Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lenke meine Fuesse Herr

Lenke meine Fuesse Herr

Titel: Lenke meine Fuesse Herr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Wittenberg
Vom Netzwerk:
mit Swimmingpool!“ Da läuft man gleich noch mal so gern auf dieser schnurgeraden alten Römerstraße. Andererseits — hätte ich das Geld: Genau hier würde ich eine Herberge bauen!
    Dann habe ich den Turm des Friedhofs von Calzadilla vor mir — ist schnell gegangen, dieser berüchtigte Abschnitt. Eigentlich könnte ich ja noch weiterlaufen. Doch da komme ich am Refugio vorbei, durch die offene Vorder- und Hintertür fällt mein Blick auf den Swimmingpool und da hält mich nichts mehr auf der Straße. Der brasilianische Hostalero stempelt meinen Pilgerpass, führt mich durch einen schon recht bevölkerten Schlafsaal, öffnet die Sperrkette vor einer Treppe und während ich hochsteige, fällt mein Blick auf Bodil, die auf einem Bett liegt, mich mit großen Augen ansieht und dann auch gleich wissen will, was der Ausruf: „Ich glaub’, ich spinne!“ auf englisch bedeutet, denn ihr Deutsch ist recht mager.
    Eine Viertelstunde später plansche ich durch den Pool! Herrlich! Ich komme mit Maria aus Salzburg ins Gespräch und gegen acht Uhr geht eine ganze Gesellschaft zum Essen in den Ort: Maria, eine ältere Deutsche, Bodil, noch ein weiteres deutsches Paar und ich. Gut, reichlich und preiswert!
    Dann sitze ich noch mit Maria hinter dem Haus, sie will wissen, was ich so schreibe und ob ich auch Tiefpunkte gehabt hätte auf dem Weg. Da lese ich ihr einfach ein paar Seiten aus meinem Diario vor. Plötzlich steckt die Deutsche den Kopf zum Schlafsaalfenster raus und sagt: „Daraus musst du ein Hörbuch machen!“ So schlecht ist der Gedanke gar nicht!

Montag, 18. Juli 2005
Calzadilla de la Cueza – Bercianos del Real Camino 39 km

    Ich schlafe heute lange — fast bis viertel nach sechs! Doch um sieben bin ich auf dem Weg, als einer der Letzten. Der Himmel ist bedeckt, es ist frisch — herrlich! Ich gehe schnell. Der Weg bleibt im Tal. Einige Hektar Feld sind abgebrannt — Weizen auf dem Halm, die angrenzenden Büsche auch, anscheinend bis zum Río Cueza. Dieses Bild hindert allerdings einige junge Engländer nicht, beim Laufen zu rauchen und ihre Kippen einfach ins nächste Feld zu werfen — oh Herr, lass Hirn regnen!
    Bald stößt der Weg auf die N 120, läuft parallel zu ihr mit ein paar Büschen dazwischen, manchmal ein paar Meter abseits. Ich überhole Bodil — sie möchte allein bleiben und auch ich gehe gerne mein eigenes Tempo und fühle mich ohne Gesellschaft ganz wohl. Heute trage ich, so wie gestern, Sandalen — es hat schon genützt, die Fersen einzucremen und die Risse zu verpflastern. Ich überhole eine ältere Französin — in Ledigos treffen wir uns wieder, als ich einen Frühkaffee trinke und ein Hörnchen esse. Als ich in die Bar einlaufe, brechen dort gerade zwei Italienerinnen auf.
    Die Bauweise der Häuser hier ist beeindruckend: Lehmstampfbau, Strohhäcksel und Steine als Füll- und Stabilisierungszuschlag. Stabil, doch wenn die Wände dem Regen ausgesetzt sind, lösen sie sich in Nichts auf! Bei Hofmauern sieht man das deutlich und bei den immer häufiger sichtbaren Ruinen. Ein Lavendelbeet verführt mich: Ich stecke mir ein halbes Dutzend Blütenstängel ins Hemd. Wozu eigentlich die überdimensionierten Straßengräben und Durchlässe? Ich halte mir den Sturzregen vor Augen, in den ich vor einigen Jahren bei Malaga gekommen bin und der blitzartig die Straße überschwemmt hatte, und verstehe.
    Ich hole die beiden Italienerinnen ein und schenke jeder, ganz Kavalier, eine Lavendelblüte — sie freuen sich wie Kinder! Der Himmel zieht sich zunehmend zu. In Terradillos de Templarios (Kirche natürlich abgesperrt) komme ich am Refugio vorbei und da sitzt im Garten eine junge Amerikanerin: „Hi! Long time no see!“ Den nächsten halben Kilometer rätsele ich, wo man sich gesehen hat: Ach ja, das war das Mädchen, das am Cisapass behauptete, die Geier warteten auf sie, und dann sah man sich in Zubiri wieder. Der Camino hat jetzt die N 120 verlassen und durchläuft Felder und Wiesen. Auf einem Stoppelfeld sitzt am Wegrand eine Frau und betrachtet kritisch ihren Fuß: Was soll sie mit der Blase machen? Sie spricht Deutsch — ich öffne die Blase, behandle sie mit Desinfektionsspray und Sprühverband und verpflastere sie. Da ich das Gefühl habe, bei ihr die richtige Empfängerin zu haben, schenke ich ihr eine Abschrift meines Pilgerlieds — das sei ein schönes Geschenk, meint sie. Sie bleibt noch etwas sitzen, ich gehe weiter.
    Moratinos — Erdhäuser, und die Kirche teilweise in

Weitere Kostenlose Bücher