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Lenke meine Fuesse Herr

Lenke meine Fuesse Herr

Titel: Lenke meine Fuesse Herr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Wittenberg
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haben dort übernachtet. Eine Zeitlang brauche ich, um eine allein gehende junge Frau einzuholen, die wohl eine Augenweide ist: Ein Mähdrescherfahrer, der eigentlich so zehn, zwanzig Meter vom Weg entfernt mähen müsste, kommt total aus der Spur und bleibt auf der Höhe des Mädchens mit dem Mähwerk fast an einem der seltenen Bäume direkt am Weg hängen — wir grinsen uns fröhlich an, als er an mir vorbeikommt und ich auf die schiefe Mähspur zeige. Als ich das Mädchen überhole, kann ich ihn aber verstehen: Sie trägt äußerst knappe Shorts und außer dem Rucksack obenrum nur einen Mini-Triangelbikini, der mehr zeigt als verhüllt.

    Es geht über einige halb verlandete Bäche, ab und zu ein hübscher Rastplatz — leider ohne Trinkwasser — langsam wird die Landschaft weniger öde. Durch Reliegos mit seinen Erdhäusern nach Mansilla de las Mulas — warum nur können die blöden Graffiti-Schmierer ihre Finger nicht von dem schönen Pilgerdenkmal lassen?
    Es ist noch nicht einmal ein Uhr, ich wandere munter die Hauptstraße entlang: Da vorne ist das Albergue, die Tische vor den Bars in der Straße sind dicht besetzt mit Pilgern. Auf einmal ein Jubelschrei: „Christian!!“ Manuela. Und Pete! Da lasse ich mich nicht lange überreden — knapp 27 Kilometer sind auch eine Tagesstrecke. Um eins macht das Albergue auf und ich finde einen schönen Platz: kein Bett, sondern eine Matratze am Boden, doch mit einem schönen Platz für den Rucksack in einer tiefen Türlaibung. Das Refugio ist ein Gedicht, liebevoll ausgestattet, mit guten Duschen, großzügiger Küche und einem wunderschönen schattigen Innenhof, in dem man sitzen, essen und schwatzen kann. Latizia kommt, die ich von Zubiri her kenne, Amparo aus Zaragoza, Erika, Bodil, die Amerikanerin „long time no see“, Zsolt, der französische Priester, fast alle meine lieben Bekannten vom spanischen Camino! Natürlich laufen die vier Mädchen, mit denen ich von Bercianos aufgebrochen bin, auch ein. Ich streife ein bisschen durch die Altstadt, kaufe ein, besuche die Kirche, in der gerade ein Chor probt, sehe mir die gewaltige Stadtmauer an. Ich unterhalte mich gerade mit dem deutschen Hostalero, als noch ein alter Bekannter kommt: Der alte Herr auf dem Fahrrad, den ich kurz vor Saint-Jean-Pied-de-Port überholt habe! Er bekommt ein Spezial-Einzelzimmer.
    Ich frage den Wirt, wie es denn mit Kriminalität auf dem Camino und in den Herbergen aussähe und er sagt im Brustton der Überzeugung: „So gut wie keine! Ich bin schon Jahre hier und habe ein einziges Mal erlebt, dass hier einer beklaut wurde, und der hat förmlich darum gebeten! Ich stecke doch nicht vor aller Augen ein Bündel 100-Euro-Scheine in den Rucksack und lasse den einfach unbeaufsichtigt liegen!“ Wie es denn mit der Sicherheit einzeln gehender Frauen auf dem Weg aussähe, frage ich und ich denke dabei an die Erlebnisse von Sabine und Bodil. Auch hier meint er, dass die Spanier da sehr darauf achten. Letztes Jahr sei eine junge Frau von zwei jungen Männern massiv belästigt worden, sei zurück in die Stadt geflohen und habe Anzeige erstattet. Die Guardia Civil sei mit großem Aufgebot ausgeschwärmt, habe die beiden auch geschnappt — am gleichen Tag noch seien sie streng bestraft worden! „Da achten die Behörden drauf, dass der Camino sicher ist und bleibt! Kriminalität auf dem Camino kann man sich nicht leisten, da hängt zu viel dran!“ Gut, dass man im 21. Jahrhundert pilgert — im Mittelalter war Räuberei gang und gäbe...
    Abends gibt es ein gutes und reichliches selbstgekochtes Essen mit den vier Mädchen, Zsolt und Pete. Gegen elf Uhr liege ich auf der Matte und krame nach langem wieder einmal das Ohropax heraus: Neben mir überbieten sich drei Schnarcher gegenseitig!

Donnerstag, 21. Juli 2005
Mansilla de las Mulas – León – Villar de Mazarife 46 km

    Frühstück mit den vier Mädchen und dem französischen Pater, raus auf den Weg gegen zwanzig vor sechs. Ich rolle wieder einmal das Feld von hinten auf- als ich eine spanische Gruppe überhole, sagt einer: „¡Holà — la máquina andante!“, dann gehe ich lange mit Pete, der eine Viertelstunde vor mir gestartet ist. Pepe, der Spanier aus Pamplona, der mit seiner Frau unterwegs ist, verabschiedet sich herzlich von mir, jetzt bin ich wohl der Vorderste — und dann holt mich Pete wieder ein! Er war schon einmal hier, gemeinsam gehen wir in Leon Richtung Kathedrale — da läuft uns Manuela mit Mann, Freundin und einem

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