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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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sorgen, dass jemand sich um mich kümmert. Ich müsse hinnehmen, fügte er hinzu, dass die Polizei mich kommen sah: Sie beobachteten ihn, genauso wie die anderen beiden Könige und deren Unterbosse.
    Es war nicht leicht, aber irgendwie gelang es mir, in südlicher Richtung nach Newton Mearns zu fahren und meinen Atlantic drei Querstraßen von Jonnys Haus entfernt zu parken. Damit war ich hoffentlich außer Sichtweite der Polizisten, die es beobachteten.
    Der Marsch über drei Häuserblocks, der sich nun anschloss, fiel mir am schwersten. Ich schlug den Mantelkragen hoch und zog mir die Hutkrempe tief in die Stirn, um mein Gesicht zu verdecken und meinen tiefroten Hemdkragen nicht sehen zu lassen. Ich ging so gerade und zielstrebig, wie ich konnte, aber mir war heiß, und ich wusste, dass der Schweiß, den ich im Hutband spürte und der mir den Nacken hinunterlief, in Wirklichkeit Blut war.
    Jonny kam an die Tür und bat mich zwanglos herein. Zumindest musste es aus der Entfernung eines Polizeifahrzeugs zwanglos erscheinen. Es tat mir nicht sehr gut, das Erschrecken auf Jonnys Gesicht zu sehen, zumal es noch immer grün und blau und unter einem Auge angeschwollen war von seiner Begegnung mit Superintendent McNab und dessen Jungs.
    »Verfluchte Scheiße, Lennox ...«, sagte er, als er die Tür geschlossen hatte. Ich gab keine Antwort; ich war zu sehr damit beschäftigt, auf den italienischen Fliesen seiner Diele zusammenzubrechen.
     
    Gegen Mittag des nächsten Tages kam ich wieder zu mir. Neben dem Bett, in dem ich lag, saß eine dicke Frau mittleren Alters und las Zeitung. Als sie hörte, wie ich mich rührte, stand sie auf, beugte sich über mich und legte mir eine Hand auf beide Schultern, um mich ins Bett zu drücken.
    »Nicht jetzt, Schatz«, sagte ich matt. »Ich hab Kopfschmerzen.«
    »Oh, sehr komisch«, sagte sie in einem Tonfall, der mir verriet, dass sie es ganz und gar nicht komisch fand. »Rühren Sie sich nicht, und halten Sie Ihren Kopf ruhig. Ich hole Mr. Cohen.«
    Ich lag still da und blickte zur Decke. Mir war kotzübel, und in meinem Kopf wütete immer noch der unaufhörliche stechende Schmerz.
    Jonny kam und beugte sich über mich. »Was zum Teufel haben Sie da gemacht, Lennox? Ich hab Sie von Doc Banks untersuchen lassen. Er hat Ihren Kopf genäht, besteht aber darauf, dass Sie so schnell wie möglich ins Krankenhaus gehen. Er sagt, Ihr Schädel könnte gebrochen sein.«
    »Keine Zeit, Jonny. Wissen Sie von dem Treffen heute Abend?«
    »Im Shawfields? Ja. Ich hoffe, Sie wissen, was Sie da wollen, Lennox. Ich hab die letzten fünf Jahre zwischen Sneddon und Murphy verbracht und versucht, die beiden Hurenböcke voneinander zu trennen. Bei jeder Begegnung fängt Murphy mit Witzen über die Königin an, und Sneddon kontert mit dummen Scherzen über den Papst. Bei diesem ganzen Konfessionsscheiß platzt mir irgendwann der Schädel.«
    »Ich nehme an, Sie sind neutral. Als Jude, meine ich.«
    »Von wegen.« Er grinste. »In Glasgow können Sie nicht einfach nur Jude sein. Man ist entweder protestantischer Jude oder katholischer Jude. Als ich hier aufwuchs, wurde ich ständig gefragt, ob ich Fan der Rangers oder von Celtic sei.«
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich bin Fan vom Partick Thistle FC.«
    »Kluger Schachzug. Damit sind Sie der Sektenfrage aus dem Weg gegangen und haben gleichzeitig ihre Sympathie gewonnen.«
    »Das schon, aber als Jude hatte man es trotzdem schwer. Ich weiß noch, wie ich auf der Schule mal einen Jungen krankenhausreif geschlagen habe, weil der gesagt hat, wir Juden hätten das dicke Geld. Ich bin nicht wegen seiner Beleidigung durchgedreht, ich war bloß wütend, dass meine jüdischen Eltern uns nur eine mickrige Bruchbude im Souterrain einer Mietskaserne in Newlands gegönnt haben, wo sie doch angeblich so viel Knete hatten.«
    Ich lachte, und irgendwo im finstersten Haiti schob ein Voodoo-Priester eine Nadel in eine Nachbildung meines Kopfes. Die biedere Frau in den mittleren Jahren schnalzte missbilligend und forderte mich auf, still zu liegen.
    »Lassen Sie uns noch einen Augenblick Zeit, Lizzie«, sagte Jonny. »Ich sorge schon dafür, dass er sich benimmt.«
    »Ich glaube, sie ist scharf auf mich«, sagte ich, als die Frau gegangen war.
    »Lizzie Sharp«, erklärte Jonny. »Sie war mal Oberschwester im Western General. Als Nebenbeschäftigung hat sie junge Damen von kleinen Problemen befreit. Dafür ist Lizzie drei Jahre in den Knast gewandert. Sie versteht sich darauf,

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