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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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bekannt war, hatte Jackie Gillespie weder Frau noch Kinder, und doch war seine helle, neue Doppelhaushälfte eindeutig für eine Familie gedacht. Wie es aussah, war die andere Hälfte noch unbewohnt. Niemand antwortete auf mein Klingeln an der Türglocke, und nachdem ich mich vergewissert hatte, dass mich kein Nachbar beobachtete, begab ich mich hinter das Haus. Die Tür war unverschlossen. Genauer gesagt, war sie ihres Schlosses beraubt worden: Jemand hatte sie mit seinem Quadratlatschen aufgetreten. Das Holz war zersplittert. Ich wäre jede Wette eingegangen, dass der Fuß in dem Quadratlatschen einem Highlander in Blau gehört hatte. Diesmal war ich auf die Eventualitäten besser vorbereitet: Ich nahm ein Paar Handschuhe aus meiner Manteltasche und streifte sie über, ehe ich die Tür aufdrückte.
    Für mich wurde es beinahe schon zur Gewohnheit, in einer Situation wie dieser eine frisch erdrosselte Leiche vorzufinden, und so war ich beinahe enttäuscht, dass Gillespie nirgendwo saß und mich mit hervorquellenden Augen und heraushängender Zunge begrüßte. Aber lebend oder tot, er war nicht da. Doch ob es nun die Polizei gewesen war oder nicht, jemand hatte sein Haus gründlich durchwühlt.
    Ich hielt mich nicht lange auf. Wenn die Polizei noch nicht hier gewesen war, würde sie bald kommen. Die Bullen hatten durchaus Verstand, auch wenn es bei ihnen langsamer ging als beim Rest der Menschheit. Ich wusste, dass Jackie Gillespie gesehen worden war, wie er mit Tam McGahern sprach, und ich wusste, dass Tam McGahern einen großen Coup geplant hatte, um aus Glasgow herauszukommen. Die Polizei wusste das allerdings nicht. Sie würde eine Liste von bekannten Ganoven abarbeiten, die den Überfall hätten verüben können. Und auf dieser Liste würde Jackie Gillespie ziemlich weit oben stehen.
    Wer das Haus durchsucht hatte, hatte diese Schlussfolgerung bereits vor mir gezogen. Und das sah der Polizei nicht ähnlich.
    Ich kehrte zu meinem Wagen zurück und fuhr nach Süden. An einer Telefonzelle hielt ich und rief Sneddon an. Seine Stimme war kälter und härter als gewöhnlich.
    »Jemand wird dafür bezahlen, Lennox. Jemand wird teuer und lange dafür bezahlen. Es ist Jahre her, seit ein Bulle den Mumm hatte, die Hand gegen mich zu erheben.«
    »McNab?«
    »Der ist ein verdammter Verräter. Angeblich ist er doch Oranier, der Drecksack. Statt mich zu schikanieren, sollte er diesem stinkigen Fenier Murphy die grüne irische Scheiße aus dem Leib prügeln.«
    »Um ehrlich zu sein, Mr. Sneddon, ich glaube, genau das hat er getan. Und bei Jonny Cohen ebenfalls.«
    »Kann sein. Was Cohen angeht, haben Sie recht. Es heißt, er hat ganz schön was in die Fresse bekommen. Die Polypen haben ihn rausgepickt, weil bewaffneter Raubüberfall seine Spezialität ist.«
    Ich konnte es mir vorstellen. Jonny Cohen würde ganz oben auf der Liste stehen. Doch mich interessierte ein anderer Name.
    »Hat man Jackie Gillespie schon gefasst?«, fragte ich.
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«, fragte Sneddon. Nach kurzem Schweigen setzte er hinzu: »Wieso? Gehört Gillespie zu der Bande, die den Coup gelandet hat?«
    »Das weiß ich nicht. Ich nehme es aber an. Hören Sie, Mr. Sneddon, ich glaube, ich habe alle Puzzlestücke zusammen. Es ist, wie ich schon sagte: Die Sache könnte Ihnen, Murphy und Cohen jede Menge Ärger einbringen. Heute war erst der Anfang. Die Politik spielt auch mit rein. Können Sie ein Treffen ansetzen? Rufen Sie die beiden anderen Könige zusammen, und ich trage Ihnen vor, was ich weiß. Ich werde Sie alle brauchen, Ihre vereinten Kräfte, um mit dieser Sache fertigzuwerden.«
    »Ich weiß nicht recht, Lennox. Die Bullen kleben an uns wie die Kletten. Aber gut, ich versuche mein Bestes.«
    »In zwei Stunden rufe ich noch mal an.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, fuhr ich zu meinem zweiten Hausbesuch. In Mount Vernon parkte ich um die Ecke des Wohnblocks, in dem Eskimo-Nell an dem Abend verschwunden war, an dem man Smails den Kragen enger gezogen hatte. Über einem Erdgeschoss aus Ladenlokalen waren drei Etagen mit Wohnungen. Vor der Gasse parkte ein Austin A30. In sämtlichen Wohnungen brannte Licht, und ich ging davon aus, dass Eskimo-Nell zu Hause war. Ich hoffte, sie war allein. Wenn sie Gesellschaft hatte, wurde ich wahrscheinlich damit fertig, aber es konnte die Dinge verkomplizieren und mich aufhalten.
    Ich stieg die Treppe hoch und klopfte an die Tür. Mir öffnete das Mädchen, dem ich von Smails’ Laden

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