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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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niemand gesehen. Ich hab mich versteckt, bis sie weg waren.«
    »Da hat Bobby, Tam McGaherns zahmer Affe, mir aber was anderes erzählt. Er sagt, Sie haben die Kerle aus dem Fenster beobachtet. Also, Wilma? Haben Sie die Männer erkannt? War es jemand, den Sie aus dem Imperial kannten?«
    Sie blickte sich vorsichtig um, als suchte sie in den Rhododendrons nach irgendwelchen Spitzeln. »Das kann ich nicht machen. Nicht jetzt. Ich muss nachdenken. Kommen Sie später wieder.«
    »Ich weiß, dass Sie Angst haben, Wilma. Aber ich muss von Ihnen hören, was ich wissen muss. Sagen Sie mir, wer Sie hierher gebracht hat. Erzählen Sie mir, was Sie gesehen oder gehört haben, das sich nicht herumsprechen soll. Sagen Sie es mir, und ich verschwinde, das verspreche ich. Aber wenn nicht ...«
    Wilma blickte finster drein und biss sich wieder in die Unterlippe. »Es war nicht Tam.«
    »Wie bitte?«
    »Ich glaub nicht, dass Tam in der Nacht bei mir war. Es war Frankie, der auf der Treppe erschossen wurde.«
    »Wilma ... es kann nicht Frankie gewesen sein. Ich bin Frankie McGahern vier Wochen später begegnet.«
    »Sie haben das für ’nen tollen Witz gehalten.« Wilmas Augen glänzten vor Tränen. »Sie hatten es vorher schon mit mir gemacht. Die Plätze getauscht. So getan, als wären sie der andere. Ein paar Monate vor der Nacht ging’s los. Tam rief mich an, ich soll ihn in der Wohnung über dem Highlander treffen. Aber er kam nicht jedes Mal. Und manchmal tauchte Frankie auf. Aber Frankie hat immer so getan, als wäre er Tam.«
    »Und Sie sind sicher, dass in der fraglichen Nacht Frankie zu Ihnen gekommen ist?«
    Wilma nickte. »Toller Witz, was? Mal gucken, ob die blöde Nutte zwischen zwei Zwillingen ’nen Unterschied merkt.«
    »Aber Sie haben den Unterschied bemerkt.«
    »Frankie war ... er war anders als Tam.« Sie errötete, und eine Träne lief ihr über die Wange.
    »Sind Sie ganz sicher, Wilma?«
    »So sicher wie ’ne Frau sich nur sein kann. Aber ich hab nie was gesagt. In seinen Klamotten wurden Sachen gefunden, die bewiesen haben, dass er Tam war. Ich hab’s nicht kapiert. Ich dachte, vielleicht irre ich mich doch. Also hab ich mitgespielt.«
    Ich ließ den Blick über das Gelände des Sanatoriums schweifen. Kaum passten ein paar Mosaiksteine zusammen, fielen sie an anderer Stelle wieder auseinander. Frankie tot in der Wohnung über dem Highlander. Tam, der mit mir eine Schlägerei vom Zaun gebrochen hatte und in der gleichen Nacht in der Autowerkstatt in Rutherglen umgebracht worden war. Tam war eine harte Nuss gewesen. Ein Bursche mit einer Menge Kriegserfahrung, die sich mit meiner messen konnte. Wenn ich es in jener Nacht tatsächlich mit Tam zu tun gehabt hatte, dann hatte er sich absichtlich zusammenschlagen lassen, um die Welt davon zu überzeugen, dass er Frankie war. Aber warum? Frankie war eine Null. Nur der Name Tam McGahern besaß genügend Macht, um ein Verbrechensimperium aufzubauen. Und noch etwas fiel mir auf: Jimmy Wallace, die Klette, von der Bobby geredet hatte, musste eingeweiht gewesen sein. Er war erst nach dem zweiten Mord verschwunden, weil er Bescheid gewusst hatte. Er wusste, dass nicht Tam bei dem ersten Mord gestorben war, sondern Frankie. Mit dem zweiten Mord hatte man Tam erwischt, und das war für Jimmy Wallace das Zeichen gewesen, sich zu verdrücken.
    »Wer hat dich hergebracht, Wilma?«
    Eine Krankenschwester ging vorbei. Sie sah erst uns an, dann ihre Taschenuhr, und runzelte betont die Stirn. Wilma bekam es wieder mit der Angst zu tun. »Ich weiß nicht, wer die Typen sind, aber sie haben mir Geld gegeben und mir gesagt, ich soll den Mund halten. Die beobachten mich. Sie sollten jetzt lieber gehen, Mister.«
    »Erzählen Sie mir genau, was in dieser Nacht passiert ist.«
    »Jetzt nicht. Kommen Sie wieder.«
    »Wann?«
    »Morgen ist von drei bis halb fünf Besuchszeit. Kommen Sie dann. Aber ich verspreche nichts. Ich will einfach nur aus diesem Schlamassel raus.«
    »Was für ein Schlamassel, Wilma?«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie war jetzt sehr verängstigt. Ich ließ das Thema fallen.
    »Wir sehen uns morgen, Wilma.« Als ich aufstand, wirkte sie erleichtert. Ich beschloss, ihrer Erleichterung einen Dämpfer zu versetzen. »Ich rate Ihnen dringend, Wilma, halten Sie sich an unsere Abmachung. Ohne böse Überraschungen für mich. Ich bin Ihr einziger Besucher, verstanden? Wenn ich jemanden sehe, der auch nur entfernt nach einem Gangster aussieht, steige ich in den nächsten

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