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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Mann.«
    Sie lachte auf. »Nur zu.« Sie bluffte nicht.
    Ich packte sie beim Handgelenk und zerrte sie ins Wohnzimmer. In den Salon, wie man in Bearsden wahrscheinlich sagt. Die gute Stube war modern eingerichtet: Sofa und Sessel – so tief, dass man einen Kran brauchte, um wieder rauszukommen –, ein entsprechend niedriger Couchtisch aus hellem Holz und ein Raumteiler aus Schmiedeeisen und Hartholz. Aus der Ecke blickte uns das kleine graue Auge eines brandneuen Fernsehers an. Ich stieß Lillian in einen der niedrigen Sessel. Für eine Hausfrau aus der feinen Vorstadt schien sie sich nicht sonderlich daran zu stören, wie ich sie rumschubste. Sie musterte mich mit unvermindertem Hass in den dunklen Augen. Angst sah ich bei ihr nicht. Nur Hass.
    »Sie können sich verstellen, so lange Sie wollen, Lillian, aber wir wissen beide, dass Sie es waren, die die Hand um meinen Schwanz gelegt hat, bevor bei mir die Lichter ausgingen. Sie wollten nur herausfinden, ob ich Ihnen wegen meinem Ständer gefolgt bin oder ob ich einen anderen Grund hatte, Sie zu beobachten. Nun, den hatte ich. Einen beruflichen Grund, den ich Ihnen nicht mitteilen werde. Aber was als berufliche Neugier begann, wurde sehr schnell persönlich, als Ihr Schläger versucht hat, mir den Schädel zu brechen.« Ich setzte mich vor sie hin und legte meinen Hut neben mich aufs Sofa. »Also, wie geht die Geschichte?«
    Sie starrte mich durchdringend an, doch der Hass verflüchtigte sich. Dann lachte sie zynisch auf, als hätte sie plötzlich etwas begriffen.
    »Sie arbeiten für John, stimmt’s? Er hat Sie bezahlt, damit Sie mir hinterherschnüffeln, habe ich recht?«
    Ich sagte nichts, doch sie nickte beifällig.
    »Dachte ich’s mir. Also gut, ich habe einen Fehler begangen. Ich habe mich mit jemandem eingelassen. Mit jemandem, der schlecht für mich war. Ich bin mit ihm fort. Ich wollte John verlassen. Aber dann bin ich zur Vernunft gekommen und nach Hause zurückgekehrt. Mein ... Freund ... nun ja, er wollte nicht akzeptieren, dass ich zu John zurückging. Er hat gedroht, mir allen möglichen Ärger zu machen. Deshalb habe ich mich neulich abends mit ihm getroffen, um ihm zu sagen, dass es mit uns aus ist. Ich habe ihm gesagt, dass mir jemand folgt. Deshalb hat er Sie niedergeschlagen. Es tut mir leid. Aber er ist sehr unbeherrscht. Das ist einer der Gründe, weshalb ich mich von ihm getrennt habe.«
    »Wirklich? Ich muss schon sagen, er ist der toleranteste eifersüchtige Liebhaber, auf den ich je gestoßen bin. Immerhin hat er erlaubt, dass Sie mir Ihre Titten zeigen und mir die Zunge in den Hals stecken.«
    Sie nahm eine Zigarette aus einem Päckchen auf dem Couchtisch und entzündete sie mit einem Tischfeuerzeug aus Marmor. Mit blutrot lackierten Fingernägeln tippte sie auf die Schachtel.
    »Sie verstehen nicht. Solche Dinge können kompliziert sein. Sex ist kompliziert. Wenn ich bei meinem Freund bin, bin ich ein anderer Mensch.«
    »Und das ist jetzt alles vorbei?«, fragte ich.
    »Aus und vorbei.«
    »Dann haben Sie bestimmt nichts dagegen, mir die Adresse von Ihrem Ex zu geben. Ich würde ihn gern mal besuchen und mich revanchieren.«
    Ihre Augen wurden wieder hart. »Nein. Das tue ich nicht. Ich will, dass die Vergangenheit ruht. Er ist ein gewalttätiger, gefährlicher Mann. Sie haben es ja erlebt. Bitte, lassen Sie es bleiben.«
    »Wie heißt er?«
    Sie ging zu einem Sideboard, öffnete eine Schublade, nahm zehn Fünfpfundscheine aus einer Brieftasche und hielt sie mir auf Armeslänge hin. »Nehmen Sie das.«
    »Ihr Mann hat mich schon bezahlt.«
    »Jetzt bezahle ich Sie. Dafür, dass Sie alles vergessen. Ich bin wieder mit meinem Mann zusammen, und er weiß von nichts. Es tut mir leid, was an dem Abend passiert ist. Bitte nehmen Sie das Geld. Betrachten Sie es als Entschädigung.«
    Ich nahm die Scheine und steckte sie in die Tasche. Genau wie sie gesagt hatte: eine Entschädigung. Dann erhob ich mich und setzte den Hut auf.
    Sie brachte mich zur Tür. »Sind wir uns einig, dass diese unerfreuliche Episode vorbei ist, Mr. Lennox?«
    »Ja. Nur noch eine Sache ... sagt Ihnen der Name Margot Taylor etwas?«
    Sie schürzte nachdenklich die Lippen. »Nein. Wieso?«
    »Nicht weiter wichtig. Margot sah Ihnen ein bisschen ähnlich. Ich dachte, Sie könnten vielleicht verwandt sein.«
    Sie beobachtete mich von der Tür aus, bis ich das Grundstück verlassen hatte. Eine Zeitlang saß ich in meinem Wagen und starrte auf die Windschutzscheibe.
    Drei

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