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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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hierher gefolgt war. Sie wirkte ein bisschen verunsichert und ließ die Türkette eingehängt. Sie hatte ein hübsches, beinahe schönes Gesicht. Sie war die Frau, die ich in Lillian Andrews’ Begleitung gesehen hatte; da gab es keinen Zweifel. Sie strahlte eine gewisse Klasse aus: genau wie Lillian, genau wie Wilma, genau wie Lena, die zurückgewiesen worden war, weil sich bei ihr jede Klasse verflüchtigte, sobald sie den Mund aufmachte.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie.
    »Ich bin ein Freund von Tam«, behauptete ich und versuchte verschwörerisch und gehetzt zugleich auszusehen. »Und von Sally. Ich habe eine Nachricht für Sie.«
    Ich hatte Drehbuch und Schauspiel für perfekt gehalten, nur hatte ich mein Publikum eindeutig falsch eingeschätzt. Die Kleine wollte mir die Tür vor der Nase zuknallen. Ich verhinderte es, indem ich die Schulter dagegen drückte. Die Kette hielt. Ich quetschte meinen Fuß in den Türspalt und rammte mit der Schulter noch gegen das schwere Teakholz. Diesmal riss die Kette, und die Tür flog auf und schleuderte das Mädchen nach hinten. Sie taumelte gegen die Wand, und ein Schrei stieg in ihrer Kehle auf, doch ich unterdrückte ihn, indem ich ihr die Hand um den Hals legte.
    »Hör zu, Schwester«, zischte ich so bedrohlich ich konnte und drückte sie gegen die Wand. »Du hast die Wahl. Du kannst losschreien, aber dann drehe ich dir den Hals um. Oder wir setzen uns gemütlich auf dein Sofa und reden. Aber eines musst du jetzt und auf der Stelle begreifen. Du bist fertig mit dem Geschäft, das du mit Sally Blane oder Lillian Andrews aufgezogen hast, oder wie zum Henker sie richtig heißt. Du spielst jetzt ein anderes Spiel. Es heißt Überleben. Wir reden, und ich stelle dir Fragen, und dann übergebe ich dich den Drei Königen. Und glaub mir, wenn die Typen eine Puppe an ihre Jungs geben, ist die Puppe hinterher kaputt. Ob du heute Nacht also vergewaltigt, gefoltert und umgebracht wirst oder nicht, hängt ganz davon ab, ob ich die Drei Könige überzeugen kann, dass du mir alle Antworten gegeben hast, die ich brauche. Hast du verstanden?« Ich löste den Griff so weit, dass sie nach Luft schnappen und rasch nicken konnte. Dann packte ich wieder fest zu. »Komm auf keine dummen Ideen. Kapiert?«
    Sie nickte wieder. Ich ließ sie los. Sie funkelte mich wütend an und rieb sich die Kehle. Ich packte sie beim Arm, zerrte sie ins Wohnzimmer und schleuderte sie auf den Sessel.
    Ich hatte wirklich einen tollen Job. Nie war ich stolzer auf meine Berufswahl als dann, wenn ich Frauen würgen und herumstoßen durfte.
    Die Wohnung war teuer eingerichtet. Und überraschend geschmackvoll. An einer Wand stand ein Esstisch mit Stühlen. Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich vor das Mädchen hin.
    »Bist du Molly?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich heiße Liz. Molly war Margot ... Sallys Schwester. Sie ist tot.«
    »Du hast bei dieser Sache mitgemacht, stimmt’s? Ich nehme an, es ging um Erpressung?«
    Liz nickte. »Ich weiß nicht, wie viel sie aus den Freiern rausgequetscht haben, die wir in die Falle lockten. Ich habe nur getan, was man mir gesagt hat.«
    »Wie lief es ab?«
    »Wir bekamen eine Zielperson ... einen reichen oder einflussreichen Macker. Manchmal wusste die Zielperson, dass wir Nutten waren, manchmal wussten die Kerle nicht, dass wir sie extra rausgepickt hatten. Aber sie waren immer verheiratet. Geachtete Leute. Nach einer Weile platzte Tam McGahern rein, brüllte und fluchte und bedrohte die Zielperson. Manchmal hat er sie auch verdroschen. Egal, welche von uns Mädchen die Zielperson bearbeitet hatte – Tam hat immer unseren Verlobten gespielt. Er sagte, er hätte einen Detektiv auf uns angesetzt und die Fotos gesehen. Dann sagte er, er würde diese Fotos der Frau der Zielperson schicken, oder der Zeitung.«
    »Es sei denn, die Zielperson hat getan, was Tam verlangte.«
    »Darauf in etwa lief es hinaus.«
    »Und John Andrews war Sally Blanes Zielperson?«
    »Das war schon eine alte Geschichte, als ich dazukam. Ich habe Sally immer nur als Lillian Andrews gekannt. Erst später habe ich herausgefunden, dass das Mädchen, das bei dem Verkehrsunfall starb, ihre Schwester gewesen war, und dass Lillian in Wahrheit Sally hieß.«
    »Also ist Margot wirklich tot?«
    »Ja. Und sie ist wegen dem gestorben, was wir getan haben. Vor einem Nachtklub, den Margot und ihre Zielperson besucht hatten, spulte Tam seine übliche Nummer als wütender Verlobter ab. Lillian

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