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Lenas Flucht

Lenas Flucht

Titel: Lenas Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Pistole und Brieftasche heraus.
    Sie packte die völlig erstarrte Lena beim Arm und zerrte sie zum Übergang auf einen anderen Bahnsteig. Dort sprangen sie in den ersten besten Zug, fuhren einige Stationen und stiegen dann wieder ans Tageslicht hinauf.
    Lena folgte Sweta, ohne zu überlegen. Als sie einen Häuserblock hinter sich hatten, blieben sie stehen.
    »Schau dich mal vorsichtig um. Wo sind wir hier?« fragte Sweta streng.
    »Das ist …« – Lena suchte sich zu konzentrieren –, »ich denke … das da vor uns ist der Central Park. Schnell, dort hinüber. Ich muß mich übergeben.«
    Im Park war es dunkel. Eine Gruppe Jogger lief vorbei. Sweta rauchte und lauschte, wie es Lena im Gebüsch von innen nach außen kehrte.
    »Geht es wieder?« fragte sie, als nichts mehr zu hören war. Sie holte eine kleine Flasche Mineralwasser aus der Tasche. »Möchtest du dir den Mund ausspülen?«
    Lena tauchte zwischen den Zweigen auf, nickte dankbar, nahm die Flasche und verschwand noch einmal. Den Rest des Wassers goß sie sich in die hohle Hand und wusch sich das Gesicht.
    »Das war’s«, erklärte sie und ließ sich auf eine Bank fallen. »Ich bin fast in Ordnung. Sag mir, hab’ ich ihn richtig getötet oder nur verletzt?«
    »Richtig …« Sweta setzte sich neben sie und hatte schon die nächste Zigarette in der Hand. »Du hast ihn direkt ins Herz getroffen.«
    »Gott im Himmel! Was habe ich getan!« flüsterte Lena.
    »Ein Bastard weniger«, gab Sweta achselzuckend zurück.
    Während wieder eine Gruppe Läufer vorüberzog, schwiegen sie. Ein kahlköpfiger Alter in weiten Jogginghosen schaute sich um und schüttelte den Kopf.
    »Weshalb rauchen Sie? Das ist sehr schädlich. Denken Sie doch an Ihre Gesundheit.«
    »Mach’ ich!« gab Sweta aufgeräumt zurück.
    »In der Schmidtstraße – das warst du?« fragte Lena vorsichtig.
    Sweta nickte schweigend.
    »Und gestern auf dem Platz vor der Universität auch? … Wie heißt du eigentlich?«
    »Sweta.«
    »Danke, Sweta.«
    »Keine Ursache.«

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    Bradley warf nicht einmal einen Blick auf das Päckchen, das Sweta ihm auf den Tisch legte. Darin war die Brieftasche mit den Papieren des erschossenen Riesen.
    »Ich verstehe nicht, warum Sie sich mit mir treffen wollten. Ich sehe dafür keinerlei Notwendigkeit. Meine Leute werden nicht Ihre Arbeit machen.«
    Er sprach leise, aber sehr entschieden. Dabei vergaß er nicht, seine Pizza zu essen und mit Bier nachzuspülen.
    Sie saßen in der kleinen, überfüllten Pizzeria am Platz vor der Columbia University. Gäste wie Personal waren Studenten. Bradley – wie ein Beamter in Schlips und Kragen – fiel sofort auf. Besonders drollig wirkte er neben einer Begleiterin wie Sweta. Das merkwürdige Paar zog spöttische Blicke auf sich.
    »Nehmen Sie endlich das Ding vom Tisch«, sagte er, schon etwas milder gestimmt. »Ich komme erst ins Spiel, wenn Sie mir den Namen der Hauptperson bringen.«
    »Geben Sie mir doch wenigstens einen Mann. Ich kann mich nicht zerreißen und an mehreren Orten gleichzeitig sein.«
    »Weshalb müssen Sie sich denn zerreißen? Sie sind auf dem richtigen Weg. Sie haben doch bereits ausreichend Fakten. Der Schutz des Objekts tritt jetzt in den Hintergrund. Konzentrieren Sie sich auf die Hauptsache. Dann passiert auch nichts. Sie schaffen das schon.« Sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. Aber sein Blick blieb stechend und kalt.
    »Mein Objekt hat weiterhin Priorität«, erklärte Sweta finster und kippte den Rest Kaffee mit einem Schluck hinunter.
     
    Auf einem Fensterbrett im Universitätsgebäude sah sie noch einmal den Inhalt der Brieftasche durch: eine Plastikkarte mit Farbfoto – der Führerschein –, eine Green Card, aus der hervorging, daß Waleri Prichodko, Beruf Kraftfahrer, vor zwei Jahren in die USA eingereist war. Dazu zwei Kreditkarten, fünf Präservative und ein mit Blumen und Ranken verziertes, nach süßem Parfüm duftendes rosa Kärtchen, das auf russisch und englisch die Aufschrift trug: »Bella Butterfly. Der besondere Massagesalon für seriöse Herren«.
    Darunter in winziger Schrift und nur auf russisch: »Wir erfüllen Ihnen jeden Wunsch!«
    Außerdem trug der Riese zwei zusammengeknüllte Rechnungen des Restaurants »Schwarze Augen« bei sich.
    Endlich kam Lena aus ihrem Hörsaal. Als sie ins Auto stiegen, sagte Sweta: »Ich fahre dich jetzt nach Hause. Ich bitte dich sehr: Bleib, wo du bist, und rühr dich nicht.«
    »Und wenn Steven wieder essen

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