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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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alles eine Antwort hat. An diesem Abend allerdings musste diese Antwort über ganz Glasgow verteilt sein, denn ich ertappte mich dabei, wie ich ziellos durch die Stadt fuhr, ohne die Straßen zu sehen, während mein durchgerütteltes, unter Medikamenten stehendes Hirn sich weigerte, mir zu sagen, wohin ich fahren sollte.
    Doch andererseits – vielleicht hatte mein Hirn mir doch etwas gesagt. Ich fand mich in der Zukunft wieder. Vor mir ragten die teilweise fertiggestellten Monolithen von Moss Heights schwarz in den Nachthimmel. Wieder parkte ich in einigem Abstand von Jackie Gillespies brandneuem Haus, auch wenn der Atlantic als eines von nur drei in der ganzen Straße geparkten Autos immer noch auffällig genug war.
    Die Hintertür stand auf. Ich ging in die Küche und bedauerte, dass ich keine Taschenlampe mitgebracht hatte. Ich war mir nicht mal sicher, was ich hier tat. Ich war allein. Der Himmel mochte wissen, wie lange die Drei Könige aus dem Spiel sein würden. Ich konnte keinen Twinkletoes und keinen Tiny als Rückendeckung rufen. Ich hatte keinen Plan, nicht mal eine Ahnung, was ich hier eigentlich sollte.
    Ich ging durch zum Wohnzimmer. Dort war mehr zu erkennen, weil das scheußliche gelbe Licht der Straßenbeleuchtung hereinschien. Im Wohnzimmer herrschte noch das gleiche Durcheinander. Der einzige Unterschied war die Gestalt, die in der Ecke saß, teilweise im Schatten verborgen. Ich bemerkte diese Gestalt vor allem wegen des gelblichen Funkelns der abgesägten doppelläufigen Schrotflinte, die sie auf mich richtete. Ich hob die Hände, aber darüber hinaus bewegte ich mich nicht.
    »Hallo, Jackie«, sagte ich. »Alles in Ordnung?«
    »Nein.« Die Stimme aus der Ecke war tief, aber schwach. »Sind Sie Lennox?«
    »Haben Sie mich erwartet?«
    »So ungefähr«, sagte Gillespie. Er senkte die Schrotflinte, und ich senkte die Arme. »Sie sind für McGahern und sein Flittchen ein Lieblingsthema. Sie sollten eigentlich stillhalten, damit sie Ihnen was anhängen konnten. So wie mir.«
    »Das Komische ist, ich habe fast damit gerechnet, Sie hier zu finden«, sagte ich.
    »Jeder hat dieses Haus inzwischen durchsucht. Es wurde von den Listen gestrichen. Wo in Glasgow wäre ich sonst sicher.« Gillespie rückte leicht zur Seite, und sein Gesicht wurde in gelbes Licht getaucht. So wie er aussah, vermutete ich, dass es auch ohne die Straßenlaternen gelb gewesen wäre. Auf seinem Hemd und seiner Jacke sah ich einen glänzenden Fleck, der im Laternenlicht schwarz wirkte, und neben ihm auf dem Boden war eine schwarze Lache.
    »Scheiße, Gillespie. Lassen Sie mich einen Blick darauf werfen.« Ich bewegte mich auf ihn zu, doch er gab mir den Tipp, lieber stehen zu bleiben, indem er die Schrotflinte hob. Ich nahm mir den Tipp zu Herzen.
    »Lassen Sie’s bleiben, Lennox. Sie sprechen mit einem Geist. Sie waren ja auch im Krieg. Sie wissen doch – wenn einer zu viel Blut verloren hat, ist er fertig. Außerdem hätte ich schon gestern ins Krankenhaus gehen können. Aber wozu? Die hätten mich da aufgepäppelt, und dann hätten sie mich in Barlinnie in ein Loch geschmissen. Auf diese Weise entscheide ich selbst, wo und wann ich den Löffel abgebe.«
    »McGahern und Lillian haben Sie angeschmiert, stimmt’s?«
    »Nach Strich und Faden.« Gillespie senkte die Waffe. Als ich ihn fragte, ob ich mich neben ihn setzen könne, nickte er. Jetzt konnte ich seine Brust besser sehen. Er hatte recht. Sinnlos, noch um den heißen Brei herumzureden. »McGahern hat mich angeschossen. Er hat diese beschissenen Soldaten hingerichtet. Die sind bei keiner Schießerei gestorben. Sie waren Wehrpflichtige. Halbe Kinder. Dann drehte er sich um, die Ruhe selbst, und feuerte auf mich. Ich hab ebenfalls abgedrückt, hab den Drecksack aber verfehlt. Er ist abgehauen und mit dem Kastenwagen weggefahren. Ich nahm das Auto. Konnte kaum fahren. Ich hab die Karre stehen lassen, gewartet, bis es dunkel war, und bin hierher gelaufen. Ich hatte gehofft, Sie würden auftauchen.«
    »Ich hatte vermutet, dass Sie hier sind. Kann ich Ihnen irgendwas holen? Wasser?«
    Gillespie schüttelte den Kopf. »Ich will nur eins von Ihnen: dass Sie sich diese Dreckschweine schnappen. McGahern und seine Nutte. Sie hat die ganze Scheiße geplant.«
    »Nicht McGahern?«
    »Nee. Er hatte bloß die Idee. Das Flittchen aber hat alles möglich gemacht. Und jetzt halten Sie mal die Klappe, und hören Sie mir zu. Ich habe nicht mehr viel Atem übrig. Und vergessen Sie nicht, was

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