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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Geschäfte, Copland and Lye zum Beispiel, konnte ich ihnen folgen; meistens aber wartete ich auf der anderen Straßenseite vor den Läden und rauchte, beobachtete und hoffte, dass sie wieder aus dem Haupteingang herauskamen. Es dauerte, und es war langweilig, sodass ich Zeit zum Nachdenken hatte. Unter anderem über Dinge, bei denen irgendwas nicht stimmt und die einen dann wie dumpfer Zahnschmerz nicht mehr in Ruhe lassen. Zum Beispiel, dass John Andrews mich kaufen wollte. Oder dass John und Lillian Andrews das merkwürdigste aller merkwürdigen Paare waren, das ich je gesehen hatte. Ich wusste, dass Frauen oft wegen Geld heirateten, aber selbst in Glasgow hätte eine Frau wie Lillian ihr Visier viel höher richten können.
    Lillian und ihre Freundin verschwanden für eine halbe Ewigkeit in Coupars Pelzgeschäft. Als sie herauskamen, umklammerte die Blonde freudestrahlend ein großes, mit Schnur umwickeltes Paket. Über die Straße hinweg ließ es sich schwer sagen, doch irgendwie hatte ich den Eindruck, dass ihre Miene mehr ausdrückte als nur die Freude über einen Kauf. Es sah so aus, als wäre sie beschenkt worden.
    Es wurde allmählich dunkel, und so brauchte ich mir keine Gedanken mehr darüber zu machen, ob genügend Passanten mich vor den Blicken der Frauen verbargen. Ein Vorhang aus dichtem Nebel legte sich über die Straßen. Die Glasgower Industrie, die mehr als eine Million Kohleöfen und das feuchte, drückende Klima ließen den hiesigen Smog in Dichte und Tödlichkeit nur hinter dem in London zurückstehen. Hinter diesem feuchten Vorhang waren viele Babys gezeugt worden; noch mehr aber hatte er erstickt. Im Vorjahr hatte es in ganz Großbritannien ein nie erreichtes Hoch an Smog-Toten gegeben; allein am Londoner Nebel waren eintausend Menschen gestorben. Man sprach über ein Gesetz zur Reinhaltung der Luft, doch unternommen hatte man noch nichts. Heute senkte sich wie jeden Abend der Smog auf die Stadt. Mehr als eine Seele würde diese Welt aus Mangel an brauchbarer Luft verlassen müssen.
    Was den Smog anging, hatte ich einen sechsten Sinn entwickelt: Eine gute halbe Stunde, ehe er richtig einsetzte, spürte ich ihn schon in den Lungen. Die Straßenlaternen schalteten sich ein, aber sie wurden zu grau verschleierten Glimmlichtern gedämpft. Ich schlug den Mantelkragen hoch und zog die Hutkrempe herunter. Der Smog würde mich verbergen, aber auch die Frauen, denen ich folgte. Ich musste näher an sie heran.
    Lillian Andrews gab ihrer Freundin zum Abschied ein Küsschen und stieg in die Straßenbahn. Ich folgte ihr in den gleichen Waggon, setzte mich aber so weit von ihr entfernt, wie es ging, und versteckte mein Gesicht hinter der Hutkrempe. Auf der Trongate stieg Lillian aus. Ich wartete ein paar Augenblicke und hundert Meter, ehe ich von der fahrenden Straßenbahn sprang. Die Schaffnerin brüllte mir auf Glasgowisch etwas Unverständliches hinterher. Der Smog war jetzt so dicht, dass ich nur meterweit sehen konnte. Ich musste schnell laufen, damit ich Lillian nahe genug kam, um das Klacken ihrer Absätze auf den Pflastersteinen hören zu können, während sie Richtung Merchant City ging. Ich verlor sie.
    Ich blieb stehen und lauschte wieder auf das Klacken ihrer hohen Absätze, aber selbst das war verschwunden. Ich ging ein paar Meter, wobei ich die Bordsteinkante im Blick behielt: Im Smog ist es leicht, auf die Straße zu geraten und völlig die Orientierung zu verlieren. Lillian Andrews hatte mich nach Merchant City geführt, und ich war mir nicht sicher, auf welcher Straße ich mich befand. Ich blieb wieder stehen und lauschte. Nichts. Ich fluchte und konnte mich nicht entscheiden, ob ich weitergehen oder lieber versuchen wollte, meinen Weg durch den grauen Nebel zurückzufinden. Ich ging noch ein paar Meter. Als ich am Ende einer schmalen Gasse vorbeikam, packte mich etwas Schnelles, Kräftiges.
    »Ich habe dich vorhin schon gesehen«, sagte Lillian Andrews und zog mich in die Gasse. Augenblicklich waren wir durch den Smog vor allen Blicken geschützt. »Du hast mich beobachtet. Du bist mir gefolgt, nicht wahr?« Sie ließ mir keine Gelegenheit zu antworten, sondern bedeckte meinen Mund mit ihren Lippen. Ihre Zunge drang tief in meinen Mund. Sie schob mich fort, lehnte sich an die Hausmauer, knöpfte Jacke und Bluse auf und enthüllte ihre vollen, im trüben Licht milchweißen Brüste.
    »Ist es das, was du willst? Bist du mir deswegen gefolgt?«
    Ich starrte auf ihre Brüste. Sie hatte ihre

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