Lenas Tagebuch
Album ein, das Galja mir gegeben hat, und kehrte dann zurück. Endlich scheint der Frühling gekommen. Die Frosttage sind vorbei. Es wird schnell wärmer. Gestern Abend betrug die Temperatur + 1 Grad. Weiche, flauschige Schneeflocken fielen ohne Hast, ein warmer Windhauch streichelte das an den Frost gewöhnte Gesicht. Überall sind Pfützen, von den Dächern tropft es, klirrend brechen Eiszapfen ab.
So ein Tag ist auch heute, ich möchte die ganze Zeit draußen bleiben. Der Himmel ist mit Wolken bedeckt, der Schnee ist kaum zu spüren, so klein sind die Flocken. Jetzt wird zu dieser Wärme bald schon der Sonnenschein hinzukommen, dann wird es richtig Frühling sein. Alles wird gut.
25/III
Es taut erst den zweiten Tag, und doch ist der Schnee schon fast ganz verschwunden. Die Feuchtigkeit ist schrecklich. Der Wind ist warm, aber ganz feucht. Von den Dächern schüttet es wie aus Kübeln. Überall rinnen kleine Bäche und bilden richtige Flüsse. Es ist schrecklich glatt. Vielerorts sind schon die Straßenbahnschienen aufgetaut.
Jakow Grigorjewitsch ist mir entwischt. Normalerweise geht er gegen neun, aber heute war er aus irgendeinem Grund schon um acht gegangen. Morgen hat er frei. Das bedeutet, ich kann die Papiere erst ab dem 27. ausfüllen 96 . Dann kommen der 28., der 29., der 30. und der 31., das reicht genau, um alles so zu machen, wie es sein muss.
Was das Zimmer angeht, so habe ich Rosalija Pawlowna um Rat gebeten, sie kennt sich in diesen Dingen sehr gut aus. Hier kommt es ganz allein auf Galja an. Sie hat ein Zimmer zu viel, das sie an die Schakt abtreten muss, weil sie dafür nicht das Dreifache bezahlen kann; das gibt sie dann mir. Das Wichtigste sei, sagt Rosalija Pawlowna, dass man mir in der Schakt ein persönliches Konto eröffnet. Und wenn das neue Zimmer dann endgültig auf mich übertragen ist, muss ich nur noch mein altes Zimmer an die Schakt übergeben. Und fertig.
Wenn ich ehrlich sein soll, ist mein bisheriges Zimmer auch sehr gut. Es ist groß, warm und hell. Nach draußen hat man weite Sicht. Ein großes Stück Himmel ist zu sehen. Die Fenster sind auf der Straßenseite. Aber es ist mir viel zu groß, und im Sommer hat es auch nur abends Sonne.
Aber dieses Zimmer bei Galja ist wie für mich gemacht. Die Decke ist niedrig, es ist fast quadratisch, warm, und was das Wichtigste ist: Den ganzen Tag ist Sonne, und das bedeutet mir, der Naturliebhaberin, alles. Meine künftige Umweltecke braucht mehr als alles andere Sonnenschein. Und wenn ich dann vom Alleinsein genug habe, gehe ich zu Galja. Nein, dieser Umzug macht für mich natürlich viel Sinn.
Aber da ist nun eine neue Frage: Was mache ich mit den Möbeln? Ich bin doch Besitzerin eines großen und schönen Büfetts.
Es ist aus Eichenholz. Sich von so einem guten Stück zu trennen ist sehr schade. Aber da ist nichts zu machen, ich werde es verkaufen müssen. So ein Riesending aus der einen Wohnung in die andere zu schleppen ist sehr schwierig, außerdem ist es zu groß für mein neues Zimmer.
Ich habe vor, mein Büfett nicht für unter 600 Rubel zu verkaufen. Für diese 600 Rubel kann ich bei Galja einen Tisch und einen Schrank kaufen, Galja möchte sie nämlich verkaufen. Für das übrige Geld kann ich wahrscheinlich noch eine Chaiselongue oder ein kleines Sofa erwerben. Und noch etwas. Ja, vorwärts!
30. März
»Der Winter zürnt nicht grundlos, denn seine Zeit ist aus / Der Frühling klopft ans Fenster, treibt ihn zum Hof hinaus.« 97
Dichtes Schneetreiben, starker Wind. Draußen tobt ein schrecklicher Schneesturm. Heute werde ich wieder ab zwei Uhr Arbeitsdienst leisten müssen. Vielleicht lässt der Sturm bis dahin ein bisschen nach. Heute ist schon der vierte Tag der Schneeräumarbeiten in der Stadt. Bis zum 8. April wird es so weitergehen. Nach dem 8. April wird mir Jakow Grigorjewitsch Arbeit verschaffen 98
31/III
Heute hatte ich großes Glück. Ich ging zu acht Uhr zum Dienst. Und um elf war ich schon fertig. Der Hauswart gab uns nämlich eine bestimmte Aufgabe: Wir sollten drei Luken finden und von Schnee befreien, und wenn wir damit fertig seien, könnten wir nach Hause gehen. So machten wir es auch.
Das ist wirklich Glück. Ich ging sofort nach dem Dienst zum Haus 28 und bekam 60 g Sonnenblumenöl, kaufte Brot, heute werde ich satt.
1. April
Der März ist zu Ende. Heute ist der erste Tag des zweiten Frühlingsmonats. Es ist April.
Sei gegrüßt, April, du Vormonat des Mai, was wirst du mir
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