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Lenas Flucht

Lenas Flucht

Titel: Lenas Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Arseni ans Ohr. »Rede, Mistkerl!«
    Eine Weile blieb es still. Dann hörte er deutlich Lenas Stimme: »Hallo …«
    »Rede, Kanaille!« zischte Knochenbrecher und stieß Arseni das Knie zwischen die Beine.
    Der stöhnte auf und krümmte sich vor Schmerz. An seiner rechten Schläfe spürte er jetzt die Pistole, an der linken das Telefon. Arseni schwieg.
    »Also gut, du Schwein, wir können auch anders.« Knochenbrecher nickte Spely zu. Der stand im Rücken Arsenis, den sie an den einzigen Stuhl in seinem Zimmerchen gefesselt hatten. Er drehte an seinen Handgelenken. Es knackte. Arseni brüllte vor Schmerz auf.
    »Hallo! Wer ist dort? Was geht da vor?« rief Lena auf englisch in den Hörer.
    »Okay.« Knochenbrecher grinste und sprach auf russisch in das Handy: »Wenn du Nutte jetzt nicht sofort nach Brighton zu deinem Bock Arseni kommst, dann machen wir ihn fertig.«
    »Wer sind Sie, und was wollen Sie von mir?« fragte Lena ruhig.
    Als Antwort ertönte eine lange, gräßliche Tirade.
    »Sprechen Sie Russisch?«
    Der Ganove stutzte, als müßte er das Gehörte verarbeiten, und erklärte dann in aller Ruhe: »Hör auf mit diesen Spielchen. Wir tun dir nichts. Du erzählst uns ein bißchen was, und dann kannst du mit deinem Bock abziehen.«
    »Und wenn ich die Polizei rufe?«
    »Dann bestell am besten gleich drei Särge.«
    »Für wen soll der dritte sein?«
    »Für diesen Knacker Pollit.«
    »Also gut. Ich komme.«
    Lena legte auf und wählte sofort die Nummer, die Sweta ihr am Abend zuvor diktiert hatte. Nach mehreren Signalen schaltete sich der Anrufbeantworter ein, und Swetas Stimme sagte auf englisch: »Ich bin leider nicht zu Hause. Hinterlassen Sie bitte Ihre Nachricht nach dem Tonsignal.«
    »Sweta! Die haben angerufen und gesagt, wenn ich nicht sofort nach Brighton komme, bringen sie Arseni um. Es ist jetzt zwanzig vor acht. Ich fahre hin. Die Adresse kennst du.«
    »Ist was passiert?« fragte Steven und äugte über seine Brille. Er saß im Wohnzimmer in einem großen Ledersessel und las die Zeitung.
    »Alles in Ordnung.« Lena zwang sich zu einem Lächeln. »Ich hatte Arseni versprochen, ihm ein Buch aus Moskau mitzubringen. Gestern abend habe ich es hier liegenlassen. Es bedeutet ihm sehr viel. Ich bin bald zurück.«
    »Kann er nicht morgen selber herkommen?« fragte Steven tadelnd.
    »Ihm fehlen die eineinhalb Dollar für die U-Bahn.«
    Lena schlüpfte in den Mantel und tastete in der Tasche nach ihrer Pistole.
    »Und was wird mit deiner russischen Freundin, die uns eingeladen hat?«
    »Ich bin spätestens halb zehn wieder hier«, versprach Lena und machte sich eilig auf den Weg.

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    Der Salon »Bella Butterfly« lag in einer schmuddligen Gasse ganz am Ende von Brighton.
    Genau die richtige Gegend für seriöse Herren, dachte Sweta lächelnd, als sie die bröckelnde Fassade des doppelstöckigen Hauses betrachtete. An der Tür ein Metallschildchen mit der russischen Aufschrift »Massagesalon«.
    Sweta klingelte. Eine dicke, blond gefärbte Dame von etwa fünfzig Jahren im weißen Morgenmantel öffnete.
    »Guten Abend!« sagte Sweta auf englisch und lächelte breit. »How are you? Very nice haben Sie es hier.«
    Sie blickte sich um: Tapeten mit Rosenmuster, ein riesiger Druck von Serows Bild »Die Entführung der Europa« in breitem Goldrahmen, Tischchen mit Aschenbechern, in der Ecke etwas wie eine Rezeption mit Computer und rosafarbenem Telefon. Weiter hinten führte eine Treppe ins Obergeschoß. Fünf mit rosa Samt bezogene Sessel. In zweien fläztenmuskelbepackte Kerle und rauchten – offenbar jemandes Leibwächter. Von Sweta nahmen sie keine Notiz.
    Die Dicke war inzwischen ohne ein Wort verschwunden. Aus einer kaum sichtbaren Tapetentür hinter dem Büro schwebte jetzt eine hochgewachsene elegante Dame im rosafarbenen Kostüm herbei, eine lange Zigarette im Mundwinkel.
    »Guten Tag. Womit kann ich dienen?« frage sie auf englisch.
    »Ich habe eben angerufen«, begann Sweta.
    »O ja, ich erinnere mich.« Die Dame stieß den Rauch aus und zwinkerte Sweta zu. »Ist Ihnen unser Salon empfohlen worden?«
    »Ja. Ein Freund, ein Russe, hat mir von Ihrem bemerkenswerten Etablissement erzählt. Aber«, Sweta zog eine geheimnisvolle Miene und legte den Finger an die Lippen, »das ist ein Geheimnis. Mein russischer Freund sagte, in Ihrem Salon wäre man da sehr verständnisvoll.«
    »Oh, natürlich.« Die Dame nickte. »Unsere Kunden können mit Diskretion rechnen. Möchten Sie, daß

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