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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Powell nachgedacht. Ich war mir sicher, dass er hinter der professionellen Durchsuchung meines Büros steckte und dass ich seinetwegen das unbestimmte Gefühl hatte, von jemandem beschattet zu werden, der sich auf sein Handwerk verstand. Powell war ein Profi. Hätte er mich nicht selbst auf sich aufmerksam gemacht, hätte ich nie herausbekommen, dass er in der Sache mit drinsteckte.
    Ich stieg aus dem Zug und ging mitsamt Reisetasche schnurstracks ins Horsehead. Nach den Vorfällen in Perth brauchte ich dringend ein bisschen Glasgower Fröhlichkeit. Big Bob kam zu mir und schenkte mir einen Roggenwhisky aus der einzigen Flasche Nicht-Scotch ein, die es in der Kneipe gab.
    »Wie geht’s?«, fragte er ohne sein gewohntes Lächeln.
    »Gut. Was ist los?«
    »Einer von Willie Sneddons Jungs war hier. Hat nach dir gesucht.«
    »Twinkletoes McBride?«
    »Nein, so ’n kleiner Spinner, ein Laufbursche. Ich soll dir ausrichten, dass Sneddon dich sehen will. Wenn du mich fragst, Lennox, spielst du in der falschen Hälfte vom Bolzplatz. Ich weiß nicht, weshalb du dich mit einem wie Willie Sneddon einlässt.«
    »Das ist mein Broterwerb, Bob, das weißt du doch inzwischen. Sneddon und ich sind alte Spielkameraden.«
    Nachdem ich meinen Whisky ausgetrunken hatte, verließ ich das Highlander, ging zu einer Telefonzelle und rief Sneddon an. Ich berichtete ihm von meinen bisherigen Fortschritten, die kleiner ausfielen, als er erwartet und ich erhofft hatte. Ich verschwieg ihm allerdings, dass Wilma überzeugt war, nicht Tam, sondern Frankie sei auf der Treppe zur Wohnung abgeknallt worden. Aus irgendeinem Grund, den ich selbst nicht ganz begriff, war ich noch nicht bereit, Sneddon davon zu erzählen. Wilmas Intuition war der einzige Beleg, und ihre Behauptung konnte alles Mögliche in Gang setzen. Deshalb hatte ich beschlossen, Wilmas Aussage vorerst für mich zu behalten.
    Als ich mit meinem Rapport fertig war, revanchierte sich Sneddon: Er hatte praktisch alle seine Leute herumschnüffeln lassen, ob sie etwas aufschnappten, das er mir berichten konnte. Aber es gab nichts.
    »Sie glauben also, dieser Macker aus dem Hotel hat sich Wilma geschnappt?« Am Telefon, ohne seine pseudo-baroniale Umgebung und seine teuren Klamotten, klang Sneddon ganz wie der hartgesottene Gangster aus Govan, der er war.
    »Da bin ich mir sicher. Kommt er Ihnen irgendwie bekannt vor?«
    »Nee. An so einen würde man sich erinnern. Und ich hab ein gutes Gedächtnis für Gesichter. Könnte einer von Cohens Leuten sein, aber irgendwie glaub ich nicht daran. Vielleicht ist er ein Amateur. Aber nach allem, was Sie sagen, ist auch das eher unwahrscheinlich. Vielleicht kommt er von außerhalb.«
    »Ein Amateur ist er jedenfalls nicht. Der Kerl ist ein Profi. Aber irgendwie kam er mir nicht wie ein Gangster vor ... Nehmen Sie’s mir nicht übel.«
    »Aber nein«, sagte Sneddon ohne Ironie. »Ich höre mich bei den Jungs um, vielleicht klingelt’s bei einem von denen.«
    Mehr war nicht zu sagen, aber ich hatte noch eine Frage, ehe ich auflegte.
    »Mr. Sneddon, haben Sie von einer Frau namens Lillian Andrews gehört? Ich habe keine Ahnung, wie ihr Mädchenname gewesen sein könnte.« Ich beschrieb ihm Lillians Aussehen und ihre umwerfende Figur. »Die Frau ist ebenfalls ein echter Profi, genau wie unser Bursche in Perth. Und hartgesotten obendrein. Die hat garantiert nie auf der Straße schuften müssen.«
    »Hier gibt’s ’ne Menge heiße Schnallen, Lennox. Und selbst ich kenne nicht jede Nutte in Glasgow. Aber es hört sich an, als hätte die Kleine zu viel Klasse, um in einem von Danny Dumfries’ Klubs zu arbeiten. Und eine wie die steht auch nicht am Blythswood Square. Sie sollten mal mit Arthur Parks reden. Ich sag ihm Bescheid, in Ordnung?«
    Ich grinste. Wenn Parks von Willie Sneddon auf mein Kommen vorbereitet wurde, konnte ich mit voller Unterstützung rechnen.
    »Lennox?«
    »Ja?«
    »Sie sollten es mir sofort sagen, wenn Sie etwas über Tam McGahern rausfinden. Ich mag keine Überraschungen.«
    Als ich auflegte, fühlte ich mich mehr als nur ein bisschen unbehaglich. Wenn Wilma recht gehabt hatte mit ihrer Vermutung, dass Frankie und nicht Tam als Erster gestorben war, hatte ich eine ziemlich große Überraschung im Ärmel.

9
     
    Als ich am nächsten Abend zum Puff kam, sagte ich dem Türsteher, dessen Kopf vor allem aus Hals bestand, dass Mr. Parks mich erwarte, und der Bursche ließ mich in einen Raum, der früher wohl ein Gesellschaftszimmer

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