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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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hätte.«
    Ich nahm einen Schluck Whisky. Es war ein guter Scotch, aber mir wäre ein Roggenwhisky lieber gewesen. Bisher hatte ich nichts gehört, wovon ich nicht schon gewusst hätte. Jonny schien es mir anzumerken.
    »Ich bin Ihnen keine große Hilfe, was? Tut mir leid. Würde Ihnen helfen, wenn ich könnte ... obwohl Sie für die falschen Leute arbeiten.« Er überlegte. »Eine Sache wäre da vielleicht. Tam McGahern mochte seine Frauen. Diese Wilma hat Sie vielleicht nicht weitergebracht, aber McGahern nahm sich gewöhnlich Professionelle als Freundinnen. Erfahren sollten sie sein.«
    »Ich habe es schon bei Arthur Parks versucht«, entgegnete ich. »Fehlanzeige.«
    »Arthur Parks ist eine Fassade für Sneddon. McGahern wäre niemals dorthin gegangen. Und er war auch nie in einem meiner Häuser. Irgendwo im West End gab es eine Gruppe von Mädchen, die unabhängig gearbeitet haben. Was die Yanks ›Callgirls‹ nennen würden: Alles diskret für gut zahlende Kunden arrangiert. Mädchen mit Klasse. McGahern übernahm den Schutz für sie. Er war nicht ihr Zuhälter; sie zahlten ihm bloß einen Anteil, und er stellte ihnen dafür Türsteher und so weiter. Es ging das Gerücht, dass McGahern auf eines der Mädchen scharf war. Die Kleine, die dort das Sagen hatte.«
    Ich dachte darüber nach. »Mädchen mit Klasse.« In Glasgow und bei Frauen, die sich für Geld bumsen ließen, war diese Aussage relativ. Ich dachte daran, wie Wilma Marshall aussah.
    »Haben Sie eine Adresse oder Telefonnummer?«, fragte ich.
    »Nein. Wie gesagt, die Sache war sehr diskret, und wir hielten uns raus. Hammer Murphy wollte ihnen Schutz aufzwingen, wusste aber nicht, wo sie zu finden waren. Außerdem hätte das Krieg gegen McGahern bedeutet. Es hieß auch, diese Nutten hätten bei den Bullen einen Stein im Brett, oder dass sie Beziehungen bis in die oberen Etagen hätten. Tja, seltsamerweise sieht es nun fast so aus, als hätte dieser Callgirlring sich in Luft aufgelöst ... nicht, dass man je viel von ihm bemerkt hätte.«
    Jonny machte mit den Händen eine Gebärde, die »Das war’s« bedeutete. Ich hatte ihm nicht alles gesagt, was ich wusste, und er mir vermutlich auch nicht. Doch so war es immer, und ich hatte wenigstens ein paar neue Hinweise erhalten.
    »Hören Sie, Jonny, vielleicht können Sie mir noch bei einer anderen Sache helfen, die nichts mit McGahern zu tun hat. Haben Sie diese Frau schon mal gesehen?« Ich zog das Foto hervor, das John Andrews mir gegeben hatte. »Ich glaube, sie war ebenfalls eine Professionelle. Sie nennt sich jetzt Lillian Andrews, aber weiß der Teufel, wie sie vorher geheißen hat.«
    »Worum geht’s?« Er nahm das Foto und betrachtete es. »Nett.«
    »Nur äußerlich«, sagte ich. »Sie ist mit einem John Andrews verheiratet, dem eine große Import-Export-Firma gehört. Irgendwas ist faul im Staate Bearsden, und die ganze Geschichte stinkt. Andrews hat Angst. Ich halte es für durchaus möglich, dass diese Frau ihn erpresst ... dass sie ihn irgendwie in der Hand hat.«
    Jonny schaute sich das Bild wieder an. »Ich glaube, die habe ich schon mal irgendwo gesehen.« Er schüttelte den Kopf, offenbar verärgert darüber, dass er sich nicht erinnern konnte. »Könnte ich das Foto ein paar Tage behalten? Um etwas zu überprüfen?«
    »Natürlich. Aber ich brauche es wieder. Ich habe kein anderes.«
    Wir unterhielten uns noch eine Weile über dies und das; dann dankte ich Jonny, dass er sich Zeit für mich genommen hatte, und wir gingen zur Tür. Auf dem Weg nach draußen sah ich ein Foto seiner Eltern auf dem Bücherregal. Sie saßen an einem Cafétisch im Freien unter einer Sonne, die nie auf Glasgow geschienen hatte.
    »Wie geht es Ihren Eltern?«, fragte ich.
    »Gut, Lennox, danke der Nachfrage. Ich mache mir Sorgen um sie. Der viele Ärger mit den Arabern.«
    »Sie haben selbst nie daran gedacht?«, fragte ich.
    »Nach Israel zu gehen? Nein, da bekommt man kein einziges anständiges Fischgericht. Und ich war nie politisch engagiert. Das war eher was für meinen Dad. Ich weiß noch, wie er vor dem Krieg dauernd von den Schwierigkeiten im Nahen Osten gesprochen hat. Ich habe nie begriffen, wie einen etwas aufregen kann, das in Falkirk passiert.«
    Ich lachte.
    »Aber ich hätte nie damit gerechnet«, fügte er hinzu, »dass meine Eltern in ihrem Alter noch auswandern ...« Er blickte achselzuckend auf das Foto. »Das zeigt mal wieder, dass man nie sagen kann, was die Zukunft für einen

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