Lennox 01 - Lennox
hatte immer Geld in der Tasche, obwohl er gesoffen hat wie ’n Loch. Und gespielt hat er. Ich glaub, Tam hat ihm immer wieder was zugesteckt.«
»Warum?«
»Weiß ich auch nicht. Tam schien ihn irgendwie gern zu haben. Angeblich waren sie zusammen bei der Army. In der Wüste.«
»Und du glaubst nicht, dass Jimmy etwas mit dem Mord zu tun hat?«
»Nee, auf keinen Fall. Er hat Tam die Füße geküsst. Vor allem, weil Tam sein Goldesel war. Ich weiß nicht, was früher zwischen den beiden gewesen ist, in der Army und so, aber Tam schien zu glauben, er wäre Jimmy was schuldig. Tam hätte ihm sonst nie den Scheiß durchgehen lassen, den er die ganze Zeit gequasselt hat.«
»Warum ist Jimmy verschwunden, nachdem Frankie ermordet wurde?«
»Keine Ahnung.« Bobby zuckte mit den Schultern und strich seine gebrochenen Haarflügel nach hinten. Seine Hände zitterten noch immer. »Als Tam starb, war Jimmy seinen Goldesel los. Vielleicht dachte er auch, er wäre der Nächste.«
Ich dachte einen Augenblick darüber nach; dann schüttelte ich den Kopf. »Ergibt keinen Sinn. Wenn es so wäre, dann wäre Jimmy abgehauen, nachdem Tam tot war. Warum warten, bis jemand Frankies Kopf in Mus verwandelt?«
Bobby zuckte wieder die Achseln, doch er schaute mich dabei besorgt an. Offensichtlich glaubte er, ich würde ihm noch eine reinhauen, weil er die Widersprüche in dem, was er gesagt hatte, nicht ausräumen konnte.
»Wo wohnt Jimmy Wallace?«, fragte ich.
»Tut mir leid, Mr. Lennox, das weiß ich auch nicht.«
»Bevor Tam ermordet wurde, haben sich da irgendwelche neuen Gesichter gezeigt, oder ist etwas Ungewöhnliches passiert?«
Bobby sah mich mit leerem Blick an. Ich merkte, dass er krampfhaft nach irgendetwas suchte, was er mir sagen konnte, um weiteren Prügeln zu entgehen. Ich sah, wie ihm etwas einfiel.
»Jackie Gillespie ist ein paar Mal vorbeigekommen.«
»Der Raubexperte? Wollte Tam einen Geldtransport überfallen?«
»Keine Ahnung. Aber ich hab Tam drei- oder viermal zusammen mit Gillespie im Highlander gesehen. Sie haben viel miteinander geredet.«
»Gillespie ...«, sagte ich mehr zu mir als zu meinem neuen Freund. »Gillespie ist ein richtig schwerer Junge. Zwei Nummern größer, als die McGaherns es jemals waren. Sonst noch jemand?«
»Zwei Kerle, die ich nie zuvor gesehen hatte. Tam ließ sich manchmal von mir fahren ... er hat sich mit ’nem großen fetten Mann getroffen, der im Central Hotel wohnte. Jimmy Wallace hat ihn begleitet.«
»Kannst du mir mehr über diesen Mann erzählen?«
»Nee, Mr. Lennox, tut mir leid. Nur dass ich ihn für ’nen Ausländer hielt oder so. Ich hab ihn nur von Weitem gesehen, wenn er mit Tam aus dem Hotel kam, aber so wie er aussah und was er anhatte, da dachte ich, der ist ’n Ausländer.«
»Und der andere Fremde?«
»Der war ganz anders. Ein schmieriger kleiner Scheißer mit ’nem herunterhängenden Augenlid.«
Ich grinste, weil ausgerechnet Bobby jemanden einen schmierigen kleinen Scheißer nannte. »Was hatte McGahern mit dem Kerl zu tun?«
»Weiß ich nicht. Ehrlich. Aber der Kerl hatte Angst vor Tam. Bei dem anderen, dem großen fetten Ausländer, schien das nicht so zu sein. Und Jackie Gillespie hat vor keinem Angst.«
Ich ließ Bobby in der Wohnung zurück und begab mich wieder auf die Straße. Dabei dachte ich nach über das, was er mir gesagt hatte. Der Ausländer und der Kerl mit dem schlaffen Auge waren vermutlich unwichtig. Irgendwelche Geschäftspartner. Aber Jimmy Wallace interessierte mich. Seinen Namen hatte ich noch nie gehört, aber nach allem, was Bobby gesagt hatte, überraschte das nicht. Er war kein aktives Mitglied der McGahern-Gang gewesen, schien aber auf der Gehaltsliste gestanden zu haben. Außerdem war ich der Ansicht, dass Bobby ihn vorschnell als Mörder abgetan hatte. Vielleicht war er eine Pfeife, wie Bobby ihn bezeichnet hatte, aber ich hätte Einiges darauf gesetzt, dass er als Ex-Wüstenratte im Fall des Falles besser auf sich aufpassen konnte als Bobby und seine Kumpane. Außerdem war die Wahrscheinlichkeit groß, dass Wallace im Krieg getötet hatte. Blieb die Frage, weshalb er erst das Weite gesucht hatte, als Frankie tot war, und nicht gleich, nachdem man seinen Gönner Tam kaltgemacht hatte.
Aber da war noch mehr, was mich störte. Es gab mir zu denken, dass die Mörder es nicht eilig gehabt hatten. Profis verhielten sich normalerweise nicht so. Wenn man vom Schauplatz eines Mordes flüchtet oder mit einem Auto
Weitere Kostenlose Bücher