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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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ich.
    Sneddon und Murphy richteten ihre mordlüsternen Blicke in einer Weise auf mich, die mir verriet, dass nicht viel fehlte, und ich würde mich in ein frühes Grab spötteln. Wenigstens hatte ich bewirkt, dass sie sich in einer Sache einig waren. Nun wurde es Zeit, dass ich weitermachte.
    »Wie auch immer«, fuhr ich fort, »so sehr es mir widerstrebt, diese Konferenz der Denkfabrik zu unterbrechen – ich finde, wir sollten über das reden, was ich herausgefunden habe, statt uns gegenseitig in Stücke zu reißen.« Während ich redete, umrundete Jonny Cohen Tiny Semple und baute sich zwischen Sneddon und Murphy auf.
    »Lennox hat recht«, sagte er. »Wenn wir uns gegenseitig an die Gurgel gehen, können wir uns gleich begraben lassen. Täuschen wir uns nicht – es gibt nicht nur drei Bosse in dieser Stadt. Da ist noch eine vierte Macht, nämlich die Bullen. Die freuen sich doch wie die Schneekönige, wenn wir vor ihnen Schwäche zeigen. Hören wir uns lieber an, was Lennox zu sagen hat.«
    Erneut wirkte der Raum zu hell, die Farben zu intensiv, die Kanten zu scharf.
    »Ich muss mich setzen«, sagte ich und ließ mich in einen Ledersessel sinken. Jonny brachte mir ein Glas Wasser aus dem Krug auf der Theke.
    »Scheiße noch mal, ist er okay?« Sneddons mitfühlender Tonfall berührte mich zutiefst.
    »Mir geht’s ganz toll«, sagte ich. Ich stürzte ein Glas Wasser hinunter. »Wissen Sie, was ich an Ihnen so mag? Sie sind genau das, was Sie sagen. Ich weiß, das jeder von Ihnen ist, wer er zu sein behauptet, und zwar ein durch und durch ausgekochter Kotzbrocken.«
    »Lennox ...«, sagte Cohen warnend.
    »Nein«, sagte ich so fröhlich ich konnte. »Ich meine das als Kompliment. Wissen Sie, jeder andere Bastard, mit dem ich zu tun hatte, war jemand anders. Nicht der, der zu sein er behauptete.«
    »Lennox, Sie reden wirres Zeug.« Jonny klang nun besorgt. Nicht besorgt darüber, dass mein Zustand schlechter geworden war, sondern dass er es werden würde, plötzlich und unwiderruflich, wenn ich Sneddon und Murphy nicht besänftigte.
    »Und genau das ist der Punkt«, sagte ich. »Alles war wirres Zeug. Nichts hat einen Sinn ergeben. Dass Frankie McGahern mich angegriffen hat, während McNab Zeuge war, war sinnlos. Dass Frankie in seiner Werkstatt war, nur um dort den Schädel zu Mus geschlagen zu bekommen, war sinnlos. Aber es bekommt Sinn, wenn niemand derjenige ist, von dem man glaubt, dass er es war. Wenn man darüber nachdenkt, ist es ziemlich offensichtlich. Zwillinge. Tam, der kluge Kopf, die hochdekorierte Wüstenratte, der ehemalige Gideon-Force-Kämpfer ... und Frankie, der hoffnungslose Fall.«
    »Sie meinen, es war Frankie, der über dem Highlander den Bleieinlauf bekommen hat, und nicht Tam?«, fragte Sneddon. Ich war erleichtert zu sehen, wie er sich einen Drink aus der Whiskyflasche eingoss, statt damit nach Murphy zu werfen.
    »Es war Frankie. Zu Anfang habe ich gedacht, es wäre eine Verwechslung ... dass es bloß Zufall war, dass sich Frankie statt Tam in der Wohnung aufhielt. Sie spielten ein Spiel, verstehen Sie. Wilma zufolge, der Teilzeitnutte, die in der Nacht dort war, hatte Tam Frankie überredet, sie hin und wieder zu bumsen, nur um zu sehen, ob sie den Unterschied bemerkt. Ein kleiner Spaß. Aber so war es nicht. Frankie wurde genau wie John Andrews und ein halbes Dutzend andere in die Falle gelockt. Frankie war Tams Zwillingsbruder. Sein eigen Fleisch und Blut. Aber Tam bedeutete Frankie nur so viel, dass er das gleiche Gesicht hatte und für Tam damit zu einer Fahrkarte wurde, die ihn aus der Klemme beförderte. Tam hatte einen großen Coup geplant: den Raub der Maschinenpistolen. Aber wegen der Käufer, für die sie gedacht waren, bekam er Ärger mit einer Bande, die nie aufgeben würde, bis sie ihn gefunden und beseitigt hätte.«
    »Lange gebraucht haben sie nicht«, warf Jonny ein. »Wenn Frankie in Wirklichkeit Tam war, hat es ihn trotzdem innerhalb weniger Wochen erwischt.«
    »Ich sage es noch einmal: Keiner ist, wer Sie glauben. Tam McGahern erfreut sich noch bester Gesundheit.«
    »Und wem wurde dann das Gesicht zu Brei geschlagen, so doch ...« Sneddon begriff die Bedeutung dessen, was er gesagt hatte, und ließ den Satz verhallen.
    »Genau. Das Gesicht zu Brei geschlagen. Und Tam McGahern hat keine Kosten und Mühen gescheut, dafür zu sorgen, dass weder seine Fingerabdrücke noch die seines Bruders irgendwo aktenkundig waren. Ich vermute, dass das arme Schwein mit der

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