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Lenas Tagebuch

Lenas Tagebuch

Titel: Lenas Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Muchina
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Frühlingslaub zu sehen. Wenn ich so an meinen künftigen Beruf denke, dann komme ich jedes Mal zum Beruf des Zoologen zurück. Dieser Beruf zieht mich mehr an als alle anderen Berufe. Zoologe zu werden: das ist mein Herzenswunsch, und er wird einmal wahr werden. Ich werde als Zoologin wissenschaftliche Mitarbeiterin der Akademie der Wissenschaften sein. Man wird mich auf Expeditionen schicken, ich werde in die verschiedensten Ecken unseres Landes reisen und bei meiner Rückkehr meinen Anteil zum allgemeinen Schatz des Wissens beitragen.

    »Franklin bringt durch seine Beobachtungen auch den Leser dazu, die Tiere nicht als Material für die Wissenschaft oder als Maschinen anzusehen, die uns Nutzen bringen, sondern sie als lebendige Wesen zu betrachten, sie einfach so anzuschauen, wie sie sind. Alle seine Ausführungen sind von ganz einfacher Liebe zur Natur im weiteren Sinne geprägt, von Liebe zur Wahrheit und Gerechtigkeit.«
    »Um Tiere zu verstehen, müssen wir die Dinge von ihrem Gesichtspunkt aus sehen, ihre Gefühle, Freuden und Sorgen teilen und an ihrer Gesellschaft Gefallen finden.«
    »Die Naturgeschichte hilft nicht nur unserer geistigen Entwicklung, sondern gereicht dem Menschen bisweilen auch zum Trost.«
    »In Momenten der Prüfung oder moralischer Kraftlosigkeit genügt es dem die Natur liebenden und sie studierenden Menschen manchmal, seinen Blick wie zufällig auf einer kleinen Blume ruhen zu lassen, den Gesang eines Vogels oder das Summen eines Insekts zu hören, und schon ist sein Herz voll neuer Zuversicht …«
    22/III
    Heute bin ich mit meinem Tag zufrieden. Gestern Abend habe ich Suchariki gemacht und ein kleines Stückchen für den Morgen aufbewahrt. Ich gab es Galja, und sie gab, als sie Alik Essen ans Bett brachte, auch mir ein Stück Trockenbrot, und dank dieses kleinen Stücks konnte ich mit meinem Brotkauf bis abends warten. Gegen zehn Uhr ging ich zuerst in mein Geschäft, erhielt meine 200 g Zucker und 50 g Fleisch. Ich ging nach Hause, sägte Feuerholz, heizte den Ofen ein, kochte Leim mit Fleisch, aß einen ganzen Teller heiße Suppe und war vollkommen satt. Dann machte ich Wasser warm, wusch das Geschirr ab und wusch mich dann selbst. Gegen vier Uhr kehrte ich zu Galja zurück. Ich ging wieder über den Trödelmarkt. Zwischen all dem Kram erblickte ich plötzlich eine Rarität, einfach eine Rarität, und zwar eine komplette Werk­ausgabe von Brehm in vier sehr dicken Bänden, mit wunderschönem teurem Einband. Überhaupt eine außer­ge­wöhn­liche seltene Ausgabe. »Und wie viel soll das Vergnügen kosten?« »Das gibt’s praktisch umsonst. Nur 170 Rubel oder 600 g Brot.« Die Frau zeigte mir das Innere des Buchs. Ich sah, dass es zahllose Foto­gra­fien und farbenprächtige Tafeln enthielt. Ich kam um vier Uhr bei Galja an, aber sie war noch nicht zu Hause, obwohl wir verabredet hatten, dass ich um drei komme und sie schon zu Hause sein wird. Ich musste über eine Viertelstunde in der Küche auf sie warten. Der Brehm ging mir die ganze Zeit nicht aus dem Kopf, und als Galja kam, war ich schließlich fest entschlossen, die ­Bücher für 300 g Brot und 100 Rubel zu erwerben. Doch bis ich mich fertig gemacht und Brot gekauft hatte und dann zum Markt gegangen war, war sie schon nicht mehr da. Ich suchte den ganzen Markt ab, sie war nirgends zu finden. So ließ ich mir den Brehm entgehen.
    Heute ist genauso ein Tag wie gestern. »Ein Zaubermorgen; Frost und Sonne!« Vielleicht werde ich den Brehm ja noch erwerben. Sie hat ihn ja nicht verkauft, vielleicht kommt sie noch mal wieder.
    23/III
    Heute ist es sogar im Schatten warm. Erst am Abend zogen Wolken auf. Die Sonne verbarg sich hinter ihnen. Galja räumt heute in den Zimmern um. Ich hingegen träume von Vögeln und von der Zeit, in der ich ungestört zu meiner Zufriedenheit leben kann. Ich träume von der Wärme, wenn es endlich möglich sein wird, die Fenster sperrangelweit zu öffnen, die Sperrholzbretter zu entfernen und sich in der Sonne zu wärmen. Ich träume vom Sommer.
    Wenn nur bald Sommer wäre. Warme Tage. Grün, grüne Bäume, Blumen, Vögel, Insekten. Mein Gott, ich möchte all das so sehr sehen. Halt aus, Lena, hab Geduld, hab nur Geduld. Die Zeit steht nicht still. Und alles hat seine Zeit. Auch der Mai wird kommen. Und der Sommer wird kommen mit seinem Regen und seinen heißen Tagen. Und alles wird gut.
    24/III
    Gestern Abend ging ich zu mir nach Hause, aß Sülze, trank Wasser, ordnete die Ansichtskarten in das

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