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Lenas Flucht

Lenas Flucht

Titel: Lenas Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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großen Mafia-Bosse, einen Kniefall machen. Sehr unangenehm …
    Es war eine Sache, sich seiner Kanäle zu bedienen, um die Präparate ins Ausland zu schaffen, aber etwas ganz anderes, ihn um einen Killer zu bitten.
    Das würde den Hexer wohl ins Grübeln bringen. Aber da war nichts zu machen. Weiß mußte sich eingestehen: Mit seinen Kräften war er der Poljanskaja nicht gewachsen. Der einzige Ausweg, der noch blieb, war ein gut inszenierter Unfall, an dem es nichts zu deuteln gab.
    Weiß parkte seinen Wagen vor der nächsten U-Bahn-Station und ging zu den Münztelefonen, die dort in langer Reihe hingen. Merkwürdigerweise durfte man in Notfällen wie diesem den Hexer nicht über Handy anrufen. Weiß wußte die Nummer auswendig. Auch das unscheinbare Bürschchen in Jeansjacke, das aus dem roten Moskwitsch ausstieg und sich bei den Telefonen herumdrückte, merkte sie sich.
     
    Tief in der Nacht trat Sweta bei Andrej Iwanowitsch zum Rapport an. Als sie geendet hatte, goß er für beide noch einmal Tee ein und sagte dann nachdenklich:
    »Ich wußte, daß wir illegale Konkurrenz haben, bekam sie aber bisher nicht zu fassen. Ich wollte auch keine schlafenden Hunde wecken. Du kennst mein Prinzip: Dreck kommt von selbst nach oben.
    So ist es auch geschehen. Überraschend erschien ein ehemaliger Student bei mir und erzählte mir alles. Sie bewegen sich inzwischen ziemlich ungeniert, fangen die Frauen beinahe auf der Straße weg und schläfern sie ein. Wenn sie so weit gehen, müssen sie dringend Material brauchen. Das heißt, der Handel mit dem Präparat blüht, und – was besondersunangenehm ist – wahrscheinlich blüht er auch schon im Ausland.
    Bisher hatten sie wenig Leute und waren schlecht organisiert. Aber jetzt steigen Profis in das Geschäft ein. Weiß, dieser Schönling, hat dem Hexer einen Notruf gesandt. Er will von ihm einen Killer haben. Weißt du, wofür? Um eine einzige unbewaffnete und noch dazu schwangere Frau zu beseitigen, die den Mut besaß, ihnen wegzulaufen. Seit Donnerstag sind sie hinter ihr her und haben dabei schon drei Mann eingebüßt.
    Ich brauche diese Frau aus zwei Gründen. Erstens, am Mittwoch fliegt sie nach New York. Wenn sie sie hier nicht aus dem Wege räumen, dann werden sie es mit ihren Kräften dort versuchen. Wahrscheinlich werden ihre amerikanischen Kunden Jagd auf sie machen. Und die interessieren mich ganz besonders.
    Zweitens, wenn diese Frau umkommt und die ganze Geschichte auffliegt, kann das unserem Ruf sehr schaden. Sie heißt Lena Poljanskaja. Hier ist ihr Foto. Und das sind Aufnahmen von Leuten, die in der nächsten Zeit mit ihr Kontakt aufnehmen werden, aber keine Gefahr für sie darstellen.«
    Er legte Sweta drei Aufnahmen vor – von Lena, von Goscha Galizyn und von Sergej Krotow.
    »Lena Poljanskaja wohnt zur Zeit bei ihrer Tante. Hier ist ihre Adresse. Du fliegst mit ihr nach New York. Du reist allein. Dort wirst du abgeholt, aber davon später.«
    »Kann ich mit ihr direkt Kontakt aufnehmen?« fragte Sweta.
    »Wenn es unbedingt notwendig wird, ja. Aber nur dann.«
    »Alles klar, Andrej Iwanowitsch.« Sweta lächelte. »Soll ich sofort zur Schmidtstraße fahren, oder kann ich mich erst ausschlafen?«
    »Mach dich wieder fit, dort haben wir bereits jemanden postiert. Ich kann mir vorstellen, wie müde du bist.«
    Als er Sweta zur Tür begleitete, sagte er: »Zum Glück können sie sie nicht einfach abschießen. Sie hat schon so vielStaub aufgewirbelt, daß ein einfacher Mord zu sehr auffiele. Das macht dir die Sache leichter. Andererseits werden Unfälle beim Hexer nur von erstklassigen Killern inszeniert. Vielleicht ist ihm so einer aber auch für Weiß zu schade.«

Dreizehntes Kapitel
    Als Lena morgens feststellte, daß Tante Soja nicht zu Hause war, und das gemachte Bett sah, wunderte sie sich nicht. Die Tante ging früh schlafen, stand morgens zeitig auf und hatte ständig irgendwelche politischen Dinge zu erledigen. Nachdem sie Pinja ausgeführt hatte, saß Lena bis gegen 17.00 Uhr an ihrer Übersetzung. Um halb sechs wurde sie doch ein wenig unruhig.
    Als Tante Soja bis neun Uhr abends immer noch nicht aufgetaucht war, machte sie sich ernsthaft Sorgen. Sie kramte das Telefonbuch der Tante hervor und rief nacheinander alle ihre Freundinnen an, die sie seit ihrer Kindheit kannte. Keine hatte Tante Soja in den letzten zwei Tagen gesehen. Mehr noch, am selben Tag hatte eine wichtige Kundgebung der Kommunisten stattgefunden, wo Soja eigentlich hatte sprechen

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