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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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gewesen war.
    Park Circus befand sich im West End von Glasgow und lockerte die viktorianische Monotonie der städtischen Architektur durch einen Kreis beeindruckender georgianischer Reihenhäuser auf. Die meisten Häuser wurden noch von halbwegs wohlhabenden Familien bewohnt, doch einige hatte man in Wohnungen unterteilt. Das Reihenhaus, das ich soeben betreten hatte, gehörte zwar ganz allein Arthur Parks, doch oben hatte er für sich ein großes Apartment abgetrennt. Dazu gab es zwei kleinere Wohnungen, eine im Parterre und eine im Keller. In diesen beiden Wohnungen betrieb Parks eines der lukrativsten Gewerbe der Welt. Und, wie das Sprichwort sagt, das älteste.
    Ich war in der Erdgeschosswohnung. Im Empfangsraum, in den ich geführt wurde, saßen drei Frauen und standen auf, als ich hereinkam. Eine war um die dreißig, die beiden anderen viel jünger. Eine konnte höchstens neunzehn sein. Sie alle waren hübsch, hatten Rundungen an den richtigen Stellen und lächelten verführerisch. Ich hob die Hand.
    »Tut mir leid, Mädels, ich bin geschäftlich hier, nicht zum Vergnügen.« Ihr Lächeln verschwand so rasch und mechanisch, wie es gekommen war, und sie ließen sich wieder aufs Sofa sinken und setzten das Gespräch fort, das sie geführt hatten, als ich hereingekommen war. Ich setzte mich in einen großen Ledersessel und zündete mir eine Zigarette an. Ein kleiner, kahlköpfiger, vogelhafter Geschäftsmann in tadellosem Anzug kam herein, und die Frauen wiederholten ihre Vorstellung. Ich schätzte den Geschäftsmann auf ungefähr sechzig, aber er suchte sich das jüngste Mädchen aus.
    »Sei vorsichtig, wenn er dir einen Lutscher anbietet«, sagte ich zu dem Mädchen, als sie und ihr Freier das Zimmer verließen. Die Wangen des kleinen Mannes liefen hochrot an. Ich gab mir keine Mühe, meine Abscheu zu verbergen.
    Die beiden anderen Frauen funkelten mich böse an, bis ein weiterer Mann ins Zimmer kam. Diesmal war es kein Freier.
    Arthur Parks war ein hässlicher Vogel. Er war ungefähr eins achtzig groß und kleidete sich wie aus dem Ei gepellt, doch er trug eine Flaschenbodenbrille, die seine Augen ins Insektenhafte vergrößerte. Wie bei einem Fisch schob seine Unterlippe sich über die Oberlippe, und man sah die Spuren einer schlecht ausgeführten Operation an einer angeborenen Hasenscharte. Er sprach mit einem gekünstelten Bariton.
    »Ah, Mr. Lennox«, tönte er und streckte theatralisch die schlaffe Hand vor. Alles, was er tat, war theatralisch. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Ich reichte ihm das Foto von Lillian Andrews, das ihr Mann mir gegeben hatte. Parks ergriff es mit einer manikürten Hand. Der pompöse Türkisring an seinem kleinen Finger passte zu seinen schweren Manschettenknöpfen. Ich fragte mich, ob zu dem Set auch ein Paar Ohrringe gehörte.
    »Erkennen Sie die Frau?«
    »Mmmm ... sehr attraktiv.« Es war, als beurteilte ein Abstinenzler einen guten Wein. Arthur Parks verkaufte zwar Frauen, interessierte sich aber nicht für sie. Seinen letzten Knastaufenthalt hatte er sich wegen widernatürlicher Unzucht auf der Herrentoilette der Central Station eingehandelt.
    Einen Moment lang glaubte ich in seinem Gesicht lesen zu können, dass er Lillian Andrews wiedererkannte, doch dieser Eindruck verschwand sofort wieder. Oder Parks hatte es rasch kaschiert.
    »Kennen Sie sie?«, fragte ich.
    »Nein. Nein, ich kenne sie nicht.«
    »Ganz sicher nicht?«
    Er schaute wieder auf das Foto, studierte es mit geheuchelter Aufmerksamkeit.
    »Nein, ganz sicher nicht. Im ersten Moment hat sich mich an jemanden erinnert. Aber sie kann es nicht sein. Die Frau, an die ich dachte, war blond. Und sie ist tot.«
    »Erzählen Sie mir von ihr.«
    »Vergessen Sie’s, Mr. Lennox. Die Frau hier kann unmöglich Margot Taylor sein. Es besteht eine nur oberflächliche Ähnlichkeit. Und wie ich schon sagte, Margot ist seit drei Jahren tot. Sie war eines meiner Mädchen, aber ich musste feststellen, dass sie in ihrer Freizeit auf eigene Rechnung arbeitete. Ich habe sie zur Strafe verprügelt und dann rausgeworfen. Ungefähr ein halbes Jahr später kam sie bei einem Autounfall ums Leben. Einer ihrer Freier saß betrunken am Steuer. Geschah ihr recht. Hätte sie mich nicht beschissen, würde sie immer noch hier arbeiten.«
    »Wie sehr ähnelte Margot der Frau auf dem Foto?«
    »Nicht sehr. Sie hat mich nur kurz an sie erinnert. Die Augenpartie.« Er gab mir das Foto zurück. »Tut mir leid. Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    Ich

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