Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
diesem Fall wurde keine Fremdeinwirkung vermutet: Ein führender Edinburgher Chirurg hatte sich das Leben genommen. Kopfschuss mit seinem einstigen Dienstrevolver. Der Mann sei führend auf dem Gebiet der plastischen Chirurgie des Kiefers und des Gesichts gewesen, hieß es in dem Artikel. Der Name des Mannes war Alexander Knox.
    Zufall Nummer drei. Parks’ Ermordung war noch keinen Tag her, und ein führender plastischer Chirurg, der so freundlich gewesen war, Tam McGahern den einen oder anderen Gefallen zu tun, hatte beschlossen, sich das Hirn aus dem Schädel zu pusten.
     
    Mit der Polizei bekam ich eine Woche nach Parks’ Tod zu tun. Ich war im Horsehead, als plötzlich Jock Ferguson neben mir stand. Den Whisky, den ich ihm anbot, nahm er an. Ein gutes Zeichen. Bullen haben bestimmte Anstandsregeln. Zum Beispiel trinken sie nicht mit einem Mann, den sie durch die Mangel drehen wollen.
    »Haben Sie mir etwas zu sagen?« Er zog die Braue hoch. Mein Puls stieg an. Vielleicht suchte er doch keine Geselligkeit.
    »Zum Beispiel?«
    »Kommen Sie schon, Lennox, Ihnen muss der Scheiß doch bis zu den Augenlidern stehen.«
    »Welcher Scheiß?«
    Er wandte sich mir zu, stellte sein Glas ab und lehnte sich an den Messinghandlauf der Theke. »Versuchen Sie nicht, mich auf den Arm zu nehmen, Lennox. Völlig undenkbar, dass Willie Sneddon Sie nicht beauftragt hat, Arthur Parks’ Tod zu untersuchen.«
    »Ach, das ...« Ich versuchte, den »Und ich hatte schon Angst, du wolltest sagen, ich sei der Hauptverdächtige«-Ausdruck aufzusetzen, aber das klappte wohl nicht ganz so gut, denn Ferguson runzelte misstrauisch die breite Stirn.
    »Was sollte ich Ihrer Ansicht nach denn sonst gemeint haben?«, fragte er.
    »Ich war mir bloß nicht ganz sicher«, erwiderte ich und nahm einen Schluck von dem Scotch, den ich bestellt hatte, weil Big Bob der Canadian Club ausgegangen war. »Wenn man in der Gosse arbeitet, so wie ich, hat man eine große Auswahl an Scheiße.«
    Meine Selbstherabsetzung schien die beabsichtigte Wirkung zu haben, und Ferguson stützte sich wieder mit beiden Ellbogen an die Theke. »Willie McNab versucht die Sache schnell abzuschließen. Er hat eine Theorie.«
    »Ah ja?«
    »Wir hatten ein Gespräch über Homosexuelle.« Ferguson grinste, was ganz untypisch für ihn war. »McNab findet allein schon die Vorstellung absurd. Ich glaube, er will nicht zugeben, dass es in ganz Schottland auch nur einen einzigen Homo gibt.«
    »Diese Theorie habe ich auch schon gehört«, sagte ich. »So wie alle Schlangen von Sankt Patrick aus Irland vertrieben wurden, hat Sankt Andrew alle Schwulen aus Schottland verjagt, und sie wurden ...«
    »... Engländer«, riefen wir gemeinsam und lachten.
    »Es ist mir jetzt aber ernst«, sagte Ferguson. »McNab hält den Mord an Parks für eine sadomasochistische Homo-Geschichte. Über das Schwulsein weiß er nur, dass es illegal ist und dass die Schuldigen sich normalerweise sehr schick zu kleiden wissen. Seine Theorien grenzen an Science-Fiction. Als wären alle Schwulen Marsmenschen oder so. Sie wissen schon, er ist wie Königin Viktoria – er glaubt einfach nicht, dass es so etwas wie lesbische Liebe wirklich gibt. ›Wie soll das denn gehen?‹, hat er gefragt. ›Bloß Dosen und kein Stecker.‹«
    »Wieso hält er den Mord an Parks für etwas Sadomasochistisches?«, fragte ich. »Wie ist Parks denn gestorben?« Clevere Frage, Lennox.
    »Nicht schön.« Ferguson verzog das Gesicht. Ich konnte nicht sagen, ob es von der Erinnerung oder von dem Whisky kam. »Jemand hat ihn an einen Stuhl gefesselt, hat ihm die Scheiße aus dem Leib geprügelt und sein Gesicht zu Brei geschlagen.«
    »Ich nehme an, Sie halten nichts von der Anal-Bondage-Theorie?«
    »Im Krieg habe ich einen Burschen gekannt, ein anständiger Kerl und ein verdammt guter Soldat. Er hat sich das Hirn weggeblasen, weil herauskam, dass er homo war und vor ein Kriegsgericht gestellt werden sollte. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich gehöre zwar nicht zu der anderen Fakultät, aber ich halte es nicht für nötig, Menschen zu verfolgen, weil sie so sind, wie sie nun mal sind. Und ich werde stinksauer, wenn ich sehe, wie viel Polizeiarbeit und Zeit vor Gericht mit der Verfolgung Schwuler verplempert wird. Diese Typen sind ja keine Verbrecher. Sie sind, wie sie sind. Sie heulen nicht den Mond an, und sie verehren nicht Satan. Und vor allem glaube ich nicht, dass irgendwas von dem, was ich in Parks’ Wohnung gesehen habe, damit zu

Weitere Kostenlose Bücher