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Lenas Flucht

Lenas Flucht

Titel: Lenas Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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gehen will? Er ißt nicht gerne zu Hause.«
    »Dann laß dir was einfallen. Sag, du bist müde, hast Kopfschmerzen oder mußt für deinen nächsten Vortrag arbeiten.«
    »Er wird beleidigt sein.«
    »Na gut. Dann sag, daß deine russische Freundin dich und ihn zum Abendessen eingeladen hat. Wohin gehen wir am besten?«
    »Wohin du willst, nur nicht zum Chinesen. Steven mag chinesische Küche nicht. Wann holst du uns ab?«
    »Zwischen neun und zehn.«
    »Und morgen?« fragte Lena nach einer Pause. »Morgen soll ich auch den ganzen Tag zu Hause sitzen?«
    »Morgen müssen wir erst einmal erleben.« Sweta klickte mit dem Feuerzeug und sog den Rauch tief ein. »Wie heißt der Bursche in Brighton, bei dem du gestern warst?«
    »Arseni Wereschtschagin.«
    »Was macht er?«
    »Er dichtet.«
    »Waaas?!« Sweta mußte lachen.
    »Da gibt es nichts zu lachen! Er ist wirklich ein sehr begabter Dichter. Ich kenne ihn seit zwanzig Jahren.«
    »Und wovon lebt er hier?«
    »Das weiß ich nicht. Schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch und wohnt in einem schrecklichen Loch. Aber Gedichte schreibt er immer noch.«
    »Hast du die Kanone von ihm geborgt?«
    »Nein, er hat sie für mich gekauft. In so einem Körbchen aus einem Restaurant hat er sie gebracht. ›Hundepaket‹ heißt das hier.«
    »Aus welchem Restaurant kam denn das Hundepaket?«
    »Ich glaube, es hieß ›Schwarze Augen‹.«
    »Und du hast deinem Dichter alles erzählt?«
    »Ja.«
    »Was meint er?«
    »Er hat gesagt, er kann sich denken, wer hinter mir her ist. Er will das rauskriegen.«
    »Warum hast du mir das nicht gesagt?« Sweta bremste scharf.
    »Der gibt doch nur an, das nehme ich nicht ernst. Du müßtest mal sehen, wie arm er ist! Hätte er wirklich Verbindungen zu diesen Ganoven, dann würde er nicht so leben. Der kriegt nichts raus.«
    »Das nächste Mal«, erklärte Sweta streng, »will ich von dir die ganze Information. Was daran Angeberei ist und was nicht, entschuldige, das entscheide ich schon selber.«
    Lena war ihr nicht böse. Sie wußte, daß Sweta recht hatte.
     
    »Salon ›Bella Butterfly‹. Womit kann ich Ihnen dienen?« fragte eine tiefe Frauenstimme auf russisch.
    »Sprechen Sie Englisch?« erkundigte sich Sweta.
    »Natürlich«, kam die Antwort.
    »Gibt es Ihre besondere Massage nur für Herren oder auch für Damen?«
    Sweta sprach von einem Münztelefon. Sie deckte die Muschel mit der Hand ab, damit der Straßenlärm nicht zu hören war.
    »Wir freuen uns über jeden Kunden«, kam es honigsüß zurück. »Sie sind uns sehr willkommen. Wann Sie wollen, Tag und Nacht.«
    In Jeans und Turnschuhen konnte sie in diesem Salon nicht aufkreuzen. Aber nach Hause fahren und sich umziehen hätte zuviel Zeit gekostet. Sweta schaute sich um und war eine Minute später bereits im nächsten Geschäft. Dort erstand sie einen klassischen Hosenanzug, sehr teure flache Schuhe und eine blaßrosa Seidenbluse. All das streifte sie inder Kabine über und ließ sich Jeans, Jacke nebst Turnschuhen zu einem Paket verschnüren. In der Kosmetikabteilung kaufte sie Reinigungslotion, um ihr Make-Up zu entfernen, und Gel für das Haar.
    Nachdem sie mit ihrer Kreditkarte bezahlt hatte, setzte sich Sweta in den Wagen, schminkte sich ab, trug auf das kurze helle Haar etwas Gel auf und kämmte es streng nach hinten. Dann setze sie sich eine große Sonnenbrille auf die Nase, prüft ihr Aussehen noch einmal im Spiegel und fuhr zu der auf dem rosa Kärtchen angegebenen Adresse in Brighton Beach.
     
    Eine halbe Stunde nachdem er mit einer netten Schwester des teuersten Wellness-Centers in Brighton namens »Doktor Nikiforoff« gesprochen hatte, waren sie da. Er glaubte, er habe dem Mädchen alles Nötige entlockt und sie dabei so besoffen geredet, daß sie nicht begriff, was er eigentlich von ihr wollte. Aber er hatte sie wohl unterschätzt, denn nun standen die beiden Kerle vor ihm, Knochenbrecher und Spely genannt. Er kannte sie und wußte, für wen sie arbeiteten. Das bestätigte nur die etwas nebulöse Information, die er aus dem hübschen Mädchen herausgeholt hatte. Aber was nützte das jetzt?
    »Rufst du nun an, du Aas, oder nicht?« Die Pistole wanderte von der Stirn zur Schläfe.
    »Ich weiß ihre Nummer nicht«, stammelte Arseni mit zerschlagenen Lippen.
    »Alles da!« In Knochenbrechers Pranke erschien ein Handy, und der Bandit wählte bereits. Am anderen Ende erklang eine ältere Männerstimme.
    »Lena, please!« sagte Knochenbrecher ruhig ins Telefon und hielt es

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