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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Generalversammlung der Kirche von Schottland«.
    »Tragen Sie diese beschissenen Bilder mit sich rum und hängen sie überall auf, Sneddon?« Murphy versuchte, heiter zu grinsen, doch das Lächeln geriet ihm zu einem Zähnefletschen.
    »Einen Drink, Murphy?« Sneddon dachte nicht daran, den Fehdehandschuh aufzunehmen. »Wir können auf Ihre Majestät trinken, wenn Sie möchten.«
    »Ja ... immer wenn ich die sehe, brauch ich ’nen kräftigen Schluck. Sie sind sicher alle schon ganz gespannt auf die bescheuerte Krönung?«
    »Ich werde sie mir im Fernsehen anschauen«, antwortete Sneddon mit leiser, ruhiger Stimme. »Vom Fernsehen haben Sie sicher schon gehört.«
    »Ich wette, sie wird auf einem von diesen dicken Samtkissen sitzen, wie immer.«
    »Was ist damit?« In Sneddons Stimme lag etwas, das wie ein gespannter Draht klang.
    »Jetzt, wo wir alle da sind«, sagte ich, um rasch das Thema zu wechseln, »möchte ich Ihnen berichten, was ich über Tam McGahern herausgefunden ...«
    »Wissen Sie, wieso die Königin auf den Kissen sitzt?«, fuhr Murphy unbeirrt fort. Offenbar trug meine Stimme nicht so gut wie sonst.
    »Ich hab das unbestimmte Gefühl, dass Sie es mir gleich sagen«, entgegnete Sneddon. Er stellte sein Glas auf die Theke und wandte sich dem Jungen in der Kellnerjacke zu. »Du da ... verpiss dich. Aber lass die Flasche hier.«
    In meinem Kopf verstummte ein Honkytonk-Musiker mitten in der Melodie. Der Kellner ging, doch Murphy fing ihn demonstrativ ab und steckte ihm zehn Pfund Trinkgeld zu.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte Murphy. »Ich habe nichts gegen die Frau. Sieht ja ganz hübsch aus. Keine echte Augenweide, aber ich denke mir, Philip guckt sowieso die meiste Zeit auf ihren Hinterkopf.«
    »Was soll dieser Käse denn jetzt heißen?« Sneddons stämmiger Körper und sein hartes Gesicht schienen noch stämmiger und härter zu werden. Jonny Cohen sah mich mit einem Blick an, der sehr beredet ausdrückte, was ich dachte: Oh, Scheiße!
    »Hört mal, Jungs«, warf Jonny ein. »Jetzt ist der falsche Augenblick ...«
    »Gar nichts soll das heißen«, sagte Murphy. »Nur dass Elizabeth auf diesen dicken Kissen sitzt. Ich frag mich, ob das daran liegt, dass sie mit diesem Scheiß-Griechen verheiratet ist. Und Sie wissen ja, was das bedeutet.«
    »Warum erklären Sie es mir nicht?«, fragte Sneddon. Seine Hand ruhte direkt neben der Whiskyflasche auf der Theke.
    »Sie wissen doch selber, Sneddon ... Phil ist ’n Grieche. Und die Griechen, die liefern lieber am Hintereingang ab, wenn Sie verstehen, was ich meine ...« Murphy wandte sich seinen Gorillas zu. »Was sagt ihr dazu, Jungs?«
    »Ich glaube, das gehört zu ihrer beschissenen Kultur«, sagte eine der Bruchnasen. »Wahrscheinlich steht das bei denen irgendwo im Gesetz oder so.«
    »Genau«, sagte Murphy. »Oder vielleicht gehört das zu den griechischen Eheschwüren ... dich zu ehren und dir zu gehorchen und das Korn in die Kimme zu rammen.«
    Wenigstens, dachte ich, redet Murphy über ein Thema, das Sneddon interessiert. Nichts war dem Herzen Willie Sneddons – des ultrapatriotischen, dem Oranierorden angehörenden, tiefschwarzen protestantischen Loyalisten – näher als die neue Königin.
    »Euer beschissener Papst sitzt auch auf ’nem verdammten Haufen Kissen!«, rief Sneddon wütend. Seine Hand lag an der Whiskyflasche, aber ich glaubte nicht, dass er Murphy etwas zu trinken anbieten wollte. »Wenigstens muss Ihre Majestät sich nicht in ’ner bescheuerten Sänfte rumtragen lassen. Ich schätze, der Papst sitzt da jedes Mal drin, wenn ihm die Socken qualmen, weil er wieder mal den ganzen Tag hinter hübschen, knackigen Messdienern her gewesen ist.«
    Es gibt den Ausdruck, »man konnte die Luft schneiden«, und damit ist nicht gemeint, dass die Luft schlecht ist. Hammer Murphy und Willie Sneddon fixierten einander mit mordlüsternen Blicken. Andererseits konnte ich mich nicht erinnern, dass Hammer Murphy je etwas oder jemanden nicht mordlustig angestarrt hätte. Allenfalls milderte sich sein blutrünstiges Stieren während intimer Augenblicke mit seiner Frau oder zärtlicher Szenen mit seinen Kindern zu einem Schwere-Körperverletzung-mit-Todesfolge-Blick.
    »Na, jetzt kommen Sie schon«, sagte ich. »Ein Witz ist ein Witz. Keinem ist was passiert.«
    »Lennox hat recht«, sagte der Scheene Jonny mit einem scheenen Lächeln. »Wo wären wir denn alle, wenn wir keinen Sinn für Humor hätten?«
    »In Edinburgh?«, spöttelte

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