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Lenke meine Fuesse Herr

Lenke meine Fuesse Herr

Titel: Lenke meine Fuesse Herr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Wittenberg
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begleiten.
    Ich hole meinen Schirm heraus — das Nieseln ist nicht allzu unangenehm und eigentlich haben wir herrliches Wanderwetter! An der Burg vorbei, steil den Berg hinab und dann verliert sich die Markierung — oder ich sie! Bergab kann nicht verkehrt sein, ich steige über einen Weidezaun, quere eine Wiese: Da unten läuft Christine! Sie hat einen guten Schritt drauf und ich brauche schon meine Zeit, bis ich sie überholt habe. Der Regen hat aufgehört, es geht eben im Tal dahin — wunderbares Wandern!
    In Espagnac stehe ich vor der großen hölzernen Jakobusstatue, habe sie gerade fotografiert, und wer kommt?
    Die Falkenbergs. Großes Hallo! Es folgt ein ausgiebiges gegenseitigen Knipsen, ein Ehepaar aus Frankfurt, das mit dem Auto unterwegs ist, kommt mit uns ins Gespräch — dem Mann sieht man deutlich an, dass er sich uns am liebsten anschließen würde. Da kommt Christine angelaufen und wir picknicken gemeinsam in der alternativen Wirtschaft in der alten Abtei. Sogar Bio-Bier gibt es hier! Falkenbergs und ich beschließen, nicht den Steilhang hinauf in die Berge zu kraxeln, sondern im Tal zu bleiben. Das ist zwar offensichtlich etwas weiter, aber wir sparen uns das Auf und Ab, das die Karte für den markierten Weg ausweist. Christine will sich an die Markierungen halten. Falkenbergs und ich gehen gemeinsam los, ich wechsle noch schnell von Stiefeln in Sandalen — die Sonne scheint — doch bald habe ich die beiden wieder überholt.

    Die Straße folgt den Windungen des Flusses, holt öfters weit aus, doch ich kann über Wirtschaftswege und Feldraine immer wieder abkürzen — so habe ich bald einen netten Vorsprung. In Marcilhac habe ich allerdings vom Laufen in der Hitze die Nase voll. Ich erkundige mich nach der Gîte, man verweist mich an den kleinen Lebensmittelladen. Dort bekomme ich den Schlüssel und lasse von meinen Speicherkarten eine Foto-CD brennen; allerdings scheint es Schwierigkeiten zu geben und so lösche ich die Karten vorsichtshalber nicht.
    Gerade will ich die Gîte beziehen, die in den Resten der alten Abtei untergebracht ist, da kommen Falkenbergs und beschließen, ebenfalls dort zu nächtigen. Als wir die Tür aufsperren, stolpern wir erst einmal über herrenlose Wanderschuhe, es geht die Treppe hinauf — da hat’s einen großen Tisch und eine angeschmuddelte Küche, aber einen großen kalten Kamin, den sich Falkenbergs als Bett aussuchen. Sie regen sich auf, wie schmutzig und primitiv das alles sei — ich finde es gar nicht so schlimm. Ich suche mir gerade ein Lager in den Stockbetten, als Christine kommt. Wir beschließen, gemeinsam essen zu gehen, Falkenbergs bestellen in einem der beiden Restaurants des Dorfes, und dann besichtigen wir die malerischen Ruinen der alten Abtei.
    Das Essen an dem kleinen Tisch auf dem Gehsteig vor dem Lokal ist besser, als man vermuten konnte. Und die schmutzige Hündin der Wirtin kriegt auch ihr Teil ab, weil sie gar so herrlich bettelt!

Freitag, 17. Juni 2005
Marcilhac-sur-Célé – Bouziès 27 km

    Wir frühstücken zusammen und dann verabschiedet sich Christine: Heute ist ihr letzter Tag. Ich telefoniere noch mit Silvia, während Falkenbergs vorangehen. Es geht hinauf auf den Berg, durch Fichten-, Eichen- und Buchsbaumwälder. Von Weitem schon wundere ich mich über ein stetig an- und abschwellendes Getöse, bis ich in das nächste Tal komme und das Rätsel lösen kann: eine Geflügelfarm mit Perlhühnern. Es müssen weit über hundert Tiere sein, die da in einem großen Gehege hin und her rennen. Sie finden Ruhe, dann fängt eins der Tiere an zu schreien, und sofort rennt die ganze Herde wieder unter lautem Gekollere durch das Geviert und braucht ihre Zeit, bis sie sich beruhigt und der ohrenbetäubende Lärm abebbt — und dann geht es nach spätestens einer halben Minute wieder los! Kein Wunder, dass dieser Betrieb so weitab vom nächsten Ort angesiedelt ist. Wie die Leute, die hier in der Einöde wohnen, das aushalten, ist mir schleierhaft. Der Hofhund kommt auf mich zugetobt, umkreist mich bellend, bis ich am Gehöft vorbei bin — augenscheinlich ist er in seiner Ehre gekränkt, weil ich ihn gar nicht beachte.
    Wieder steil bergauf, enge Waldwege, die mehr oder weniger im Zickzack laufen, und da stehen Falkenbergs und sind ratlos wegen des Wegs. Mary kocht, ist stinksauer: Sie sei ohnehin gegen diese Variante gewesen und weit und breit niemand, den man fragen könne. Schnapsidee, hier zu laufen! Ich versuche Öl auf die Wogen zu

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