aus der »unbequemen Umrahmung zu befreien«, der Bräutigam lachte, und seine Mutter erschrak über das böse Omen. Lena, stets empfänglich für Prophezeiungen, ließ sich von ihr beeinflussen und verstören.
    Doch es sollte noch schlimmer kommen: Am selben Tag wurde Lena heftig von ihrer Mutter attackiert. Diese warf der Tochter vor, sie sei faul und lasse sich verwöhnen. Weil sie nicht mehr in der Gastwirtschaft helfe, bekomme sie nun auch nichts mehr zu essen. Als das dem Schwiegervater zu Ohren kam, beanstandete er plötzlich Lenas Herkunft und plädierte – zum Entsetzen seines Sohnes – für die Absage der Hochzeit. Dann ergriff auch noch die Schwiegermutter Partei für Lenas Mutter. Lena fühlte sich von allen Seiten gemaßregelt und bedrängt. Schweigend zog sie sich in die neue Wohnung zurück und »bedachte zum ersten Mal den Schritt«, den die Heirat bedeutete. Sie wog die Vor- und Nachteile kühl gegeneinander ab: In den Schwiegereltern würde sie keine liebenden Eltern haben. Ob ihr Mann in prekären Situationen zu ihr halten würde, war fraglich. Doch diese Ungewissheit musste sie in Kauf nehmen, wenn sie nicht wieder vollständig dem Machtbereich ihrer Mutter ausgeliefert sein wollte. Das war mit Abstand die furchtbarste Zukunftsperspektive, die sie sich vorstellen konnte. Und sie fürchtete sich mit gutem Grund davor: Nachdem sie zu Hause ihr Brautkleid anprobiert und anschließend in der Küche mit den Vorbereitungen für den nächsten Tag begonnen hatte, warf ihr die Mutter erneut Undankbarkeit vor und schlug sie mit dem Schürhaken. Auf diese Misshandlung wurde der Bräutigam aufmerksam, der mit Freunden in der Gastwirtschaft saß. Es kam zum lautstarken Streit zwischen ihm und der Mutter, der erst vom Stiefvater geschlichtet werden konnte.
    Am Tag vor der

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